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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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»Beliebt Ihr zu scherzen, hoher Herr?«
    Während ich zu ergründen versuchte, was ihn wohl dazu bewog, mich für einen hohen Herrn zu halten – meine Statur, das Rapier oder eventuell doch die taubenblauen Seidenstrumpfhosen –, fügte er hinzu: »Isaccos gibt es hier mehr, als ich auf Anhieb benennen kann, gewiss fünf Dutzend an derZahl.« Er überlegte kurz. »Vielleicht sogar doppelt so viele. Und das wären nur die, die ich kenne.«
    Ich sah unsere Aussichten, Baldassarres Handel zu einem raschen und unkomplizierten Abschluss zu bringen, rapide schwinden. »Es handelt sich um einen Isacco, der Athanore gekauft hat«, erklärte ich. »Das sind Alchimistenöfen zur Herstellung des Steins der Weisen.«
    Der Blick des Mannes sprach Bände. Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wovon ich redete.
    Wahllos versuchte ich es bei weiteren Anwohnern, doch jeder von ihnen kannte mindestens ein Dutzend, wenn nicht gar hundert Isaccos, aber keinen einzigen, von dem sicher zu sagen war, er habe Athanore erstanden.
    Unverrichteter Dinge kehrte ich daher zum Floß zurück und setzte die anderen von dieser misslichen Lage in Kenntnis.
    Elena wirkte verärgert und besorgt, doch mir kam eine Idee.
    »Immerhin hatte der Jude schon den halben Kaufpreis entrichtet«, meinte ich. »Wir können daher Messèr Celsi diese Summe bereits aushändigen, das beweist Ehrlichkeit und guten Willen. Den Rest bekommt er, sobald dieser Isacco das nächste Mal anrückt, um die Öfen abzuholen – was gewiss nicht lange dauert, da er ja schon die Hälfte angezahlt hat.« Ich wandte mich an Baldassarre. »Ihr habt das Geld von der Anzahlung doch bei Euch, oder?«
    Dem Alten stand das schlechte Gewissen auf der Stirn geschrieben. »Es ist momentan woanders«, bekannte er. Eilig fügte er hinzu: »Aber nur vorübergehend!«
    Beharrliches Befragen förderte zutage, dass er mit woanders eine Apotheke meinte, wo er unverzichtbare alchimistische Zutaten für den Prozess der Goldgewinnung gekauft hatte. Nun müsse man nur noch den Ofen in Betrieb nehmen, um das investierte Geld in Gold umzuwandeln und es auf diese Weise wieder flüssig zu machen. Buchstäblich.
    »Großvater«, sagte Elena hilflos.
    »Du wirst schon sehen«, versetzte er, wenn auch eine Spur zerknirscht.
    Uns blieb nichts anderes übrig, als mit den Öfen zur Ca’ Contarini zurückzukehren und derweil darauf zu hoffen, dass nicht nur bald der Jude mit der zweiten Rate auftauchte, sondern dass sich auch rasch ein Käufer für den dritten Ofen fand, damit das Geld zusammenkam, das Celsi zustand.
    Dass Baldassarre in dem vierten Ofen Gold backen würde, glaubte außer ihm selbst niemand von uns.

    Beim gemeinsamen Vespermahl herrschte gedrückte Stimmung, obwohl Franceschina uns ein Muschelragout auftischte, das an Köstlichkeit nicht zu übertrumpfen war.
    Cipriano erklärte, dass die angesammelten Ersparnisse der Truppe nicht ausreichten, um den fehlenden Geldbetrag auszugleichen, daher wolle er versuchen, mit Messèr Celsi wegen eines Aufschubs zu verhandeln.
    Sorgenvoll schloss er: »Sonst müssten wir es machen wie sonst auch immer in solchen Situationen: Fersengeld geben.«
    Baldassarre sparte nicht an wortreichen Protesten. Nicht einmal einen Tag werde er brauchen, um alles ins Lot zu bringen und die Truppe reich zu machen, so wahr er Baldassarre heiße.
    Aus dem Stand dichtete er einen dazu passenden Vers.
    »Wie öde und wie leer die Zeit verrinnt
    Für den, der immerzu nur sich besinnt!
    Nicht Hasenfuß, nicht zagend Herz gewinnt!
    Wer feig in ausgetret’nen Pfaden wandelt
    Nie mutig mit der Schicksalsmacht verhandelt
    Erlebet nie des Sieges frischen Wind!«
    Wir überhörten es geflissentlich, was nach Lage der Dinge wohl verständlich war. So leicht ließen sich die Sorgen nicht abschütteln, zumal Bernardo nach wie vor zu betrunken war, um aufzustehen, und auch Caterina sich noch immer nicht hatte blicken lassen. Anstelle der für diesen Abend eigentlich geplanten Lustigen Brautwerbung würden die Incomparabili das Mythenstück aufführen müssen, weil sonst nicht alle Rollen besetzt werden konnten.
    Elena drängte mich, das neue Canovaccio so umzuschreiben, dass sie notfalls sowohl die Aurelia als auch die Rosalinda spielen könne, zumindest vorübergehend, bis sich eine andere Lösung gefunden habe. »Über kurz oder lang werden wir für die Innamorati eine neue Schauspielerin finden müssen, denn Caterina wird immer unzuverlässiger«, sagte sie, während wir nach dem

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