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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Versehen eingeschlafen.« Sie warf mir einen neugierigen Blick zu. »Was meintest du vorhin damit, dass du in Gefahr warst?«
    Ich dachte kurz nach. »Ich würde es dir erzählen, aber nur, wenn du mir versprichst, es nicht weiterzusagen.«
    »Und wenn nun die einzige Gefahr, in der du schwebst, darin besteht, dass dich Gesetzeshüter jagen? Etwa, weil du eingrausiger Verbrecher bist, zu dessen üblen Angewohnheiten es gehört, junge Mädchen zu ermorden?«
    Entrüstet wollte ich widersprechen, doch dann sah ich das Funkeln in ihren Augen. Schon wieder machte sie sich lustig über mich!
    »Vielleicht bin ich das ja.« Ich tat gelassen. »Ein Verbrecher, meine ich. In dem Fall musst du womöglich um deine Sicherheit bangen, denn ich könnte dich längst als mein nächstes Opfer auserkoren haben.«
    Sie kicherte, bis ihre Grübchen zu sehen waren, doch rasch wurde sie wieder ernst.
    »Ich sollte dich nicht necken, tut mir leid, dass es mich schon wieder überkommen hat. Marco, mir ist schon klar, dass du Angst hast und vor irgendetwas davongelaufen bist.«
    »Das ist nicht wahr!«, entfuhr es mir. »Ich bin kein Feigling!«
    »Na gut, sagen wir: Du bist in Sorge. Dafür muss es einen Grund geben. Ich verspreche dir, es nicht weiterzusagen. Also, was ist los mit dir?«
    Ich war beinahe erleichtert, ihr alles erzählen zu können. Sie war ein siebzehnjähriges Mädchen, anderthalb Köpfe kleiner als ich und viel zu vorlaut, aber sie war der erste Mensch, bei dem ich das Gefühl hatte, über meine Probleme sprechen zu können.
    Nachdem ich meinen Bericht beendet hatte, betrachtete sie mich stirnrunzelnd.
    »Glaubst du mir etwa nicht?«, fragte ich.
    »Wenn mir jemand anders diese Geschichte erzählt hätte, wäre ich vor Lachen tot umgefallen.«
    »Dann wäre es immerhin ein fröhlicher Tod gewesen«, sagte ich griesgrämig.
    Zu meinem Unwillen entlockte ihr meine Bemerkung ein weiteres Kichern, aber gleich darauf schüttelte sie den Kopf. »Damit wollte ich lediglich zum Ausdruck bringen, wieunglaublich das alles ist, und tatsächlich weiß ich nicht, ob ich es dir abgenommen hätte – wenn ich dich nicht am Ende des ersten Aktes mit dem Mönch hätte reden sehen. Das war vermutlich dieser Iseppo.«
    Ich nickte und zeigte ihr das Kissen. »Das ist ein Geschenk von ihm.«
    »Warum sagst du das jetzt?«
    »Äh … nur so. Nur für den Fall, dass du denkst, ich hätte … ich würde …«
    »Von Hause aus bestickte Seidenkissen lieben?« Sie grinste. »Marco, ich muss dir etwas sagen. Seit du bei den Incomparabili bist, hat das Leben wieder lustige Seiten.«
    Mir war nicht ganz klar, ob das ein Kompliment sein sollte oder eher ein Hinweis auf mein komisch-tölpelhaftes Wesen, also gab ich mich unbeteiligt. »Ich habe auch noch eine Frage an dich«, sagte ich. »Wie lange sind Caterina und Bernardo schon verheiratet?«
    Ihre Miene verfinsterte sich, doch ihre Antwort klang gelassen. »Seit zwei Jahren. Sie ist von zu Hause weggelaufen und kam bald darauf zu unserer Truppe, weil sie Schauspielerin werden wollte. Sie übte ihre Texte stundenlang vor dem Spiegel, mit Bernardo als Lehrer. Bernardo ist übrigens seit acht Jahren bei uns. Früher war er bei den Gelosi , doch mit denen geriet er in Streit.«
    »Die Gelosi – ist das eine Schauspieltruppe? So wie die Fedeli?«
    Elena nickte. »Es gibt noch andere, die ähnlich berühmt sind. Natürlich sind sie größer und besser ausgestattet als die Incomparabili.« Resignation klang aus ihrer Stimme. »Sie können mindestens zehn Rollen besetzen, ohne dass jemand doppelt auftreten muss. Und manche dieser Truppen haben sogar feste Bühnen, egal, wohin sie kommen.« Ihr Blick bekam etwas Verträumtes. »Auch wir waren einst sehr berühmt! Als meine Eltern noch lebten, spielten wir in Paris. In einem richtigenSchloss voller Spiegel und goldener Möbel. Der König selbst sah uns zu und applaudierte uns. Ich erinnere mich auch an Auftritte am Fürstenhof von Ferrara. Wir spielten in Florenz und Neapel und Bologna, stets vor erlauchtem Publikum.« Mit zur Seite geneigtem Kopf verlor sie sich in ihren Erinnerungen. »Damals waren wir in aller Munde. Man feierte und bewunderte uns, und wir hatten die prächtigsten Kostüme.«
    »Was ist geschehen?«, fragte ich leise.
    »Zuerst starb meine Mutter bei einer Niederkunft, und kurz nach ihr das Kind. Es war ein Junge. Meine Eltern hatten sich so sehr einen Sohn gewünscht, und ich mir einen kleinen Bruder. Aber er lebte nur einen Tag.«

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