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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Beispiel verwirklicht. War nicht der erste Akt bei den Proben ein Feuerwerk an Witz und guter Laune gewesen? Dass dagegen der zweite ein morsches Wrack war und vor meinen Augen unrettbar absoff, merkte ein Blinder.
    Ich war gescheitert, das Stück war missraten.
    Gerade, als ich mir schwor, nie wieder eine Schreibfeder in die Hand zu nehmen, zog mich Henry hinter die Säule, sodass die anderen mich nicht sehen konnten.
    »Es liegt nicht an dir«, flüsterte er. »Auch nicht an deinem Stück. Es ist einfach nur ein schlechter Tag. Der nächste wird besser, du wirst schon sehen.«
    Ja, dachte ich. Weil ich nämlich ab sofort kein Autor mehr war und noch an diesem Tag weit fortlaufen würde.
    »Mein Freund Will musste ebenfalls schlimme Rückschläge ertragen.«
    »Welche denn?«
    »Im Alter von achtzehn Jahren musste er bereits das harte Joch der Ehe auf sich nehmen!«
    »Da war er so alt wie ich jetzt bin«, sagte ich erstaunt. »Warum so früh?«
    »Er wurde Vater. Und wenig später schon wieder, da kamen noch Zwillinge dazu! Und diesem bitteren Los früher familiärer Verantwortung folgten weitere schwere Prüfungen. Er kam nach London, um dort durch besseren Erwerb die hungrigen Mäuler daheim zu ernähren. Und weißt du, wie ihn die etablierte Theaterwelt aufnahm?«
    »Nicht begeistert?«, mutmaßte ich.
    »Eine Krähe schimpften sie ihn! Hielten ihm vor, dass er keine Universität besucht hatte!«
    »Ich auch nicht«, sagte ich dumpf. Allmählich wunderte mich gar nichts mehr. Wenn man an der Universität studierenmusste, um Bühnenautor zu werden, lag es nahe, dass ich in diesem Gewerbe nie auf einen grünen Zweig kam.
    »Aber er hat sich auch durch schmählichste Niederlagen nicht entmutigen lassen!«, sagte Henry triumphierend. »Weil er an seine Begabung glaubte! Er hat immer weitergeschrieben, und heute werden seine Stücke unter großem Beifall aufgeführt! Auch dir ist diese Begabung zu eigen, Marco! Du musst nur daran glauben! Lass dich nicht unterkriegen!«
    Mit halbem Ohr hörte ich, wie sich die Incomparabili zankten. Elena hielt Caterina vor, sie sei flatterhaft und verantwortungslos, und Caterina warf Bernardo an den Kopf, dass er durch seine Trinkerei und seine Eifersucht alles ruiniere. Bernardo haspelte zornig und ohne nähere Erklärung eine Reihe von Namen herunter, als letzte Rizzo, Morosini, Razzi und Claudio.
    Als ich den Namen Rizzo hörte, zuckte ich zusammen, und bei Claudio erst recht. Wo kam der auf einmal her? Erst verzögert fiel mir ein, dass ein Claudio schon vor der Reise nach Padua die Truppe überstürzt verlassen und dabei ein paar gute Stiefel mitgenommen hatte.
    Cipriano kritisierte zum ersten Mal ganz offen in Baldassarres Beisein dessen undurchsichtige Geschäfte, was dazu führte, dass Baldassarre seine Erfolgsaussichten mit vehementen Blankversen verteidigte, während Elena Cipriano verärgert darauf hinwies, dass er alles, was er habe und sei, ihrem Großvater zu verdanken habe.
    Nur Franceschina und Rodolfo hielten sich aus dem Streit heraus, doch das lag daran, dass sie bereits gegangen waren.
    Damit war die Probe für diesen Tag beendet.

    Es war Henrys Verdienst, dass ich tatsächlich weiterschrieb. Ohne seine Überredungskünste hätte ich möglicherweise nie wieder eine Zeile zu Papier gebracht. Ob eine andere Entscheidung das Schicksal der Incomparabilinennenswert beeinflusst hätte, wusste allein der Himmel, aber es war auch so gut wie sicher, dass ich ohne seine Einwirkung fortgelaufen wäre. Allein die zaghafte Hoffnung, er könne vielleicht recht haben, ließ mich bleiben und es erneut versuchen, und diesmal störten mich weder das rasselnde Schnarchen von Iseppo noch der stinkende Ofen zwei Räume weiter. Nicht einmal die verschnürte Leiche im Andron vermochte mich von der Arbeit abzuhalten. Als Cipriano mich zum Vespermahl rief, ging ich nicht hin, sondern blieb, verbissen über meinen Papierstapel gebeugt, in meiner Kammer sitzen und arbeitete alle Vorschläge ein, die während der Probe gemacht worden waren.
    Elena brachte mir Brot, Schinken und Käse aus der Küche, und dazu reichte sie mir einen Krug mit verdünntem Wein. »Bist du böse?«, wollte sie wissen.
    Es klang auf zurückhaltende Weise besorgt, was sonst nicht ihre Art war.
    Ich verneinte die Frage wahrheitsgemäß.
    »Also ist alles in Ordnung?«
    Das nun auch wieder nicht, eher im Gegenteil, doch ich zuckte nur die Achseln und murmelte etwas Zustimmendes in meinen Trinkbecher.
    »Hast du

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