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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Geschäftsbeziehungen sein.«
    Sofort erkannte ich meinen Fehler.
    »Ich will doch lieber mit Euch baden«, sagte ich. »Mir ist eben eingefallen, dass ich dringend mit Euch über das neue Stück reden muss.«
    Dagegen hatte Baldassarre nichts einzuwenden.
    Die Badewirtin winkte einen Knecht herbei und befahl ihm, einen Zuber mit heißem Wasser aufzufüllen. Danach machte sie keine Anstalten, den Raum wieder zu verlassen, sondern schickte sich an, einem der Männer den Rücken abzuschrubben. »Du bist schon wieder eingeschlafen«, sagte sie zu ihm. »Eines Tages stirbst du mir noch in der Wanne, und keiner merkt es!«
    »Mein heimlicher Traum«, teilte Baldassarre ihr mit. »So zu sterben, im warmen Wasser, während eine liebliche Grazie wie Ihr mir den Rücken wäscht – welcher Tod könnte schöner sein!«
    Die Badewirtin gluckste. »Unter meinen Händen hat schon mancher sein Leben ausgehaucht. Jedenfalls vorübergehend.« Sie lachte; es klang für eine Frau erstaunlich dröhnend.
    Ihre Anwesenheit hemmte mich, doch ich hielt mir vor Augen, dass die anderen Männer sich ebenfalls nicht vor ihr zierten, also zog ich mich rasch aus und hielt die Hände vor meine männlichen Teile, während ich gemeinsam mit Baldassarre in den Zuber stieg. Das Badefass war kleiner als das, in welchem wir in Padua gesessen hatten, und ich musste die Beine anwinkeln, um nicht gegen Baldassarres knochige Knie zu stoßen.
    »Ein paar Tropfen Duftöl?«, fragte die Badewirtin, während sie uns Schwämme und Seifenstücke reichte. Irgendwie brachte ich das Kunststück fertig, die Utensilien zu ergreifen und dabei meinen Unterleib mit den Ellbogen zu verdecken.
    »Kuchen? Wein?«
    »Von allem etwas«, sagte Baldassarre.
    Aus einem Fläschchen schüttelte die Badewirtin ein wenig Essenz in den Zuber, und augenblicklich roch es aus dem Wasser wie in einem Rosenhain, bei dem die Büsche so dicht wuchsen, dass es daraus kein Entrinnen mehr gab.
    »Oje, das war vielleicht ein bisschen zu viel«, sagte die Frau.
    »Macht nichts«, meinte Baldassarre. »Mein Riechvermögen ist nicht mehr das beste.«
    Die Badewirtin entfernte sich in Richtung eines Durchgangs und brüllte: »Kuchen und Wein, zwei Portionen!«
    »Was das Stück betrifft, sollte dir eines klar sein«, sagte Baldassarre.
    »Was denn?« Ich versuchte, möglichst flach zu atmen, um nicht zu viel von dem Rosenduft zu inhalieren. Mein Riechvermögen ließ nichts zu wünschen übrig, zumal meine Nase um einiges größer war als die vieler anderer. Nicht, dass ich etwas gegen Rosen gehabt hätte, aber sich gleichsam in ihnen zu suhlen war eine andere Sache.
    »Du musst Elena die Rolle der Aurelia geben«, erklärte Baldassarre. »Als Intendant des Theaters muss ich darauf bestehen. Für gewöhnlich kehre ich nicht den Eigner heraus, aber diesmal muss ich es tun, denn sie ist mein Fleisch und Blut. Bisher warsie nie bereit, Frauenrollen zu übernehmen, jetzt ist sie es. Sie ist erwachsen. Ihrem alten Großvater ist das nicht entgangen.« Er legte den Kopf zurück, bis sein grauer Bart auf der Wasseroberfläche schwamm wie ein Fächer. »Wir hatten viele Jahre lang kein Stück mit zwei Innamorati-Frauenrollen, und diese Gelegenheit soll meiner Enkelin nicht verdorben werden.«
    »Ich hatte sie sowieso für die Rolle der Aurelia vorgesehen«, sagte ich, wenn auch mit leiser Skepsis, denn ich hatte nicht vergessen, dass auch Caterina und Cipriano die Rolle wollten.
    »Ich weiß die Lösung«, sagte Baldassarre, als hätte ich meine Gedanken laut ausgesprochen. »Lass beide Zwillingsbrüder die Rosalinda lieben. Das wird Caterina gefallen, und sie wird die Rolle der Rosalinda haben wollen. Damit wäre die Aurelia für Elena frei.«
    »Aber … Zwei Männer und eine Frau …«
    Im Hintergrund kicherte die Badewirtin. Ich holte Luft und spuckte aus, um den öligen Rosengeschmack loszuwerden. »Was wird denn dann aus Aurelia, wenn niemand sie liebt?«
    »Oh, der Capitano liebt sie doch. Und der Dottore ebenfalls. Beide sind ganz vernarrt in Aurelia und wollen das Mädchen heiraten.«
    »Na ja, ich weiß, dass das der feststehende Inhalt bei einer Commedia a soggetto ist, Ihr habt es mir selbst erzählt – Vecchi, die sich in Innamorati vergucken. Aber Aurelia will keinen von beiden, weil ihr der eine zu aufschneiderisch und der andere zu alt ist. Sie muss am Ende einen jungen Mann bekommen, und der muss sie selbstverständlich auch lieben. Dabei dachte ich an Flavio.«
    »Das wird sich im Laufe

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