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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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bei Rosalinda lächerlich macht. Deshalb erzählt sie Leandro, dass Flavio Rosalindas Herz mit Gedichten gewonnen habe und dass er, Leandro, das mit schöneren Versen übertrumpfen müsse, um sie für sich zu gewinnen.«
    Ich hatte den Eindruck, dass der Rosendampf mir langsam, aber sicher den Verstand vernebelte. »Aber Rosalinda ist Aurelias geliebte Cousine, Aurelia will doch nur deren Glück! Weshalb sollte sie dann darauf hinwirken, dass Leandro bei Rosalinda scheitert?«
    »Aurelia will Leandro für sich selbst gewinnen, weil sie der Meinung ist, dass sie viel besser zu ihm passt.«
    Meine Verwirrung wuchs. »Aurelia will gar nicht Flavio, sondern Leandro? Seid Ihr da sicher?«
    »Wer kann bei so was schon sicher sein«, brummte der Alte. »Männer und Frauen sind ohnehin grundverschieden, nur ein Narr würde behaupten, sie passten zusammen. Abgesehen von gewissen schwachen Momenten, ohne die es der Menschheit nicht vergönnt wäre fortzubestehen. In der Komödie, mein junger Freund, geht es überdies nicht darum, wer zu wem passt, sondern darum, Verzweiflung bloßzulegen. Es geht darum, den Darsteller gegen Wände laufen und den Zuschauer darüber lachen zu lassen. Und weißt du auch, warum die Zuschauer darüber lachen?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Weil sie sonst weinen müssten, denn der arme Verzweifelte steht für sie selbst. Sie fühlen mit ihm, weil er zu scheitern droht, so wie wir alle im Leben. Am Ende gestattet der Autor dem Verzweifelten, die Tür in der Wand zu finden, hinter der das Glück liegt. Das wiederum macht den Zuschauer glücklich, denn der Verzweifelte hat nicht nur seine, sondern auch ihre Schwächen besiegt. Dass er zugleich die große Liebe gefunden hat, ist nur hübsche Dreingabe.«
    Das konnte ich nachvollziehen, ja, mehr noch: Diese Gedankengänge erschienen mir von bestechender dramaturgischer Logik. Dennoch vermochte ich mich mit Baldassarres Vorschlag nicht recht anzufreunden. Rosalinda passte nach meinem Dafürhalten besser zu Leandro, und Aurelia sollte Flavio lieben und heiraten. Das fühlte sich einfach besser an.
    Hingegen fand ich die Idee eines Sonetts überzeugend, aber nicht, weil sie komisch war, sondern weil ich spürte, dass Rosalinda von einem Gedicht ihr zu Ehren überaus gerührt wäre und sich davon entflammen ließe. Selbstverständlich durften die Verse nicht holprig ausfallen, sondern mussten kunstvoll geschmiedet werden, ganz nach Art des Petrarca, eine Aufgabe, die ich als besondere Herausforderung betrachtete.
    Vor der Aufführung würde Bernardo es auswendig lernen müssen, all ’ improvviso 21 konnte kein Mensch Sonette vortragen, außer vielleicht Baldassarre, was zugleich die Frage aufwarf, ob Bernardo es schaffen würde, nüchtern zu bleiben. Oder, wahlweise, sich in betrunkenem Zustand den Text zu merken. Ob er die Verse notfalls auch von einem Zettel ablesen konnte? Oder war das bei Bühnenauftritten unüblich? Gerade setzte ich an, Baldassarre danach zu fragen, als ein Ausruf mich innehalten ließ.
    »Ich kann nicht glauben, dass ich dich hier wiedersehe!«
    Eine Frau kam an unsere Wanne, in der einen Hand zwei Krüge und in der anderen ein Brett mit Kuchen. Sie war ungefähr in meinem Alter und hatte die größten Brüste, die ich je gesehen hatte, sicher noch voluminöser als die von Matilda, und das, obwohl sie ansonsten keineswegs breit gebaut war. Die dünne Bluse, die sie trug, kaschierte die pralle Fülle nicht im Geringsten, und obwohl ich mir redliche Mühe gab, nicht so aufdringlich hinzustarren, konnte ich nicht verhindern, dass sich ein gewisser Körperteil von mir unter der Wasseroberfläche zu regen begann.
    »Hast du erfahren, dass ich jetzt hier arbeite? Bist du deshalb hier? Willst du mir ein zweites Mal das Herz brechen?«
    Ihre Stimme klang vorwurfsvoll, und endlich gelang es mir, meinen Blick von ihrem enormen Busen loszureißen und ihr ins Gesicht zu blicken.
    Sie starrte Baldassarre an. »Seit wann badest du lieber in männlicher Gesellschaft? Und dann auch noch in solcher?«
    Ich versteifte mich erschrocken, bis auf besagte Stelle, die so schlaff wie noch nie wurde.
    Mir war danach, unterzutauchen, mochte das Wasser auch noch so sehr nach Rosen riechen. Stattdessen hielt ich mir den Krug vors Gesicht, den sie mir reichte. Den anderen streckte sie Baldassarre hin, und mir knallte sie anschließend das Kuchenbrett auf die angezogenen Knie. Eilig griff ich danach, damit es nicht ins Wasser rutschte.
    Beklommen suchte ich

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