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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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plausible Begründung für den ganzen Vorfall geliefert.« Zögernd lächelte ich sie an. »Hast du dir Sorgen um mich gemacht?«
    »Nein.« Wütend wandte sie sich ab und lief ins Haus.
    Iseppo kam in den Innenhof. »Marco, da bist du ja endlich! Wir fürchteten um dein Leben!« In seinen Augen standen Tränen der Erleichterung, während er mich innig umarmte. Danach betrachtete er mich bewundernd. »Was für eine kleidsame Aufmachung! Warst du wieder bei deinem Gönner? Hat er dir aus der Patsche geholfen?«
    Ich bejahte es mit einem Nicken.
    »Willst du mit ins Spital kommen?«, fragte er. »Ich möchte mich nach Rodolfos Befinden erkundigen.«
    Von Gewissensbissen geplagt, stimmte ich zu. An Rodolfo hatte ich den ganzen Morgen nicht gedacht!
    Der Arzt war nicht zugegen, aber dafür konnte uns der lethargische Pfleger Auskunft erteilen. Rodolfo sei am frühen Morgen zu Bewusstsein gekommen, worauf man ihm reichlich Mohnsaft eingeflößt habe, damit er es wieder verlor. Schlaf, so der Pfleger, sei bei solchen Verletzungen immer noch die beste Medizin. Wir sollten am nächsten Tag wiederkommen.
    Nach dieser Mitteilung zogen wir wieder von dannen, jeder von uns seinen trüben Gedanken nachhängend.
    »Cipriano wird übrigens auch fortgehen«, sagte Iseppo unvermittelt. »Henry hat ihm angeboten, ihn mit nach London zunehmen. Cipriano soll Englisch lernen und dann in der Truppe seines Freundes mitspielen. Henry meinte, ganz London werde Cipriano zu Füßen liegen, denn niemand an diesem Theater sei so blond und so schön wie er.« Iseppos bedrückte Miene sprach Bände. Es bedurfte keiner besonderen Vorstellungskraft, um zu erkennen, wie er zu Ciprianos Plänen stand.
    Auch mich traf diese Neuigkeit wie ein Schlag, obwohl es alles andere als verwunderlich war, dass Cipriano künftig eigene Wege gehen wollte. Es war an der Zeit, den Tatsachen ins Gesicht zu blicken.
    Die Incomparabili gab es nicht mehr.

    Wir waren nicht mehr weit von der Ca’ Contarini entfernt, als Iseppo einen unterdrückten Schreckenslaut ausstieß.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »O mein Gott«, flüsterte er. »Sieh nicht hin!« Er starrte auf eine Gondel, die in der Mitte des Canal Grande vorüberglitt.
    »Wieso? Oh, das ist Celsi. Himmel, ja, du hast recht.«
    Widerspruchslos ließ ich mich von Iseppo unter einen Torbogen ziehen, damit wir nicht gesehen werden konnten. Im Moment war es wirklich besser, wenn ich Celsi nicht über den Weg lief. Nun, da die Truppe sich aufgelöst hatte und damit die Tilgung von Baldassarres Restschulden in weite Ferne rückte, käme ihm bei meinem Anblick womöglich spontan in den Sinn, auf mein aufopferungsvolles Angebot zurückzugreifen.
    Iseppo war bleich wie ein Laken, er bebte am ganzen Körper.
    »Du liebe Zeit, was ist mit dir?«, fragte ich erstaunt. »Hast du Angst vor Celsi? Er wird uns schon nicht gleich ins Schuldgefängnis werfen lassen.« Ich hielt inne. »Hoffentlich.«
    »Kennst du ihn denn?«, brachte Iseppo zitternd heraus.
    »Celsi? Kennen ist übertrieben. Er ist der Kaufmann, von dem Baldassarre die Öfen gekauft hat.«
    »Der Himmel sei uns gnädig!«
    »Herrgott, nun sag schon, was los ist!«
    »Du weißt es nicht, Marco?« Furchtsam umklammerte er meine Hand. »Dieser Celsi – er ist der Fremde!«

    Der Schock war uns offenbar noch anzusehen, als wir zur Ca’ Contarini zurückkehrten. Cipriano wollte sofort wissen, was los war, und auch Elena gesellte sich zu uns, um zu erfahren, was geschehen war.
    Sie erbleichte, als sie die Neuigkeit erfuhr. »Möglicherweise hat Celsi nur deshalb mit Großvater Geschäfte gemacht, um auf diesem Wege einen Vorwand zu haben, auch mit dir in Kontakt zu treten!«
    »Aber warum hat er dann nicht schon längst versucht, Marco umzubringen?«, fragte Cipriano zweifelnd.
    »Vielleicht, weil der Notar und der Prior die ganze Zeit in der Stadt waren«, sagte ich. »Beide haben felsenfest behauptet, durch ihre bloße Anwesenheit bisher das Schlimmste verhindert zu haben.« Ich schluckte. »Möglicherweise hatten sie recht.«
    Damit schuf ich beträchtlichen Erklärungsbedarf. Von drei Seiten gleichzeitig prasselten Fragen auf mich ein. Notgedrungen musste ich von meinen Treffen mit Giovanni und unseren Scharaden berichten – abgesehen natürlich von jener hinter der spanischen Wand.
    »Dadurch wird manches klarer«, sagte Cipriano. »Nun, da der Notar und der Prior die Stadt verlassen haben, hält Celsi gewiss die Gelegenheit für gekommen, endlich zur Tat zu

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