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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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setzte.
    »Hier«, sagte sie ebenso leise.
    Befremdet blickte ich in die Runde – außer uns waren ein gutes Dutzend Reisende an Bord, Männer, Frauen und einige Kinder – und sah niemanden, der Bernardo auch nur entfernt ähnelte. Schließlich gelangte ich zu der Überzeugung, er müsse der alte Jude sein, der den gelben Hut tief ins Gesicht gezogen hatte und zusammengesunken auf der Backbordseite des Kahns saß. Aber dann sah ich den Alten gähnen und stellte fest, dass er keinen einzigen Zahn mehr besaß. So weit wäre Bernardo bei seiner Verkleidung sicher nicht gegangen. Sofort hielt ich Ausschau nach anderen möglichen Kandidaten, hinter denen Bernardo stecken könnte, immer noch – ich gebe es zu – in der stillen Hoffnung, er könne trotz Elenas anders lautender Behauptung vielleicht doch die Abfahrt verpasst haben. Dann obläge es künftig mir, Caterina zu beschützen.
    »Glotz nicht so, das fällt auf«, zischte Elena. »Und zieh nicht immer so an dem Hut herum, dabei verrutscht dir der Bart! Vor allem aber hör auf, dauernd das Kissen zu begrapschen!«
    Sofort senkte ich den Kopf und fummelte in meinem Gesicht herum, bis ich sicher war, dass der Bart richtig saß. Meine Hände zuckten in dem Bedürfnis, ein weiteres Mal die Position des Kissens zu prüfen, doch das versagte ich mir.
    Endlich erteilte der Schiffsführer den Befehl zum Ablegen, und die Pferde am Kanalufer setzten sich in Bewegung. Die Ruder des Schleppkahns wurden nur zum Steuern eingesetzt; die eigentliche Kraft für die Fortbewegung kam von der Strömung sowie den Treidelpferden, die das Boot flussabwärts zogen.
    Die Brenta verband Padua mit dem östlichen Tiefland des Veneto ebenso wie mit der Lagune. Vor nicht allzu langer Zeit war der Fluss, wie ich gelesen hatte, umgeleitet und das ursprüngliche Flussbett zu einem zusätzlichen Wasserweg, dem Naviglio di Brenta, ausgebaut worden, sodass Venedig von Padua aus mühelos über diesen Kanal zu erreichen war. Die Fahrtwürde mit Unterbrechungen bis zum späten Nachmittag des nächsten Tages dauern, eine Übernachtung auf halber Strecke mit eingerechnet.
    Die Pferde zockelten am Ufer entlang, und der Kahn glitt behäbig dahin, überwiegend von der Strömung getragen, sodass die Zugtiere sich nur an vereinzelten Stellen ins Zeug legen mussten. Es ging ein sanfter Wind, der den Baldachin über dem Boot in Schwingungen versetzte und das Grasland ringsherum fächelte. Beinahe unbemerkt hatten wir die Stadt hinter uns gelassen, und die hügelig-grüne Weite der uns umgebenden Landschaft, das gleichmäßige Stampfen der Pferde und das dumpfe Rauschen des Kielwassers übten eine beruhigende Wirkung auf mich aus. Ich merkte, wie ich mich entspannte und wie nach und nach alle Unbilden der vergangenen Tage von mir abfielen, bis mir vieles davon nur noch wie ein entfernter böser Traum vorkam.
    Schläfrig lehnte ich mich zurück und gab mich ganz der milden Gelassenheit hin, die mich erfüllte.

    Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn ich hatte einen lebhaften Traum: Bernardo und ich arbeiteten an dem Stück über Don Juan de Austria weiter, und gemeinsam sannen wir darüber nach, welche falschen Beweise der tückische Kriegskamerad Juans auslegen könnte, um den Verdacht ehelicher Untreue auf Caterina zu lenken und auf diese Weise Juan tödlich zu reizen. Im Traum überlegte ich eine Weile, ob die Ehefrau Don Juans tatsächlich Caterina hieß, doch diese Frage war bald nebensächlich, denn ich fand einen zündenden Vorschlag für den gesuchten falschen Beweis: Der böse Kriegskamerad könnte Caterina unbemerkt ein Tuch des arglosen jungen Adjutanten an den Gürtel stecken, was Juan zu der Überzeugung verleiten würde, seine Frau habe ein Techtelmechtel mit dem Adjutanten.
    »Das ist gut«, sagte Bernardo in meinem Traum. »Das ist sehr gut! Das hat Tragik und Tiefe! Vor allem aber gibt es unserem Helden Juan ein nachvollziehbares Motiv, den Adjutanten auf der Stelle zu töten! Was meinst du, lässt sich etwas aus dieser Idee machen? Wie sollen wir den Mord aus Eifersucht inszenieren? Mit dem Dolch oder mit der Würgeschlinge? Oder doch lieber als Degenduell, Mann gegen Mann, oder vielmehr Mann gegen Sack, so wie bei Rizzo?«
    Mit einem Mal erschien mir meine Idee für den falschen Beweis nicht mehr so ideal wie zu Anfang, und verzweifelt suchte ich nach Alternativen, doch dann zeigte Bernardo auf sein Schwertgehenk und sagte: »Hatte ich dir nicht gesagt, dass ich dir die Eier

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