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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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sie ausdenken wollte.
    Rodolfo klopfte mir auf die Schulter. »Gut gemacht, Junge. Nicht lange gefackelt und ran an den Speck, was?«
    Henry räusperte sich. »Mir kommt die Geschichte sehrbekannt vor. Sprachen wir neulich nicht erst darüber, dass ich Will den Stoff ans Herz legen wollte?«
    »Und wenn schon«, brummte Rodolfo. »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.«
    »Du meinst, weil du die Geschichte früher gehört hast, gehört sie dir?«
    Rodolfo grinste über das Wortspiel. »Nein, sie gehört dem, der zuerst etwas daraus macht. Und das ist in dem Fall Marco. Wobei es deinem Freund Will natürlich unbenommen bleibt, auch darüber zu schreiben. Wenn es ihn nicht stört, dass andere dieselbe Idee schon vorher hatten.«
    »Das hat ihn noch nie gestört. Gute Ideen sind rar. Er benutzt sogar seine eigenen Ideen mehrmals, warum also nicht auch die von anderen?«
    »Mich beschäftigt eine andere Frage«, sagte Caterina zu mir. »So, wie du das Stück erzählt hast, sieht es zwei Paare von Innamorati vor. Wie hast du dir die Rollenverteilung vorgestellt? Welchen Part soll ich übernehmen?«
    »Ich dachte, dass du die Witwe Rosalinda spielst«, antwortete ich.
    Ihre Miene verfinsterte sich. »Ich will keine Witwe spielen. Das sind Rollen für alte Frauen.«
    Ich zuckte zusammen. »Aber die Rosalinda ist jung und schön!«
    » Ich werde sie spielen, wenn du die Rolle verschmähst«, sagte Cipriano entschlossen.
    Damit zog er die Blicke aller auf sich. Sogar der betrunkene Bernardo musterte ihn mit mildem Interesse.
    »Das ist ein durchaus erwägenswerter Gedanke«, kommentierte Henry. »Bei uns in London werden alle Frauenrollen von Männern gespielt. Immer und ausschließlich. Es dient der Sittenstrenge.«
    Das trug wiederum ihm erstaunte Blicke ein, denen er achselzuckend standhielt. »Es ist gesetzlich vorgeschrieben.«
    »Wieso fragt mich eigentlich keiner, ob ich die Rolle übernehmen will?«, fragte Franceschina ärgerlich. »Ich erfülle alle Voraussetzungen: Ich bin alt genug, ich bin eine Frau, und ich bin tatsächlich verwitwet, sodass ich auch die nötige innere Einstellung für diese Rolle mitbringe.«
    Ich musterte sie überrascht. Dass sie verwitwet war, hatte ich bis dahin nicht gewusst.
    »Elena sollte auf jeden Fall die Enkelin Aurelia geben«, sagte Baldassarre. »Es wird Zeit, dass sie sich in Frauenrollen übt.«
    »Soll das etwa darauf hinauslaufen, dass ich die Colombina spielen soll?«, bemerkte Caterina. »Eine ordinäre Dienerin ? Ich?«
    In der unvermittelt einsetzenden Gesprächspause war deutlich das Knirschen von Franceschinas Zähnen zu vernehmen.
    Ratlos blickte ich in die Runde. »Ich kann unterschiedliche Variationen notieren, über die wir noch nachdenken können. Auf jeden Fall sind jedoch mehrere Doppelrollen zu spielen, gleichviel, wie wir es verteilen.«
    »Außerdem musst du zuerst das Stück fertig schreiben«, sagte Elena. »Ohne Stück können wir keine Rollen verteilen.«
    Die Debatte um die Rollenverteilung ging trotzdem noch eine Weile weiter, führte aber zu keinem Ergebnis. Irgendwann – draußen war es bereits stockfinster – gingen wir alle todmüde zu Bett.

    Beim zweiten Nachtläuten wachte ich auf, unter meiner Wange das Lavendelkissen von Iseppo. Mittlerweile roch es ziemlich muffig, war aber immer noch deutlich frischer und weicher als alles, was mir bisher an Herbergskissen untergekommen war.
    Mein Gesicht war nass von Tränen. Ich hatte etwas Schlimmes geträumt, wusste aber nicht mehr, was. Jemand wollte mich verlassen, daran erinnerte ich mich vage, doch wer das gewesen war, verlor sich in den schwindenden Traumbildern.
    Augenblicklich erwachte meine Trauer, die ich in den vergangenen Tagen angesichts der auf mich einstürmenden Eindrücke verdrängt hatte. Ich vermisste Onkel Vittore mit solcher Heftigkeit, dass mir nun erst richtig die Tränen kamen. Um mein Schluchzen zu unterdrücken, presste ich mein Gesicht in das Lavendelkissen und weinte eine Weile hinein, bis der Schmerz sich allmählich in Trostlosigkeit verwandelte.
    Als mein Bedürfnis zu heulen nachließ, setzte ich mich auf und atmete tief ein, was ein Fehler war, da die Luft in der Schlafkammer grässlich war. Bernardo dünstete massiven Gestank nach Schnaps und Schweiß aus. Baldassarre roch nicht ganz so aufdringlich, dafür aber der Nachttopf, den er seit dem Zubettgehen schon zwei Mal benutzt hatte. Außerdem machte er das, was andere ihm in Sachen Mief voraushatten, durch sein Schnarchen mehr

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