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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Theater. Unser Kammerdiener sprach davon. Bald musst du mir mehr darüber erzählen. Aber jetzt muss ich gehen.« Mit einem Mal hatte er es sehr eilig, fortzukommen.
    Knapp, aber formvollendet verbeugte er sich vor Elena, dann neigte er sich zu mir und flüsterte mir ins Ohr: »Ich lasse von mir hören. Bewahre einstweilen Schweigen darüber, dass ich hier war und was wir sahen.«
    Verdattert setzte ich zu einer Frage an, doch bevor ich das erste Wort aussprechen konnte, war er auch schon im Dunkel des Treppenhauses verschwunden.

    Kurz darauf waren fragende Rufe zu hören. Ich erkannte Ciprianos Stimme, und gleich darauf erschien er auch schon im Portego. Ihm auf dem Fuße folgte Bernardo, der nackt war, wie Gott ihn geschaffen hatte. In der vorgestreckten Faust hielt er sein Schwert.
    »Wer da?«, dröhnte er. »Wer schrie hier?«
    Elena wandte schamhaft den Blick ab, doch gleich darauf schielte sie hinter einer Locke hervor und schaute wieder hin, was mich veranlasste, rasch vorzutreten und ihr die Sicht zu versperren. Es ging nicht an, sie diesem Anblick auszusetzen. Schlimm genug, dass sie durch mich der Sünde anheimgefallen war.
    Es dauerte nicht lange, bis auch die anderen auftauchten – zuerst Franceschina in ihrem zeltartigen Nachtgewand, dann Caterina, die züchtig ein seidenes Nichts von einem Hemdchen über der Brust zusammenraffte.
    Rodolfo erklärte ihnen, dass alles in Ordnung sei. Wir hätten Geräusche gehört und nachgesehen, aber nichts Verdächtiges gefunden. »Wahrscheinlich eine Katze, die aufs Dach sprang und dabei eine Schindel lostrat«, schloss er.
    »War es auch die Katze, die vorhin so laut geschrien hat?«, erkundigte Caterina sich spöttisch.
    »Nein, das war ich«, sagte Elena. »Ich hatte ebenfalls Geräusche gehört und ging nachsehen, und da kamen mir von oben Marco und Rodolfo entgegen.« Sie deutete auf mein weißes Hemd. »Ich hielt ihn für einen Geist und schrie.«
    In diesem Moment läuteten die Glocken zur Prim, was uns weiterer Erklärungen enthob. Wir hätten uns wieder schlafen legen können, denn es war noch früh am Tage, und niemand hatte feste Verpflichtungen. Doch von dieser Möglichkeit machten nur Bernardo und Caterina Gebrauch. Gähnend verschwanden sie in ihrem Gemach.
    Zu meinem Verdruss gesellte sich gleich darauf auch noch Iseppo zu uns, der ebenfalls aufgewacht war und in Panik nach oben gestürzt kam, weil er mich unten im Mezzà nirgends hatte finden können.
    Bei alledem ergab sich für mich keinerlei Gelegenheit, auch nur ein einziges Wort mit Elena zu wechseln. Mit glühenden Wangen hatte ich ihr lediglich ab und zu einen heimlichen Blick zuwerfen können, der von ihr – ebenso verstohlen – erwidert wurde.
    Während sich draußen das Morgengrauen allmählich in Helligkeit auflöste, kleideten wir uns an und versammelten uns in der Küche, wo Franceschina uns Eier zum Frühstück briet. Für Baldassarre kochte sie einen Sud aus Kamille zum Trinken und einen dünnflüssigen, ungesüßten Haferschleim zum Essen.
    »Ob ihm das schmeckt?«, fragte Iseppo zweifelnd.
    »Je scheußlicher es schmeckt, desto eher kommt er wieder auf die Beine«, sagte Franceschina. »Darin habe ich Erfahrung.«
    »Da musst du nur Bernardo fragen«, stimmte Cipriano zu. An mich gewandt, fuhr er fort: »Heute Morgen will ich Celsi aufsuchen, wegen der Öfen. Nicht, dass er sie noch dem Juden verkauft, in der Annahme, dass wir sie zurückbringen. Celsi beginnt immer früh mit seiner Arbeit im Dogenpalast, deshalb will ich es nicht aufschieben. Ich möchte, dass du mitgehst, weil ich den Eindruck habe, dass er dir wohlgesonnen ist.«
    »Was wollen wir ihm denn sagen?«, fragte ich beklommen.
    »Wir könnten es mit der Wahrheit versuchen.«
    »Dass Baldassarre die Öfen nicht bezahlen kann? Und leider auch höchstens zwei davon zurückgeben kann?«
    Cipriano zuckte die Achseln. »Wenn dir was Besseres einfällt – nur zu.«
    Gemeinsam gingen wir nach dem Essen zu Baldassarre und vergewisserten uns, dass er tatsächlich auf dem Wege der Besserung war. Elena hatte sich bereits zu ihm gesetzt. Das Lavendelkissen im Rücken, löffelte der Alte mit Iseppos Hilfe den Haferschleim. Als er uns sah, klagte er: »Das Mönchlein hier zwingt mich, dieses Zeug zu essen, das die Konsistenz und den Geschmack von Auswurf hat, obwohl ich nicht den geringsten Hunger verspüre!« Deklamierend fügte er hinzu:
    »Es schmeckt wie Schleim von tausend toten Kröten.
    Kein freier Mensch kann diesen

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