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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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lachten und sich mit den Ellbogen anstießen.
    Ein Mönch blieb kurz stehen und bekreuzigte sich mit missbilligender Miene, bevor er weitereilte. Als er an mir vorüberging, hörte ich ihn murmeln: »Rote Haare, Hexengezücht.«
    »Der Mönch, der hier eben vorbeikam, hält dich für eine Hexe«, erklärte ich Elena nicht ohne eine gewisse Genugtuung, als ich sie erreicht hatte.
    »Schade, dass er unrecht hat.« Mit einer ruppigen Bewegung strich sie sich die wild zerzausten Locken aus dem Gesicht und gab der Kiste zu ihren Füßen einen Tritt. »Denn dann hätte ich Hexenkräfte und könnte diese dämliche Bühne schneller aufbauen. Und uns genug Zuschauer herbeizaubern. Oder Futter für die Pferde, Geld für den Stall und die Herberge und vor allem einen Sack voller guter Ideen für ein neues Stück.«
    Die Knaben lümmelten immer noch bei den Arkaden herum, und als einer von ihnen eine zotige Bemerkung machte, wandte ich mich zu ihnen um, die Hand am Dolch. »Habe ich da eben etwas gehört, das nicht für die Ohren eines Mädchens bestimmt ist?«, fragte ich drohend.
    Offenbar war ich überzeugend, denn die Burschen nahmen die Beine in die Hand und waren so schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht waren.
    »Hirnlose Schwachköpfe«, sagte Elena verärgert, während sie nach einer Kiste langte.
    »Lass mich das machen.« Rasch nahm ich ihr die Kiste abund hievte sie mühelos auf den bereits vorhandenen Stapel, erfüllt von der angenehmen Gewissheit, dass dieses Gör zwar eine spitze Zunge hatte, es aber an Körperkraft niemals auch nur im Entferntesten mit mir würde aufnehmen können.
    Gönnerhaft wandte ich mich anschließend zu ihr um. »Bist du sicher, dass all diese von dir eben genannten Dinge überhaupt in deinen Tätigkeitsbereich fallen?«
    »Tätigkeitsbereich?«
    »Nun ja, ich denke, ein Mädchen deines Alters sollte sich eher auf Angelegenheiten konzentrieren, die seinem Wesen gemäß sind und sich nicht bei jeder Gelegenheit vorwitzig in den Vordergrund drängen.«
    Sie starrte mich an. »Vorwitzig?«
    Ich hüstelte. »Gewiss ehrt dich dein Fleiß und dein Bemühen, aber manche Dinge sollte ein Kind lieber den Erwachsenen überlassen.«
    »Du meinst also, die ganze Sache hier fällt nicht in meinen … Tätigkeitsbereich?«
    »So ist es.«
    Elena betrachtete mich abwägend. »Für wie alt hältst du mich eigentlich?«
    Mit leisem Unbehagen musterte ich sie und stellte dabei zum ersten Mal fest, wie grün ihre Augen waren und wie zahlreich die Sommersprossen auf ihrer Stupsnase. »Ähm … zwölf ?« Als ich das gewittrige Blitzen in ihren Augen bemerkte, fügte ich rasch hinzu: »Vielleicht auch dreizehn oder vierzehn!«
    »Das ist ein reizendes Kompliment, aber ich verdiene es nicht.« Sie lächelte verbindlich. »Denn in Wahrheit bin ich hoch betagt, hundertfünfundachtzig. In meiner frühen Jugend genoss ich das Privileg, mit einem Quellgott den Zuber zu teilen. Seither bin ich um keinen Tag gealtert.«
    Das Blut schoss mir in den Kopf, und vor lauter Verlegenheit wusste ich nicht, wohin ich schauen sollte. Offenbar hatte der unselige Vorfall im Badehaus bereits die Runde gemacht,und wie es aussah, brauchte ich für den Spott nicht weiter zu sorgen.
    Während ich mir ausmalte, wie sich Cipriano, Caterina und die anderen vor Lachen bogen, wartete ich auf weitere sarkastische Bemerkungen dieses vorlauten Quälgeistes, etwa solche, die auf meine Dichtkunst zielten, doch stattdessen meinte Elena kühl: »Es sind noch mehr Kisten aufzustapeln, und zwar dort vorn. Und da drüben liegt eine zusammengerollte Plane, die muss verspannt werden. Das ist unsere Kulisse.«
    Ihren Anweisungen folgend, machte ich mich an die Arbeit und stellte bald fest, dass der harte körperliche Einsatz meinen Verdruss schwinden ließ. So war es schon immer gewesen, seit ich denken konnte. Auch der größte Ärger war bei mir immer rasch vergangen, wenn ich erst eine Weile auf dem Feld oder im Stall geschuftet hatte. Für den Aufbau einer Bühne galt anscheinend dasselbe. Hin und wieder zwickte mein Bein, und auch die Müdigkeit machte sich immer stärker bemerkbar, doch meine Aufregung angesichts dessen, was durch meiner Hände Arbeit nach und nach entstand, übertraf alle Unannehmlichkeiten.
    Die beiden Fuhrwerke standen der Länge nach nebeneinander, mit ausreichend Abstand dazwischen, sodass die freie Fläche als Bühne genutzt werden konnte.
    Die Plane für die Kulisse wurde entlang der Wagen und an den Kistenstapeln, die

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