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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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eifrig.
    »Sind Sie meinetwegen hier?«, fragte ich. Mills drehte sich um und musterte mich. Ich war blutverschmiert und dreckig. Neben mir sah sie vom Scheitel bis zur Sohle aus wie ein Justizwerkzeug. Ihre Schuhe glänzten, ihre Hose hatte eine Bügelfalte. Als sie sprach, konnte ich ihr Mundwasser riechen.
    »Ja«, sagte sie.
    • »Was ist denn mit ihm?« Ich deutete mit dem Kopf auf den jungen Polizisten vor der Tür. Mills zuckte wortlos die Achseln.
    »Billiges Theater«, sagte ich. »Brauchen Sie nicht.«
    Im selben Moment stieg der Cop in seinen Streifenwagen und fuhr ab, ohne Mills oder mich anzusehen. Mills blickte ihm nach und wandte sich dann wieder zu mir um.
    »Bisschen nervös, wie, Work?«
    »Wenn Sie meinen.«
    Sie lächelte. »Ich habe nie gesagt, dass er zu mir gehört.«
    »Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte ich.
    »Ich habe das mit Ihrer Schwester gehört«, erwiderte sie. »Da dachte ich mir, dass Sie hier sein würden.«
    »Danke für die Aufmerksamkeit.« Ich konnte einen bitteren Unterton nicht unterdrücken.
    »Ihr Sarkasmus ist überflüssig.«
    »Ich bin nicht in der Stimmung für Sie, Detective. Nicht heute Morgen. Nicht hier im Krankenhaus. Wenn Sie mich also entschuldigen wollen ...«
    Ich ging um sie herum und hinaus auf den Parkplatz. Der Morgen war Wärmer geworden, und der Himmel war klar und blau. Von der Straße hinter der säuberlich getrimmten Hecke drang der Verkehrslärm herüber, und ringsumher waren Leute unterwegs. Ich spürte Mills hinter mir. Sie trug hohe Absätze, und ihre Schritte waren laut und schnell. Ich wusste, sie würde mich nicht so leicht davonkommen lassen. Also drehte ich mich um und bot ihr die Stirn.
    »Was wollen Sie, Detective?«
    Sie blieb in sicherem Abstand vor mir stehen, und ich sah den Pistolengriff unter ihrer Jacke. Sie lächelte eisig.
    »Ich hatte gehofft, wir könnten uns ein bisschen unterhalten. Es gibt ein paar Dinge, über die ich reden möchte, und vielleicht haben Sie mir ja auch etwas zu erzählen. So oder so, ich habe im Moment nichts Besseres zu tun.«
    »Aber ich.« Ich wandte mich ab.
    »Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?«, fragte Mills.
    »Was?« Ich drehte mich wieder um.
    »Ihr Gesicht. Sie haben sich geschnitten.«
    Meine Finger wanderten schuldbewusst zu meinem Gesicht.
    »Ein paar Schrammen«, sagte ich. »Nur Schrammen.«
    »Woher?«, fragte Mills unbekümmert.
    »Ich war im Wald spazieren.«
    Sie schaute weg und nickte. »Sind Sie deshalb voller Lehm?«
    »Wollen Sie auf irgendetwas hinaus?«
    »Warum waren Sie im Wald?«
    »Ich musste ein paar Leichen vergraben.«
    »Schon wieder dieser Sarkasmus«, stellte Mills missbilligend fest. Diesmal zuckte ich die Achseln. »Vielleicht sollten wir dieses Gespräch auf dem Revier führen.«
    »Auf dem Revier«, wiederholte ich ausdruckslos. Mills blickte sich auf dem Parkplatz um und schaute dann hinauf in den blitzblauen Himmel, als wäre ihr das alles ein bisschen zuwider. Als ihr Blick zu mir zurückkehrte, sah sie immer noch so aus. »Es könnte produktiver sein«, sagte sie. »Haben Sie einen Haftbefehl?«, fragte ich. Mills schüttelte den Kopf. »Dann sage ich Nein.«
    »Sie behaupten also, Sie hätten das Testament Ihres Vaters nie gesehen?« Die plötzliche Frage verblüffte mich. Sie kam unerwartet, und dabei senkte sich ein Schleier über Mills' Gesicht. Ich witterte Gefahr. »Warum fragen Sie?« Mills zuckte die Achseln. »Weil Sie mir das erzählt haben. Ich wollte nur sicher sein, dass meine Fakten stimmen. Sie haben gesagt, Sie hätten das Testament nie gesehen und nicht gewusst, was drinstand. Stimmt das ungefähr?« Ich wusste, was sie wollte. Die Kenntnis des Testaments wäre ein Motiv, und in meinem Hinterkopf schrillten Alarmglocken. Polizisten waren wie Anwälte. Die besten Fragen waren die, bei denen man die Antwort schon kannte. »Ich bin nicht bereit, jetzt darüber zu sprechen. Meine Schwester hat soeben versucht, sich umzubringen. Ich habe immer noch ihr Blut an meinen Sachen. Finden Sie das normal?«
    »Ich will nur die Wahrheit wissen, Work. Wie alle andern auch.«
    »Ich weiß, was Sie wollen, Detective.«
    Sie ignorierte meine Feindseligkeit. »Ach ja?«
    »Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, warum kümmern Sie sich dann nicht um die Zwangsvollstreckung gegen die Mali? Auch da standen Millionen auf dem Spiel — wütende Investoren, und mein Vater mittendrin. Himmel noch mal, er wurde in dem verdammten Laden umgebracht. Oder ist das irrelevant

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