Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
Vom Netzwerk:
Bescheid?«
    »Elena. Und Rodolfo, jedenfalls das meiste. Und Iseppo natürlich, deshalb ist er ja hier.«
    »Mit Rizzo hatte er aber nicht gerechnet«, sagte Cipriano trocken. »Das hat ihn buchstäblich umgehauen.«
    Ich konnte es mir lebhaft vorstellen. »Wo ist er jetzt?«
    »Der arme Kerl war so außer sich, dass ich ihn mit zwei großen Bechern Grappa beruhigen musste. Davon wurde er abermals mehr oder weniger ohnmächtig, weshalb ich ihn in deine Kammer brachte, wo er jetzt schläft.«
    An der Außenpforte klapperte der Türklopfer, und Cipriano ließ Henry ein, der eigens zur Probe gekommen war und schon höchst gespannt auf den zweiten Akt war.
    Die Probe hatte ich über all dem Trubel ganz vergessen! Schnell holte ich meine Notizen aus meiner Kammer, in der es roch wie aus einem Schnapsfass. Iseppo lag schnarchend auf dem Rücken, beide Arme um mein Lavendelkissen geschlungen. Behutsam entwand ich es ihm und legte es außerhalb seiner Reichweite ab. Sobald er aufwachte, würde er sich an den toten Rizzo erinnern, und dann würde ihm übel werden, was nicht nur ihm, sondern auch dem Kissen schlecht bekäme.
    Armer Iseppo! Sein neues Leben ließ sich nicht gerade vielversprechend an.

    Henry stand vor der Säule und studierte das dort befestigte Canovaccio.
    »Ein Degenkampf !«, sagte er bewundernd. »Das liebe ich! Und die Dramatik! Eine versteckte Leiche, eine verräterische Blutlache auf dem Boden, Leandros Kampf gegen die geheimnisvollen Feinde … Wer sind die Feinde?«
    »Das klärt sich im letzten Akt«, sagte ich. »Den muss ich noch schreiben. Aber auf jeden Fall ist der Notar ein Feind, das steht schon fest.«
    »Der Blutbeutel fehlt«, sagte Franceschina. Sie stand nebenHenry und las die Requisitenliste, die ich für die Kampfszene aufgestellt hatte.
    »Ich schreibe es noch ins Reine, dann nehme ich ihn auf die Liste«, sagte ich. »Äh … Was ist ein Blutbeutel?«
    »Ein Beutel mit Blut«, sagte Franceschina. »Deshalb heißt es ja Blutbeutel. Aber keine Sorge, es ist bloß Hühnerblut.«
    »Wir verdünnen es mit Grappa«, erklärte Cipriano. »Dann gerinnt es nicht und stinkt nicht so widerlich.«
    Als er vom Stinken sprach, rümpften die meisten Anwesenden mehr oder weniger deutlich die Nase. Der Athanor stand im Mezzà in einem der Wirtschaftsräume, wo Baldassarre und Iseppo ihn an ein Ofenrohr angeschlossen hatten, doch war zu befürchten, dass sie dabei wenig fachmännisch zu Werke gegangen waren. Der Gestank zog nur teilweise durch den Kamin ins Freie und verbreitete sich im Übrigen nach und nach im ganzen Haus. Es war ein von Qualmgeruch unterlegter Dunst aus faulen Eiern und irgendetwas anderem, ähnlich Verrottetem.
    »Etwas ist faul in der Ca’ Contarini«, fasste Henry es schmunzelnd in Worte.
    Rodolfo, Cipriano und ich wechselten verstohlene Blicke; wir konnten darüber nicht lachen. Im Grunde durften wir für den stinkenden Athanor noch dankbar sein, denn er überlagerte wenigstens den Geruch, den Rizzo in der stickigen Hitze des Andron allmählich zu entfalten begann.
    Caterina hatte bereits in großzügigen Mengen Duftwasser auf der Innentreppe versprenkelt, aber viel geholfen hatte es nicht.
    »Heute Abend muss der Ofen ausgemacht werden«, sagte sie. »Bei diesem Gestank werden die Leute sich weigern, bis zum Ende der Vorstellung zu bleiben.«
    »Man kann den Ofen nicht ausmachen«, erklärte Baldassarre. »Die Prima Materia muss beständig erhitzt werden, bis die Transmutation erfolgreich ist. Kühlen die Ingredienzien ab,gerät der Prozess aus dem Gleichgewicht, mit anderen Worten, es war alles vergebens.«
    »Du meinst, wir müssen vielleicht wochenlang diesen widerlichen Geruch aushalten, nur auf die vage Hoffnung hin, dass das stinkende Zeug sich am Ende in Gold verwandelt?«, erkundigte Caterina sich.
    »Vielleicht sogar in mehr als Gold«, sagte Baldassarre. »Wenn wir Glück haben, könnten wir den Lapis Philosophorum gewinnen.«
    Caterina verdrehte die Augen. »Lasst uns endlich proben. Dabei gewinnen wir wenigstens ein Stück, welches sich im Laufe der Zeit auf altmodische Weise in Gold verwandelt.«
    Ich hatte ihnen den zweiten Akt Szene für Szene vorgelesen, sodass jeder sich ein Bild von der Reihenfolge seiner Auftritte machen konnte. Wie beim ersten Akt würden viele Versuche nötig sein, bis die Inszenierung allen Darstellern gefiel. Anfangs galt es hauptsächlich herauszuarbeiten, wo sich die Schauspieler aufstellten, auf welches Stichwort hin sie die Bühne

Weitere Kostenlose Bücher