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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Geräusch, das mich auf der Stelle hellwach werden ließ: ein Scharren an der Hauswand.
    Unverzüglich stand ich auf und lugte durch den Spalt zwischen den Läden hinaus. Im matten Licht einer abgehängten Bootslaterne war eine Gondel zu sehen. Sie fuhr nicht etwa vorbei, sondern glitt soeben mit gespenstischer Selbstverständlichkeit direkt zum Wassertor des Hauses!
    Ich traute meinen Augen nicht. Den ganzen Tag über hatten wir sorgsam darauf geachtet, dass alle Außentüren versperrt waren, dass die Läden in den unteren Geschossen zugezogen blieben und die Pforte vom Innenhof zur Gasse verschlossen war. Auch das Wassertor war mit einem schweren Schloss gesichert. Der dazugehörige Schlüssel war fast so groß wie meine Hand, ich hatte selbst gesehen, wie Cipriano ihn gegen den Widerstand des selten benutzten Schlosses gedreht und hinterher eingesteckt hatte.
    Ohne zu zögern, schnappte ich mir mein Rapier und machte mich auf den Weg zum Andron. Ich verzichtete darauf, eine Lampe anzuzünden, denn bis ich damit fertig gewesen wäre, hätte sich der Eindringling schon im Piano Nobile befunden. In der Dunkelheit stieß ich mir mehrfach die nackten Zehen an herausstehenden Bodenplatten, doch ich unterdrückte heroisch jeden noch so dringlichen Fluch und tastete mich weiter, bis ichein paar Schritte voraus diffuses Licht bemerkte. Dort zweigte der Gang in Richtung Andron ab.
    Nun hörte ich auch die Stimmen, unterdrücktes Männergeflüster. Sie waren zu mehreren gekommen!
    Ich erreichte die Abzweigung des Flurs und sah die schwankenden, riesenhaften Schatten an der Ziegelwand beim offenen Wassertor. Unmittelbar darauf waren auch die dazugehörigen Gestalten auszumachen, drei an der Zahl. Die mit einem Tuch verhängte Laterne gab kaum Licht, aber es reichte, um zwei der Eindringlinge sofort zu erkennen – Rizzo und Aldo, die soeben aus der Gondel kletterten. Den dritten kannte ich nicht, aber seine Absichten waren gewiss nicht ehrbarer als die seiner Mitstreiter, denn er hatte wie Aldo einen Dolch in der Faust, während Rizzo mit blankgezogenem Degen die Vorhut übernahm.
    »Schreibt es euch noch einmal hinter die Ohren«, flüsterte er über die Schulter seinen Komplizen zu. »Wir gehen nach oben und sind dabei leise wie die Mäuse. Kein Lärm, kein Gerede. Ich weiß, wo dieser Mistkerl seine Kammer hat, also müssen wir nicht erst danach suchen. Ihr bleibt im Portego und haltet Wache, während ich reingehe und ihn absteche. Ich allein, wohlgemerkt. Erst, wenn das erledigt ist, holen wir uns das Geld.« Er deutete auf Aldos Dolch, der sogar bei der miserablen Beleuchtung funkelnagelneu aussah. »Du schneidest diesem blonden Schönling die Kehle durch, dann kann er nicht schreien.«
    »Ich will lieber dem elenden Marco Ziani seine große Nase abschneiden«, flüsterte Aldo zurück.
    Rizzo schüttelte den Kopf. »Der hat seine Kammer im Mezzà. Gleich neben dem Zwerg. Mit dem können wir uns nicht anlegen. Jedenfalls nicht heute Nacht.«
    »Wir sind zu dritt«, protestierte Aldo.
    »Allein der Zwerg hat Waffen für vier, und er kann damit umgehen!«
    »Aber ich will …«
    »Nicht heute Nacht«, zischte Rizzo. »Das musst du dir füreine andere Gelegenheit aufsparen.« Er winkte mit dem Degen. »Los jetzt!«
    »Halt!« Mit gezücktem Rapier trat ich vor. »Keinen Schritt weiter!«
    »Na so was, der Knabe mit dem Seidentuch«, sagte Rizzo.
    »Sieht eher aus wie der Knabe mit dem Rapier«, sagte der mir unbekannte Kerl, der noch in der Gondel stand und die Laterne hielt.
    »Nein, das ist Marco Ziani, dem ich die Nase abschneiden werde.« Mit mordlüstern funkelnden Augen bewegte Aldo sich auf mich zu, den Dolch bereit zum Stoß, während Rizzo einen langen Ausfallschritt in meine Richtung tat und mit dem Degen nach mir stach.
    Falls ihn der Verlust seines Testikels beeinträchtigt hatte, so war davon jedenfalls nichts mehr zu bemerken. Sein Angriff kam blitzschnell und wies ihn als geübten Fechter aus. Ich parierte den Stoß eher mechanisch als geschmeidig, und noch während ich Rizzos Klinge abwehrte, holte Aldo mit dem Messer aus. Auch diese Attacke wehrte ich mit dem Degen ab. Gleichzeitig riss Rizzo seine Waffe zurück und hätte mich zweifellos mit dem nächsten Stoß aufgespießt – oder Aldo hätte das vorher mit dem Messer erledigt, in der Situation konnte ich schlecht einschätzen, wer mich zuerst erwischen würde –, wäre nicht ein dunkles Etwas von unten herauf an mir vorbeigesurrt und mit dumpfem

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