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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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künftig zu beschützen!«
    Ich blieb stehen. »Hör zu, du kannst nicht mitkommen. Du musst wieder zurück, sonst schöpfen sie sofort Verdacht. Wenn du mir helfen willst, musst du so tun, als hättest du mich nie gesehen.«
    »Aber dann bist du ganz allein!«
    »Ich habe ein Messer.« Ich klopfte auf meinen Gürtel.
    »Und du bist anders angezogen!« Bewundernd betrachtete er mich von oben bis unten. »Du siehst … edel aus.« Er fuhr mit dem Finger über den Lederharnisch. »Wie fühlt sich das an?«
    »Hart«, sagte ich. »Aber er passt prima, deswegen ist es sehr angenehm.«
    Iseppo seufzte abgrundtief. »Hast du noch mein Kissen?«
    »Ich halte es in großen Ehren.«
    »Versprich mir, dass du mir schreibst!«
    »Das mache ich. Papier ist ja reichlich vorhanden. Danke für deinen Beistand, Iseppo. Leb wohl.«
    »Sag mir nicht Lebewohl!« Seine Unterlippe zitterte, und seine Augen wurden feucht, doch diesmal beherrschte er sich und schluchzte nicht, als er mich umarmte. »Wir werden uns wiedersehen«, sagte er mit erstickter Stimme. »Eines Tages werden wir uns wiedersehen!«
    »Ganz bestimmt!«
    Hauptsache, nicht im Kloster, setzte ich in Gedanken hinzu. Ich klopfte ihm auf die Schulter, dann ließ ich ihn stehen und eilte davon.

    Auf dem Weg zur Herberge machte ich einen Umweg, um sicherzustellen, dass mir niemand folgte. Ab und zu meinte ich, verdächtige Schatten hinter mir wahrzunehmen, doch sobald ich mich umblickte, sah ich immer nur das Flackern von Fackeln vor den Häuserwänden oder wehende Wäschestücke in den dunklen Gassen.
    In der Herberge herrschte lärmender Betrieb. Der Schankraum war voll von Gästen, und aus der Küche roch es nach heißem Essen, was meine Eingeweide auf der Stelle in einen schmerzhaften Hungerkrampf verfallen ließ. Ich entsann mich, dass ich seit dem Besuch des Badehauses Geld besaß und mir eine Mahlzeit leisten konnte. Rasch kramte ich ein paar Münzen aus meiner Gürteltasche und zeigte sie der Frau des Wirts, die soeben mit vollen Tellern beladen aus der Küche kam.
    »Was bekomme ich dafür zu essen?«
    »Pasta mit Stockfisch.«
    Ich legte eine Münze dazu. »Und dafür?«
    »Pasta mit Stockfisch. Was anderes ist nicht da.« Sie servierte den Gästen das Essen und drehte sich dann zu mir um. »Soll ich dir einen Teller voll bringen?«
    Ich sah mich um. Alle Tische waren bis auf den letzten Platz besetzt.
    »Du kannst oben auf dem Zimmer essen«, bot sie an. »Oder in der Küche.«
    »Auf dem Zimmer«, sagte ich sofort.
    »Ist denn die Vorführung schon zu Ende?«, wollte sie wissen.
    »Nein, ich soll nur etwas holen«, improvisierte ich. »Aber es eilt nicht, sie brauchen es erst zum letzten Akt, und da dachte ich, dass ich schnell eine Kleinigkeit esse, weil ich noch kein Abendbrot hatte.«
    »Ich hörte, du seist ein passabler Dichter«, sagte sie.
    »Äh … wirklich?« Unangenehm berührt blickte ich auf meine Füße.
    »Mein Mann und ich sind nächste Woche fünfundzwanzig Jahre lang verheiratet. Wir haben zehn Kinder, davon acht Söhne.« Sie machte eine unbestimmte Handbewegung. »Die meisten sind gerade bei der Theatervorstellung. Sie dürfen ja kostenlos zusehen.«
    »Ich weiß.« Blieb nur zu hoffen, dass darunter keiner der Bengel war, die ich verjagt hatte, vor allem nicht Aldo.
    »Worauf ich hinauswill: Zu unserem Ehejubiläum möchte ich, dass unsere Kinder ein Gedicht darbringen. Es soll Liebe und Treue und gegenseitige Achtung und eheliches Glück darin vorkommen. Und es soll sich reimen.«
    Plötzlich fühlte ich mich beobachtet, und diesmal war ich ganz sicher, dass ich es mir nicht nur einbildete. Und tatsächlich, einer der Gäste starrte mich an! Als unsere Blicke sich trafen, schaute er rasch zur Seite und tat so, als würde ich ihn nicht interessieren. Doch kaum sah ich ebenfalls woanders hin, bemerkte ich aus den Augenwinkeln, wie er mich erneut ins Visier nahm.
    »Es darf aber nicht zu lang sein, damit sie es noch auswendig lernen können. Leider sind nicht alle von ihnen besonders helle. Dafür kann unser Ältester lesen, du kannst es also aufschreiben, dann übt er es mit ihnen ein.«
    »Verstehe«, murmelte ich, den Unbekannten betrachtend, der nun wieder zur Seite schaute. In meine Besorgnis mischte sich Neugier, denn einen Menschen wie ihn hatte ich noch nie gesehen: Er war ein Zwerg!
    »Kannst du dir etwas Passendes ausdenken?«
    »Sicher«, gab ich zerstreut zurück.
    »Bis morgen?«
    »Natürlich.«
    »Du bist ein guter Junge. Ich hole

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