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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Korb, der in Reichweite befestigt war, lagen Seife und Tücher bereit, und auf Wunsch brachte der Bader frisches Wasser, heiß, warm oder kalt, ganz nach Bedarf. In den übrigen Zubern saßen ebenfalls Badegäste, und ich sah, dass dem einen oder anderen Wein serviert wurde – allerdings nur gegen Aufpreis, wie mir der Bader im Vorbeigehen auf meine Frage mitteilte.
    Indessen focht es mich nicht an, dass ich dafür kein Geld mehr hatte, dafür genoss ich das Bad viel zu sehr. Hätte Bruder Iseppo mich in diesem Moment gefragt, wie ich mich fühlte, hätte ich geantwortet: »Göttlich.«
    Ausgiebig machte ich von der Seife Gebrauch, wusch mir mehrmals den Kopf und tauchte unter, um alles abzuspülen, rieb meinen Körper mit dem Schwamm ab und ruhte nicht eher, bis ich förmlich glühte vor nie gekannter Sauberkeit.
    Träge trieb ich schließlich im Wasser. Müdigkeit bemächtigte sich meiner, und ich merkte, dass ich drauf und dran war einzuschlafen.
    Auch Baldassarre hatte sich inzwischen gründlich gereinigt. Er saß mir gegenüber, den Kopf zurückgelegt und die Augen halb geschlossen, einen Ausdruck reiner Zufriedenheit im Gesicht.
    »Oft stelle ich mir vor, im Zuber zu sterben«, vertraute er mir an. »Deshalb gehe ich auch so gern baden. Weil ich hoffe, dass es dabei passiert.«
    Fast verschluckte ich mich an dem Badewasser. »Wirklich?«
    »Es wäre die höchste Seligkeit. Außerdem wäre man sauber. Ich bin in einem Alter, wo es mir wichtig ist, nicht stinkend in die Grube zu fahren.«
    »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht«, gab ich zu.
    »Weil du zu jung bist, um ans Sterben zu denken.«
    »Dafür seid Ihr ebenfalls noch zu jung«, behauptete ich sofort, doch ich dachte an Onkel Vittore, und mir wurde weh ums Herz. »Darf ich Euch einige Fragen zum Theater stellen?«, fragte ich rasch, um mich von dem aufkommenden Kummer abzulenken.
    »Frag nur. Böse Zungen behaupten zwar, mein Gedächtnis lasse nach, und manchmal denke ich, sie haben recht, aber wenn es ums Theater geht, vergesse ich nichts.«
    »Wer oder was sind Zanni?«, wollte ich wissen.
    »Zanni sind Figuren unserer Commedia a soggetto .« 15
    »Wartet«, bat ich, bevor er fortfahren konnte, mit seinen Antworten neue Fragen aufzuwerfen. »Was bedeutet Commedia a soggetto?«
    »Das steht für die Kunst der Improvisation.«
    »Ihr meint, das Spiel erfolgt aus dem Stegreif ? Aber gibt das nicht ein heilloses Durcheinander, wenn man nicht weiß, was während der Aufführung als Nächstes kommt?«
    »Der Inhalt des Stücks ist durchaus vorher bekannt«, belehrte mich Baldassarre. »Aber nur in Form von Scenari oder Canovacci, wie man sie auch nennt. Das sind Beschreibungen des Inhalts der Geschichte, welche während des Spiels in immer neuen Variationen der Schauspielkunst ihre Auslegung erfährt.«
    Damit waren bereits einige meiner anderen Fragen – etwa, was Canovacci waren – beantwortet.
    Zanni, so erfuhr ich anschließend, war die Sammelbezeichnung für Dienerfiguren. Zu jeder Commedia a soggetto gehörten traditionell mindestens zwei Dienerrollen, männliche oder weibliche. Ohne Zanni keine zünftige Komödie.
    Den Widerpart der Zanni bildeten die Vecchi , die Alten, von denen ebenfalls mindestens zwei zum Stück gehörten, in der Regel betuchte, aber geizige Kerle, Advokaten oder Kaufleute, deren einziger Daseinszweck darin bestand, dem Lebensglück der Innamorati im Wege zu stehen.
    Die Innamorati, so klärte Baldassarre mich auf, waren die jungen Liebenden, von denen es, was nicht schwer zu erraten war, ebenfalls mindestens zwei gab.
    Während die Vecchi zu verhindern suchten, dass die Innamorati zusammenkamen, sorgten die Zanni als Diener durch alle möglichen Intrigen dafür, dass sich das verliebte Paar am Ende doch noch in die Arme sinken konnte.
    Dieser Handlungsablauf war, wie ich von Baldassarre erfuhr, sozusagen das grobe Muster, nach dem die meisten Komödien der letzten Jahrzehnte gestrickt waren, wobei Varianten in allen nur denkbaren Formen erwünscht und nötig waren, vor allem, was Schauplatz, Requisiten, Dialoge und Musik anging.
    »Und dann gibt es noch die Lazzi «, 16 sagte Baldassarre. »Ohne die geht in der Commedia a soggetto gar nichts.«
    Die neuen, fremden Begriffe summten um meine Ohren wie verirrte Bienen, die vergeblich nach ihrem Stock suchten.Dass ich außerdem immer noch nicht wusste, wer die Fedeli und der Capitano waren, spielte nun auch keine Rolle mehr. Mir fielen buchstäblich die Augen zu,

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