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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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für Sie?«
    Mills runzelte die Stirn. »Ich wusste nicht, dass Sie darüber informiert sind.«
    »Es gibt vielleicht noch ein paar andere Dinge, die Sie nicht wissen. Ermitteln Sie in dieser Richtung oder nicht? Wissen Sie wenigstens, wer die Investoren sind?«
    »Ich führe meine Ermittlungen, wie ich es für richtig halte.«
    »Ganz offensichtlich.«
    »Kommen Sie mir nicht so neunmalklug, Work. Das ist es nicht wert.«
    »Dann nehmen Sie Ihre Scheuklappen ab, und tun Sie Ihre Arbeit!«
    Sie senkte die Stimme. »Ihr Vater war nur der Bote. Ihn umzubringen hätte an der Zwangsvollstreckung nichts geändert. Sie sind Jurist. Sie wissen das.«
    »Ein Mord wird selten kaltblütig begangen. Menschen töten in emotionaler Erregung. Hass, Wut, Rachsucht, Wollust. Wenn Sie die Beteiligten nicht kennen, wie können Sie so was dann ausschließen? Es könnte noch tausend andere Gründe geben.«
    »Sie haben einen vergessen«, sagte Mills.
    »Nämlich?«
    »Habgier«, sagte Mills.
    »Sind wir jetzt fertig?«, fragte ich schroff.
    »Ja. Vorläufig.«
    »Gut«, sagte ich. »Ich brauche ein Bad.« Ich wandte mich ab. »Verlassen Sie die Stadt nicht!«, rief Mills mir nach. Ich machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zu ihr zurück.
    »Spielen Sie nicht Ihre kleinen Machtspielchen mit mir, Detective. Ich kenne das System auch. Verhaften Sie mich, oder lassen Sie es bleiben. Doch solange Sie es nicht tun, kann ich kommen und gehen, wie es mir passt.«
    Etwas funkelte in ihren Augen, aber sie schwieg. Ich ging zu meinem Truck, stieg ein und schloss die Tür vor Mills und allem, was sie verkörperte. In der kleinen Kabine roch es nach Schlamm, Benzin und Blut, doch der Geruch ihres eklig süßen Mundwassers überlagerte alles. Ich ließ den Motor an und bog vom Parkplatz, um nach Hause zu fahren. Erst als ich fast da war, merkte ich, dass Mills hinter mir war. Ich verstand ihren Wink: Ich konnte kommen und gehen, wie es mir passte, aber das letzte Wort hatte sie.
    Ich parkte oben in meiner Einfahrt und stieg aus. Mills hatte auf der Straße angehalten, neben meinem Briefkasten. Sie hupte zweimal und fuhr wieder an. Doch sie verschwand nicht; sie fuhr nur um den Block und parkte dann in der Nebenstraße am Teich. Ich sah sie, und sie sah mich, und so blieb es, bis ich ins Haus ging.
    In der Küche umklammerte ich die Theke, bis mir die Arme zitterten, und meine Wut ließ den ganzen Raum erbeben. Als ich losließ, war alle Kraft aus mir gewichen. Mein Körper war tot, aber mein Geist hatte sich entschlossen ein einziges Ziel gesetzt. Richtig oder falsch, gut oder schlecht — ich wusste, was ich brauchte.
    Der Telefonhörer lag warm an meinem Ohr, und eine Sekunde lang spürte ich Vanessas klopfendes Herz, als läge mein Kopf an ihrer Brust. Ich saß auf dem Boden und wählte ihre Nummer. Es klingelte, und ich konnte es hören, als wäre ich dort und nicht in meinem eigenen Haus: schrill in der Küche, leise in der Diele.
    Ich sah sie vor mir, wie sie zum Telefon stürzte, quer über die Veranda, ich hörte, wie die Fliegentür zuschlug, und roch den Duft frisch umgegrabener Erde und der Seife, die sie benutzte. Ich sah den Schwung ihrer Lippen, die meinen Namen formten. Aber sie kam nicht — nur ihre Stimme auf dem Anrufbeantworter, und das war nicht das Gleiche. Nicht mal annähernd. Ich brachte es nicht über mich, eine Nachricht zu hinterlassen.
    Ich legte auf und erhob mich müde vom Fußboden. Eine halbe Stunde lang stand ich unter der Dusche, doch mir wurde nicht warm. Als das heiße Wasser zu Ende ging, frottierte ich mich ab und stieg ins Bett. Ich vermutete, dass ich vor Angst nicht würde schlafen können, aber ich täuschte mich.
    Ich träumte in schwarz-weiß, träumte von Schatten auf dem Boden, die sich wie ein Gitter über nackte Füße legten. Meine Zehen waren dunkel von Blut. Ich rannte unter Schmerzen, und die Schatten kreisten über mir, als stünde ein riesiger Ventilator zwischen der Sonne und mir. Hell, dann dunkel, schneller und schneller, und dann war es nur noch dunkel. Ich rannte nicht mehr. Ich war blind. Ich war taub, spürte es jedoch trotzdem. Etwas näherte sich.
    »Hallo, Barbara«, sagte ich, ohne mich umzudrehen.
    »Es ist drei Uhr«, sagte sie.
    »Ich habe letzte Nacht nicht viel geschlafen«, sagte ich. »Ich weiß«, sagte Barbara.
    Widerstrebend drehte ich mich um. Sie trug ein pinkfarbenes Chanelkostüm und einen kleinen runden Hut. Ihr Gesicht war makellos, aber im schräg einfallenden

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