Der König Der Komödianten: Historischer Roman
beiden schenkten mir keine Beachtung, als ich die Kiste abstellte, doch ich konnte und wollte nicht länger hinnehmen, wie dieser Grobian mit Caterina umsprang.
Angriffslustig baute ich mich vor ihm auf. »Das muss aufhören! Ihr dürft diese rechtschaffene Frau nicht so beleidigen! Und solltet Ihr gar wagen, die Hand gegen sie zu erheben, bekommt Ihr es mit mir zu tun!«
Verständnislos blickte Bernardo mich an. »Was redest du da, Bursche?«
»Ihr habt kein Recht, Caterina immerfort anzupöbeln! Wer seid Ihr, Euch solches Benehmen anzumaßen?!«
Bernardo rülpste lautstark. »Das kann ich dir sagen. Ich bin ihr Ehemann.«
Fassungslos schaute ich von ihm zu Caterina, die ergeben die Schultern hob. »Damit hat er recht, mein Junge. Trotzdem ist es wirklich ganz reizend und liebenswert von dir, dich so tapfer für mich einzusetzen!« Strahlend lächelte sie mich an.
»Weib, du tust es schon wieder!«, brüllte Bernardo. »Hör auf damit, sonst muss ich diesen armen Tor mit meinem Schwert durchbohren, aber mit dem echten!« Wie zum Beweis zog er blank und stach mit der glänzenden Klinge in die Luft.
Obwohl ich selbst nur Aldos schartiges Messer als Waffehatte, war ich entschlossen, mich zu verteidigen. Zum Kampf bereit, griff ich an meinen Gurt, doch dann erschien Elena in der offenen Tür. »Hört sofort auf mit dem Unfug. Bernardo, steck das Ding wieder weg! Marco, es sind noch jede Menge Kisten unten.«
Bernardo warf grummelnd das Schwert zur Seite und ließ sich mitsamt der Flasche auf seine Bettstatt sinken, während Caterina sich auf einem Schemel niederließ und begann, mit einem Kamm ihr Haar zu glätten.
Stumm trottete ich hinter Elena die Treppe hinunter und dann nach draußen, immer noch ganz benommen von der Neuigkeit, dass Caterina die Gattin dieses jähzornigen Saufboldes war. Dass ich von mordlüsternen Verfolgern bedroht war, spielte mit einem Mal keine Rolle mehr.
Stück für Stück schleppte ich weitere Kisten ins Haus, bis alle Utensilien sicher verstaut waren. Cipriano zeigte mir anschließend, wie ich mir in einem der Planwagen ein Nachtlager bereiten konnte, und zog sich dann selbst zum Schlafen in den anderen Wagen zurück.
Ich hockte mich in die mir zugewiesene Ecke und umschlang mit beiden Armen Iseppos Kissen. Unablässig ging mir immer nur die eine Frage durch den Kopf: Wie hatte Bernardo es geschafft, eine Frau wie Caterina zu der Seinen zu machen?
Kurz kam mir in den Sinn, dass er vielleicht nicht immer so versoffen und unfreundlich gewesen war, aber diese Möglichkeit verwarf ich rasch wieder. Falls er sich wirklich jemals anständiger benommen hatte, dann nur, um sie zu blenden. Wozu war er Schauspieler?
In mir wuchs die Empörung, während ich das Zustandekommen dieser Verbindung durchdachte und am Ende ein vollständiges Bild vor Augen hatte, das genau wiedergab, wie sich alles zugetragen hatte. Ganz klar, er hatte sie getäuscht und ihr einen besseren Charakter vorgegaukelt, um sie zur Ehe zu verleiten!
Als ihr Gatte glaubte er, sich dieses scheußliche Benehmen herausnehmen zu dürfen, und sie wiederum musste es klaglos erdulden, da das Weib dem Manne untertan war. Doch das war falsch, denn sie hatte ja nichts Unrechtes getan! Durchdrungen vom Wunsch, sie zu beschützen, fühlte ich mich nun erst recht zu ihrem Retter berufen. Sollte er je wagen, sie zu schlagen, würde ich mit ihm verfahren wie mit Aldo! Oder ihm gleich den Hals umdrehen!
»Bist du bereit zu reden, oder willst du zuerst dieses Kissen erwürgen?« Ein Windlicht erhellte den Einstieg. Elena kam in den Wagen geklettert und hockte sich auf eine leere Kiste.
Ich räusperte mich, entschlossen, allen Vorwürfen zuvorzukommen. »Es tut mir leid, dass ich vor dem Ende der Vorstellung verschwunden bin. Aber ich konnte nicht anders, denn ich war in Gefahr.«
»Ich hatte nicht vor, dir deswegen Vorhaltungen zu machen. Als ich nach der Aufführung die Pferde holte, sah ich, dass du schliefst. Ich hätte dich wecken können, aber ich tat es nicht, denn mir war klar, dass du am Ende warst.«
»Am Ende?«, echote ich töricht.
»Na, restlos erledigt eben. Du hast ja letzte Nacht nicht geschlafen, und das kurze Nickerchen am Nachmittag konnte deine Schwäche nicht ausgleichen. Von daher warst du auf dem Hafersack gut aufgehoben.«
Das klang nach einem abgehalfterten lahmen Gaul, der sich redlich das Gnadenbrot verdient hatte.
»Ich bin nicht schwach«, teilte ich ihr förmlich mit.
»Dann bist du eben aus
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