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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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des Stücks schon finden.« Baldassarre wusch sich genießerisch den Bart mit der Seife. »Wie hast du dir die erste Begegnung zwischen Aurelia und Leandro vorgestellt?«
    Darüber hatte ich mir schon Gedanken gemacht. »Sie läuft von zu Hause weg, weil ihr Großvater Pantalone sie entwedermit dem Dottore oder dem Capitano verheiraten will. Bei der Gelegenheit begegnet sie Leandro. Der hat sich im ersten Akt in die junge Witwe Rosalinda verliebt und bittet nun deren Vertraute Aurelia, ihm bei der Werbung zu helfen.«
    »Das ist zu einfach«, sagte Baldassarre. »Du brauchst ein zusätzliches Hindernis. Nehmen wir an, auch Flavio würde Rosalinda lieben – was ja, wie gesagt, Caterinas Interesse an dieser Rolle fördern würde. Auf diese Weise hätte Leandro einen Nebenbuhler, ein schöner Konflikt.«
    Damit hatte er auf jeden Fall recht. Konflikte waren wichtig.
    Ich nickte zustimmend und entwickelte den Gedanken weiter. »Also will Leandro Rosalinda für sich gewinnen und Flavio bei ihr ausstechen. Aurelia wiederum will Flavio Rosalinda abspenstig machen, wobei Leandro ihr helfen soll. Was sich sehr gut trifft, weil Leandro ja Rosalinda für sich haben will. Wirklich ein guter Konflikt für den zweiten Akt!«
    Angeregt spann ich die Geschichte fort. »Leandro weiß, dass Aurelia in einem Haus mit Rosalinda lebt, da beide Großcousinen sind und Rosalinda als junge Witwe ihrem Onkel, Aurelias Großvater, unterstellt worden ist.« Ideen sprudelten aus dem Badewasser und entfalteten sich wie blühende Rosen. »Die Begegnung mit Aurelia ist für Leandro wie ein Geschenk des Himmels, denn mit ihrer Hilfe hofft er nun, an Rosalinda heranzukommen und seinen Nebenbuhler aus dem Feld zu schlagen, was umgekehrt zugleich Aurelia zupass kommt, da diese ja Flavio für sich will.«
    »Wissen denn die Zwillingsbrüder voneinander?«
    »Leandro weiß zu Anfang nur, dass es einen Nebenbuhler gibt. Dass dieser sein Ebenbild ist, erfährt er erst später. Wann genau, muss ich mir noch überlegen.«
    »Es sollte die Mitte des Stückes markieren, das ist ein guter Zeitpunkt für diese schicksalsträchtige Begegnung«, sagte Baldassarre. »Danach können sie unter Ausnutzung ihrer Ähnlichkeit allerlei Verwirrspiele veranstalten.«
    Begeistert griff ich diese Anregung auf. »Einer kann sich für den anderen ausgeben und umgekehrt, beide mit dem Vorsatz, Rosalinda für sich zu gewinnen!«
    »Das hat eine Menge komisches Potenzial«, stimmte Baldassarre zu.
    »Ich müsste mir noch Lazzi dazu überlegen. Etwas, das die Leute richtig zum Lachen bringt.«
    »Lass Leandro etwas dichten.«
    »Äh … was?«
    »Ein Sonett.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich irritiert.
    »Na, ein Sonett. So wie Petrarca einst welche schrieb. Ein Gedicht mit zwei Quartetten und zwei Terzetten je Strophe.«
    »Ich weiß, was ein Sonett ist, und Petrarca kenne ich auch. Aber weshalb sollte Leandro dichten?«
    »Nun, er tut es zu Ehren von Rosalinda, die er damit umwerben will.«
    »Und was soll daran komisch sein?«
    »Leandro ist ein miserabler Dichter. Ihm wollen keine schönen Reime einfallen, das ist komisch. Es wird dir leicht fallen, Beispiele zu ersinnen, die zum Lachen anregen, denn du hast ein Talent für komische Reime.«
    Aus unerfindlichen Gründen fühlte ich mich nicht geschmeichelt. »Leandro wäre nicht so dumm, schlechte Gedichte zu schreiben«, erklärte ich. »Er ist kein weltfremder Trottel. Er war zwar noch nie in Venedig und kommt aus einem fernen Land, aber er hat ein Vermögen geerbt und ist hoch gebildet.«
    Baldassarre öffnete ein Auge und blinzelte mir über das Rosenwasser hinweg zu. »Auch helle Köpfe können wider die Vernunft handeln, wenn Balzgefühle sie umtreiben. Als komisches Element in einem Stück ist das Umwerben einer Frau unschlagbar. Warum soll man es immer nur bei den Vecchi anwenden, warum nicht auch bei den jungen Liebenden?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich widerstrebend. »Irgendwie … passt es nicht zu Leandro, sich zum Narren zu machen.«
    Baldassarre schloss das Auge wieder. »Nehmen wir an, er tut es aus Leidenschaft. Etwa, weil Aurelia ihm weismacht, er könne nur mit selbst gedichteten Versen Rosalindas Herz erobern.«
    Das begriff ich nicht. »Warum sollte Aurelia das tun?«
    »Weil es sie ärgert, wie sehr Leandro für Rosalinda schwärmt, obwohl er sie überhaupt nicht näher kennt. Und es ärgert sie noch mehr, dass Leandro sie für seine Werbung einspannen will. Aurelia möchte, dass Leandro sich

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