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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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hervorstanden und sich die Löckchen dahinter ringelten wie bei einem kleinen Knaben? Und musste ich den Mund so weit aufklappen, wenn mir die Sprache wegblieb?
    All diese Fragen schossen mir durch den Sinn, während der Schock mich auf exakt dieselbe Weise dastehen ließ wie Giovanni.
    Er fing sich als Erster. Vorsichtig streckte er die Hand aus und berührte meine Nase. »Verdammt, sie ist wirklich groß, was?«
    Meine Stimme klang genau so krächzend wie seine, als icherwiderte: »So groß nun auch wieder nicht.« Ich räusperte mich. »Du musst Giovanni Contarini sein.«
    »Und du Marco Ziani.«
    »Woher weißt du das?«
    Er deutete auf Rodolfo, der seine Blicke zwischen uns hin und her huschen ließ.
    »Der Zwerg nannte mir deinen Namen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich will verdammt sein. Es ist, als würde ich in einen Spiegel sehen. Vielleicht ist an der Geschichte doch was dran.«
    »An welcher Geschichte?«
    »An dieser verrückten Schote über die Zwillinge.«
    »Ich erzählte ihm dasselbe, was ich auch dir berichtete«, warf Rodolfo ein.
    »Sehen wir uns wirklich so ähnlich?«, fragte ich, in der Hoffnung, Rodolfo möge etwas antworten wie: »Ach wo, so schlimm ist es auch wieder nicht, das erkennt man ja schon an den unterschiedlichen Nasen.«
    Stattdessen nickte er voller Entschiedenheit. »Wie ein Ei dem anderen. Ihr zwei seid vom selben Blut.«
    »Die Ähnlichkeit könnte auch Zufall sein«, meinte ich, wie um mich selbst davon zu überzeugen, dass das die beste Erklärung sei. »Viele Menschen gleichen einander, ohne verwandt zu sein.«
    Giovanni schüttelte den Kopf. »Wir gleichen uns nicht bloß. Du bist mein Ebenbild. Oder ich deines, ganz wie du willst. Auch der Rest, den der Zwerg mir erzählte, passt auf alles. Deine Mutter starb bei der Geburt, meine Mutter starb bei der Geburt. Du wuchsest bei einem Onkel auf, ich wuchs bei einem Onkel auf …«
    »Das wusste ich nicht«, unterbrach ich ihn überrascht. »Ich meine, ich wusste nicht, dass deine Mutter bei der Geburt starb! Zumindest nicht deine Ziehmutter. Ich dachte, du seist bei der Frau aufgewachsen, die dich stahl, weil ihre Ehe kinderlos war!«
    »Keine Ahnung, ob ich gestohlen wurde oder von wem. Aber sicher ist, dass ich nie eine Mutter kannte und dass mir gesagt wurde, sie sei gleich nach meiner Geburt gestorben. Mein Vater starb kurz davor, an der Pest. So erzählte es mir Onkel Alessandro. Alessandro Morosini, der Bruder meiner Mutter.«
    Ich runzelte die Stirn. War das Ehepaar Contarini – der kinderlose ältere Patrizier und seine Frau, die Kindsräuberin – etwa auch noch während der Pestepidemie gestorben? Mir schwirrte der Kopf von ungezählten Fragen, doch Giovanni konnte sie offenbar genau so wenig beantworten wie ich.
    Abgesehen von denen, die sein plötzliches Auftauchen betrafen. »Was tust du eigentlich hier?«, fragte ich. »Wusstest du, dass du mich hier finden würdest?«
    Er nickte. »Ich kam vor ein paar Stunden von der Terraferma zurück. Als ich mich umkleiden wollte, bemerkte ich, dass ein paar Sachen fehlten. Ich befragte den Kammerdiener. Der druckste herum, und mir wurde klar, dass er mehr wusste als ich. Folglich ließ ich nicht locker, bis ich es ihm aus der Nase gezogen hatte.« Er musterte mich von oben bis unten. »Das Hemd und die Hosen kleiden dich gut, alles was recht ist. Diesen Schneider muss ich wieder einmal aufsuchen und mir von ihm ein paar neue Sachen machen lassen.«
    Peinlich berührt starrte ich an ihm vorbei. »Dein Onkel schenkte mir die Kleidungsstücke. Ich dachte …«
    »Oh, es macht mir nichts aus«, fiel er mir ins Wort. »Von all dem Zeug besitze ich mehr, als ein Mann je gebrauchen kann. Du solltest es schon deshalb tragen, damit niemand denkt, ich liefe neuerdings gern in Theaterkostümen herum.«
    Darauf verkniff ich mir eine Antwort, obwohl es mich danach drängte, ihm an den Kopf zu werfen, dass nicht jeder einer reichen Familie entstamme und sich entsprechend kleiden könne, eine Vorhaltung, die in diesem Fall wirklich absurd gewesen wäre, denn wie es aussah, entstammten wir derselben Familie.
    »Hauptsache, du lässt die Finger von meinen Waffen«, fuhr Giovanni fort.
    Ich straffte mich. »Was Waffen angeht, bin ich bestens ausgestattet!« Unter gesenkten Lidern beäugte ich das Rapier, das er trug. Es war mindestens so edel wie meines – was allerdings noch lange nicht besagte, dass er damit auch umgehen konnte.
    »Ich hörte, dass du bei Onkel Alessandro zum Essen

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