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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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nicht da war. Doch auch das war nun nicht mehr meine Angelegenheit.
    Als ich die Herberge verlassen wollte, fing mich die Wirtin ab und schwenkte einen Kochlöffel, diesmal jedoch nicht enthusiastisch, sondern schäumend vor Entrüstung. »Du Lümmel!«, rief sie. »Was hast du da für abscheuliche Verse geschmiedet!«
    Ich duckte mich. »Es war nicht meine Schuld! Eure Söhne haben sie umgedichtet!«
    »Mach, dass du fortkommst, du undankbarer, verlogener Kerl! Ich will dich nie wieder in diesem Haus sehen! Wenn du dich noch einmal blicken lässt, zeige ich dich wegen sittlicher Gefährdung meiner Kinder an!«
    Damit war auch dieses Kapitel abgeschlossen. Als ich mich von den anderen verabschieden wollte, trat Elena mir in den Weg. »Wo willst du hin?«
    »Fort«, sagte ich.
    »Ist das die Art, wie du dich einmal eingegangener Verpflichtungen entledigst?«
    Unter ihrem flammenden Blick fühlte ich mich wie etwas, das unter einem modrigen Stein hervorgekrochen kommt und jederzeit damit rechnen muss, zertreten zu werden, und aus dieser Warte sah ich die Lage wieder so, wie sie sich für die anderen darstellte – hoffnungslos und von ganz unten.
    Der Fettsack hatte mit seinen Gehilfen die Pferde angespannt und die Wagen vollständig entladen. Sie hatten sich schon auf den Kutschbänken breitgemacht und riefen sich unter dröhnendem Gelächter irgendwelche Zoten zu, als wären Baldassarre und die seinen überhaupt nicht anwesend.
    Der Alte hockte zusammengesunken auf der Taurolle, eine Hand gegen sein Herz gepresst und mit der anderen die Augen bedeckend. Franceschina und Caterina standen mit hängenden Köpfen neben ihm. Von Cipriano war nichts zu sehen.
    Elena war kreidebleich, sogar die Sommersprossen hatten sich entfärbt. »Du kannst nicht einfach so weggehen und uns im Stich lassen!«
    Erschüttert rang ich nach Worten, die mein Verschwinden weniger selbstsüchtig aussahen ließen, doch ich stockte schon beim ersten Wort. Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes tauchte der Knecht des Fettsacks auf, und hinter ihm flatterte der schwarze Talar von Messèr Barbarigo, dem Notar.

    »Ich muss mit dir reden!«, zischte ich in Elenas Richtung, bevor ich hinter einen der Wagen in Deckung sprang und von da aus die wenigen Schritte bis zum Stall huschte. Ich betete, dass es dort einen Hinterausgang gab, durch den ich zur Not verschwinden konnte, doch zuvor war ich Elena eine Erklärung schuldig. Ich musste nicht lange warten, bis sie auftauchte und wissen wollte, warum ich mich versteckte.
    »Ich täte es nicht, wenn ich es nicht müsste«, flüsterte ich. »Auch würde ich gewiss nicht so überstürzt aufbrechen, wenn es nicht die Not verlangte! Ich habe keine Wahl. Der Notar ist gerade gekommen, ich erzählte dir bereits von ihm.«
    »Oh!« Ihre Augen wurden kugelrund. » Der Notar?«
    Ich nickte und spähte über ihre Schulter, doch für den Moment schien ich sicher zu sein. Elena hatte zwar das Tor offen gelassen, als sie mir in den Stall gefolgt war, doch ich hatte mich sofort in die hinterste Ecke verzogen und hinter einem Stapel Futtersäcke versteckt.
    »Der Prior weiß ebenfalls, dass ich in der Stadt bin. Ich traf ihn heute im Badehaus. Und in dem anderen Badehaus haben sich die Kerle zusammengerottet, mit denen ich im Zuber saß. Sie wollen mich einkerkern und mir die Hand abhacken lassen.«
    »Oh!«, sagte sie abermals. »Das ist ja …« Ihr fielen keine passenden Worte ein, aber in ihre Wangen war wieder Farbegestiegen, und wäre das Licht im Stall nicht so dürftig gewesen, hätte ich geschworen, dass auch ihre Augen fast auf die gewohnte Art funkelten. Meine prekäre Situation wirkte offenbar belebend auf sie.
    »Erwähnte ich schon, dass die Herbergswirtin mich wegen meiner Verse ebenfalls ins Gefängnis bringen will?«
    »Oh«, kam es zum dritten Mal.
    »Ja, oh. Vielleicht verstehst du jetzt, warum ich weg will. Oder anders ausgedrückt: Mir brennt hier der Boden unter den Füßen!«
    »Nicht nur dir«, sagte Cipriano von der Stalltür her. Mit wehenden Engelslocken kam er herangeeilt und blieb außer Atem neben Elena stehen. »Wir müssen so schnell wie möglich die Stadt verlassen. Es ist schrecklicher Ärger im Anmarsch.«
    »Was ist geschehen?«, fragte ich.
    »Dieser Hitzkopf Bernardo hat sich mit Rizzo duelliert. Ich hatte so eine Ahnung davon, als ich ihn vorhin suchen ging, und siehe da, das Blut tropfte noch von seinem Degen und rann aus seinem Körper. Er hat ordentlich was abgekriegt,

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