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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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blieben ihm nicht verborgen.
    »Ich habe ihnen ausdrücklich verboten, deine Kronjuwelen zu begrapschen«, verteidigte er sich. »Weil das die Quelle der Jugend auf einen Schlag zum Versiegen bringen würde.« In seiner hohlen Hand ließ er die Münzen klimpern. »Du bekommst selbstverständlich auch deinen Anteil.«
    Entrüstet wollte ich dieses Angebot einer Beteiligung am Betrügerlohn zurückweisen, doch als Baldassarre mir nach dem Verlassen des Badehauses das Geld einfach in die Handdrückte, brachte ich es nicht fertig, Einspruch zu erheben. Die Stimme meines Gewissens ignorierend, schaffte ich sogar beinahe, mir vorzustellen, dass ich das Geld verdient hätte.
    Noch nie hatte ich Geld besessen – sah man von dem Erbe ab, wie viel immer es auch war. Stets war alles, was ich zum Leben gebraucht hatte, verfügbar gewesen. Somit fehlte mir in pekuniären Belangen nahezu jede Erfahrung. Nach einer verstohlenen Sichtung der mir übergebenen Münzen war ich jedoch sicher, mir davon im Bedarfsfalle mindestens zwanzig Zuckerkringel kaufen zu können.
    Diese Aussicht hob meine Laune auf dem Rückweg beträchtlich, sodass ich Baldassarre nicht länger gram sein konnte. Zudem musste man ihm die Verwirrung infolge seines Alters zugutehalten, daher trug er an dem Vorfall im Grunde keine Schuld. Da ich geschlafen hatte, war ich ebenfalls schuldlos, insofern war eigentlich alles in Ordnung.
    Dass es humorlose Zeitgenossen gab, die das gänzlich anders beurteilten, sollte ich in Kürze zu meinem Schrecken noch erfahren.

    Nach unserer Rückkehr blieb mir keine Zeit zum Ausruhen, obwohl meine Müdigkeit schlimmer war denn je. In dem Zuber hatte ich höchstens eine Viertelstunde geschlafen, wie mir Baldassarre versichert hatte.
    Immerhin hatte man mir in der Herberge einen Teller vom Mittagessen aufgehoben, auch wenn dieses inzwischen kalt war. Es gab Schmorkohl mit Resten von dem Schinken, von Franceschina eigenhändig gekocht. Sie durfte die Küche der Herberge mitbenutzen und dort für alle Truppenmitglieder warme Mahlzeiten zubereiten, wofür der Herbergswirt und seine Familie kostenlos den Aufführungen zusehen konnten. Franceschina erzählte mir, dass es kein guter Tausch sei, da dieBrut des Herbergswirts aus mindestens zehn nichtsnutzigen, lärmenden Halbwüchsigen bestehe, die bisher noch jede Vorstellung durch Zwischenrufe gestört hätten.
    Sie stellte mir den Teller mit dem Kohleintopf hin und schaute mir beim Essen zu, was mich nicht sonderlich störte, da Paulina das auch immer getan hatte.
    Nach dem ersten Bissen war mir auch egal, dass es heiß bestimmt besser geschmeckt hätte als kalt. Ich hatte solchen Hunger, dass ich geschwind alles aufaß und sogar eine zweite Portion nicht verschmäht hätte, wäre noch etwas da gewesen.
    »Vielen Dank für das Essen«, sagte ich zu Franceschina.
    »Du bist ein guter Junge«, sagte sie, während sie den leeren Teller an sich nahm und mich abwägend betrachtete. »Du kannst tatsächlich schreiben!«
    Der Zusammenhang zwischen meiner Eigenschaft als guter Junge und meiner Fähigkeit zu schreiben erschloss sich mir nicht auf Anhieb, aber ich nickte höflich und stand auf, in der Absicht, hinauszugehen und den anderen zu helfen, die bereits angefangen hatten, Requisiten für die abendliche Aufführung einzupacken und auf die Fuhrwerke zu laden.
    »Cipriano hat mir deine Verse gezeigt«, sagte sie. »Wir beide haben sie uns sehr gründlich angesehen.«
    Ich stolperte auf dem Weg zur Tür und fuhr zu ihr herum. Hätten sie und Cipriano in diesem Moment nackt mit mir in einem Zuber gesessen, wäre die Peinlichkeit nicht schlimmer gewesen.
    »Wir haben sie dann auch Elena und Caterina gezeigt«, fuhr Franceschina fort.
    Es war doch schlimmer! Ich befand mich im grässlichsten Hades, dagegen war der Zuber mit vier Männern das Paradies! Caterina hatte meine Verse gesehen!
    »Und anschließend haben wir mit Bernardo darüber gesprochen«, sagte Franceschina.
    Bernardo? Ich stand starr. Bei allen Heiligen! In seinersinnlosen Eifersucht auf alle Männer, die Caterina auch nur ansahen, war er unberechenbar! Er würde mich töten!
    Während ich noch mannhaft um Beherrschung rang, meinte Franceschina freundlich: »Wir waren alle derselben Meinung. Du bist nicht so dumm, wie du aussiehst. In dir steckt mehr, als man dir auf den ersten oder zweiten Blick zutraut. Bernardo wollte zuerst nichts davon wissen, hat sich am Ende aber doch überreden lassen.«
    »Wozu?«, flüsterte ich.
    »Dich

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