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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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und ich schlief ein.

    Ich hatte einen seltsamen Traum, in dem die Hände unzähliger Verdammter mich in den Hades hinabziehen wollten. Die klagenden Stimmen der Verlorenen drangen an mein Ohr. Von einem meinte ich deutlich zu hören, dass sein Schwanz von der Hitze schon ganz verkocht sei, während ein anderer sagte, seine Haut sei im Begriff, sich in Fetzen von seinem Körper zu lösen.
    Ich war in der Hölle, und um mich herum lauter Teufel, die mich bedrängten, bocksfüßige, gehörnte, geschwänzte Ungeheuer, inmitten von schwefligem Gestank!
    Mit einem Schlag wachte ich auf und bemerkte als Erstes, dass direkt vor meinem Gesicht das Badewasser blubberte. Und dass es aus dem Wasser stank wie nach tausend Fürzen.
    Ich saß noch im Zuber, und mit mir hockten vier weitere Männer darin, von denen mindestens einer das Wasser mit seinen Winden zum Wabern brachte, während sie alle miteinander meinen Körper betasteten.
    »Müssen wir das noch lange machen?«, fragte einer.
    »Bis der Junge aufwacht«, meinte von irgendwoher Baldassarre.
    Der Junge war aufgewacht und kämpfte sich mit dreschflegelartigen Bewegungen aus der Wanne. Tropfend und keuchend blieb ich neben dem Zuber stehen, wand rasch eines der Leinentücher um meinen zitternden Leib und sah mich wild um. Mein Blick fiel auf Baldassarre, der auf einer der Wandbänke saß und Geld zählte. Neben ihm hockte der Bader, dem Baldassarre soeben einen Teil der Münzen in die Hand drückte.
    Hatten wir nicht schon bezahlt? Zum Teufel, hätte ich nurauf Cipriano gehört und den Alten nicht aus den Augen gelassen! Wie leicht er in seiner Senilität zum Opfer von Betrügern werden konnte!
    Ich wollte gar nicht wissen, was die Kerle ihm weisgemacht hatten, die zu mir in die Wanne gestiegen waren, um ihren perversen Gelüsten zu frönen. Mit brennenden Wangen hastete ich zu dem Regal, wo meine Sachen lagen. Während ich mich eilends trocken rubbelte und kämmte, versuchte ich fieberhaft, mich zu erinnern, ob einer von meinen Badegenossen mich unzüchtig berührt hatte. Sie saßen leise palavernd in der Wanne und schauten dabei drein, als könnten sie kein Wässerchen trüben.
    Nur am Rande bemerkte ich beim Ankleiden, dass mir das Capitano-Kostüm perfekt passte, sogar der Lederharnisch saß wie angegossen. Trotzdem vermochte diese erfreuliche Nebensächlichkeit mich nicht mit der beschämenden Situation zu versöhnen, und nachdrücklich drängte ich Baldassarre zum Aufbruch.
    Widerspruchslos zog er sich an, während ich, meine schmutzigen Mönchsgewänder zusammengerollt unterm Arm, zu dem Bader in den Vorraum marschierte und unser Geld zurückverlangte.
    »Ihr wisst ganz genau, dass ich vorher bezahlt habe! Dass Ihr Euch nicht schämt, einen armen alten Mann auf diese Weise übers Ohr zu hauen!«
    Der Bader blickte mich erstaunt an. »Das Geld, das er mir eben gab, war mein Anteil. Schließlich ist das hier mein Haus, in dem er seine Geschäfte macht.«
    »Welche Geschäfte?«
    »Na, er verkauft alles Mögliche. Und ich helfe ihm dabei, denn er macht guten Gewinn.«
    »Was soll dieser Unfug? Er hatte überhaupt nichts dabei, das er hätte verkaufen können!«
    »Nun ja, das hatte er wohl, nämlich Euch.«
    Ich starrte den Bader an und schluckte. So tief konnte ich nicht geschlafen haben!
    »Genauer, Eure ewige Jugend«, erläuterte der Bader. »Davon zehrt man nämlich, wenn man zusammen mit Euch im heißen Badewasser sitzt. Das heißt, ein Alter zehrt davon, wenn er mit einem Jüngling badet. Das Wasser muss sehr heiß sein, und es muss ein bestimmter Jüngling sein, einer, der bereits in einer magischen Quelle gebadet hat und deshalb unsterblich ist.«
    »Magische Quelle?«, echote ich ungläubig. »Unsterblich?«
    »Ja, so wie dieser Franzose, wie hieß er gleich … Pa … Pa …«
    »Paris!«, stieß ich hervor.
    »Genau. Dieser Paris traf so eine Quellnymphe, Ö … Ö …«
    »Oinone.«
    »Ganz recht. Der Alte hat es allen ausführlich und sehr überzeugend erklärt. Er sagte, er hätte regelmäßig mit Euch gebadet, seit er Euch vor dreißig Jahren kennenlernte, weshalb er mittlerweile auch selbst hundertdrei Jahre alt ist. Ich konnte das bestätigen.«
    »Wie könnt Ihr dergleichen bestätigen?«, rief ich.
    »Na ja, ich habe gesagt, dass er schon herkam, als ich noch ein kleiner Knabe war, und dass er damals bereits genauso aussah wie heute.« Der Bader lächelte verschlagen.
    Baldassarre kam fertig angezogen in den Vorraum. Meine vorwurfsvollen Blicke

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