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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Aufprall in Rizzos Gesicht gelandet. Jäh wurde er zurückgeworfen, taumelte gegen die Wand und stürzte dann zu Boden. Sein Degen landete klirrend neben ihm, ebenso das Messer, das Aldo fallen ließ, bevor er einen Hechtsprung in die Gondel machte. Sein Kumpan hatte bereits das Ruder ergriffen und stieß das Boot vom Wassertor weg. Das alles gewahrte ich als verschwommene, rasend schnelle Bilderfolge, während ich immer noch zu begreifen versuchte, was mit Rizzo geschehen war. Doch es war schlicht zu dunkel, und das Boot mit der einzigen Lichtquelle glitt bereits davon.
    Erst, als ich die brummende Bassstimme hörte, dämmerte es mir, das nicht irgendeine göttliche Macht Rizzo niedergestreckt hatte, sondern Rodolfo. Und zwar mit seinem Morgenstern. Selbigen wiederum erkannte ich daran, dass ich mir meine nackten Zehen an den nadelscharfen Eisenspitzen blutig stieß.
    »Ich hole Licht«, sagte Rodolfo.
    Ist gut, wollte ich sagen, brachte aber nichts außer einem fiependen Atemzug heraus, wie ein Vögelchen, das jemand aus dem Nest geworfen hat und das sich nun zwischen Fliegen oder Fallen entscheiden muss.
    Fliegen konnte ich nicht, schließlich war ich kein Vogel, aber Fallen war für den Anfang auch nicht schlecht. Meine Beine knickten ein wie Strohhalme, und kraftlos sackte ich zu Boden, gerade noch genug bei Sinnen, um nicht auf Rizzo zu landen, dessen hingestreckter Körper eher zu ahnen als zu sehen war.
    Zitternd saß ich da und wartete darauf, dass Rodolfo zurückkam. Als er wieder in dem bogenförmigen Durchgang erschien, eine Talgleuchte in der Hand und einen grimmigen Ausdruck im Gesicht, war ich in Tränen aufgelöst.
    »Na, na«, brummte er und tätschelte mir den Kopf. »So schlecht warst du gar nicht mal. Den Degenstoß und den ersten Messerangriff hast du perfekt pariert, und der zweiten Attacke wärst du ausgewichen, hast dich schon in die passende Richtung gedreht. Du hättest ihnen bestimmt noch das Fell abgezogen.« Er hielt inne. »Na ja, vermutlich hätten sie dir vorher ein paar zusätzliche Löcher verpasst. Außerdem war es ziemlich dämlich, allein auf sie loszugehen, bei drei gegen einen.« Nachsichtig fügte er hinzu: »Aber keine Sorge, ich schimpfe nicht, denn als ich in deinem Alter war, ging ich genauso ran. Du bist ein guter Junge.«
    Ich starrte Rizzo an, der wie hingemäht neben mir lag. Er war aufs Gesicht gefallen und gab kein Lebenszeichen von sich.
    »Ist er tot?«, flüsterte ich.
    »Mal sehen.« Rodolfo stieß Rizzo mit der Fußspitze an, bis er herumrollte und auf dem Rücken zu liegen kam. »Mausetot, würde ich sagen.«
    Jeder würde das sagen, denn bei Rizzo war dort, wo bei anderen Menschen Augen, Nase und Mund saßen, nur noch eine Vertiefung mit einer breiigen roten Masse darin.
    »Donnerwetter«, sagte Rodolfo. »Ich dachte, ich wäre aus der Übung, aber das war ein Volltreffer, oder?«
    Dazu konnte ich mich nicht äußern, denn ich war vollauf damit beschäftigt, in mehreren Schwällen das Muschelragout von mir zu geben.
    Rodolfo wartete, bis ich aufgehört hatte zu würgen, dann deutete er auf den Toten. »Wir müssen ihn verschwinden lassen und hier alles sauber machen. Nur für den Fall, dass die beiden anderen Kerle uns die Wachen auf den Hals hetzen.«
    Ich rappelte mich hoch und atmete tief durch. »Sollen wir Rizzo ins Wasser werfen?«
    »Das wäre das Beste.« Rodolfo schwenkte den Morgenstern mehrmals durchs Wasser, bevor er ihn zur Seite legte. »Aber natürlich nicht hier. Selbst, wenn wir ihm ein paar ordentliche Steinbrocken in die Taschen stecken und ihn bis auf den Grund versenken, kann man ihn mit Stangen herausfischen, wenn man weiß, wonach man suchen muss.«
    »Dann müssen wir ihn woanders hinbringen.« Um nicht nach unten sehen zu müssen, betrachtete ich angestrengt das feuchte Gewölbe der Decke über mir.
    »Ganz recht«, sagte Rodolfo. »Am besten in offenes Gewässer. Wir fahren ein Stück weit raus und werfen ihn über Bord. Dann fressen ihn die Fische, und uns kann keiner was am Zeug flicken.« Er blickte sich suchend um. »Wir bräuchten einen Sack. Sind hier im Haus nicht irgendwo noch welche?«
    »Nur uralte mit riesigen Löchern.«
    Rodolfo trat gegen einen der Athanore, die wir in dieWasserhalle geschleppt hatten und die noch immer in ihren Säcken steckten. »Wir packen einen davon aus, dann haben wir den Sack, den wir brauchen. Einen der Öfen will der Alte ja sowieso behalten.«
    Gesagt, getan. Im Schweiße unseres Angesichts

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