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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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war besessen von ihr.« Morosini ging auf und ab, die Arme vor der Brust verschränkt. »Der Mann war krank. Verrückt. Er wollte sie besitzen, wollte meinen Reichtum besitzen, um ihr zu imponieren. Es wurde immer schlimmer mit ihm.« Er schüttelte den Kopf. »Im Grunde muss ich dir dankbar sein. Tot macht er mir wenigstens keinen Ärger mehr. Du brauchst dir übrigens keine Sorgen wegen einer Anklage zu machen. Meine Aussage ist bereits protokolliert. Demnach fand ich Razzi erstochen vor meinem Haus und bat dich als meinen Neffen und Vertrauten, die Leiche fortzuschaffen.«
    »Werden sie nicht wissen wollen, warum das heimlich vonstatten ging?«
    »Ich habe ausgesagt, dass er versucht hat, mich zu bestehlen und dass ich ihn daher verstoßen hatte. Das ist ein plausibler Grund, ihn ohne großes Federlesen in der Lagune zu versenken. Kein Mensch konnte unter solchen Umständen von mir verlangen, dass ich dem Kerl auch noch ein Begräbnis bezahle.Und genau das hätte ich als sein Brotherr tun müssen, denn andere Hinterbliebene gibt es nicht.«
    Er legte mir die Hand auf die Schulter. »Jetzt kommst du erst einmal mit zu mir nach Hause. Ein heißes Bad und ein ordentliches Essen werden deine Lebensgeister wecken!

    Ich hatte ein schlechtes Gewissen, als ich in Giovannis Gemach in der Wanne saß, den aufsteigenden Dampf des heißen Badewassers inhalierte und dabei die spärlich bekleideten Nymphen an der Decke betrachtete. Es kam mir nicht recht vor, dass ich all das nutzte, was ihm gehörte. Der Diener hatte wieder Kleidungsstücke bereitgelegt, die Giovanni getragen hatte, und nach dem Bad würde Morosini eine Mahlzeit auftragen lassen, wie sie sonst Giovanni vorgesetzt bekam. Doch neben den Skrupeln, die ich deswegen verspürte, empfand ich auch eine seltsame Vertrautheit, als wäre ein Stück von mir schon immer hier gewesen, hätte schon immer das erlebt, was Giovanni erlebt hatte. Es war, als würde unser beider Wesen an dieser Stelle zusammenwachsen, oder als hätte sich sein Inneres mit dem meinen überlagert, auf eine Weise, die ich nicht verstand und die mir ebenso rätselhaft wie unheimlich erschien. Beim Baden, beim Betrachten der Nymphen, beim Anblick der Bücher auf dem Wandbord fühlte ich eine nie gekannte Nähe, als wäre Giovanni statt vieler Meilen nur einen Schritt von mir entfernt.
    Morosinis Fürsorglichkeit war diesmal wesentlich leichter zu genießen als beim letzten Mal. Alle Bedenken, die ich gegen ihn gehegt hatte, waren zerstreut, ich glaubte den Grund für seine Fürsorge zu kennen. Er sah das in mir, was er auch in Giovanni sah, was ich selbst an Gemeinsamkeit in Giovannis und meinem Wesen spürte. Es war etwas, das uns über unser identisches Aussehen hinaus verband. Ein Gleichklang der Seelen, eine Verwandtschaft des Blutes und des Geistes.
    Fast wäre ich in dem Zuber eingeschlafen, vielleicht war ich es sogar, denn erst vom Hüsteln des Kammerdieners kam ich wieder zu mir.
    »Das Essen wird gerade aufgetragen«, sagte er mit einer Verneigung.
    Ich beeilte mich, in die frischen Sachen zu schlüpfen, ein geplättetes Hemd, ein samtenes dunkelblaues Wams, fein gewirkte Beinkleider und perfekt sitzendes Schuhwerk. Ich strich über die Kleidung und hoffte, dass es sich nicht um Lieblingsstücke von Giovanni handelte. Allerdings ahnte ich, dass dem sehr wohl so war, denn es fühlte sich einfach danach an.
    Wie beim letzten Mal bog sich die Tafel nur so unter den dargebotenen Köstlichkeiten. Beim Geruch der exquisiten Speisen merkte ich, wie ausgehungert ich war, und brauchte keine zweite Aufforderung von Morosini, um beherzt zuzulangen.
    Anschließend bedankte ich mich höflich, und weil ich den Gastgeber nicht beleidigen wollte, kam ich seiner Bitte nach, ein Glas Wein mit ihm zu trinken. Es sei ein besonderer Tropfen, sagte Morosini, ein guter Jahrgang von einer griechischen Insel. Offenbar war er ein Kenner, denn er ließ sich beredt über die Vorzüge des Weins vom Archipel aus und verglich ihn mit jenem, der auf Kreta angebaut wurde. Ich verstand von beiden nichts, so wenig wie von Wein überhaupt, doch ich merkte, dass er süß und schwer war und sofort zu Kopf stieg, weshalb ich ein weiteres Glas dankend ablehnte. Zu viel zu trinken gemahnte mich unweigerlich an das Laster Bernardos. Nachdem er erfahren hatte, dass Caterina fortgegangen war, hatte er sich einen fast vollen Krug Grappa einverleibt und war in einen totenähnlichen Schlaf gefallen, der nahtlos in einen Kater von solchem

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