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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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damit sie Alex bat, mir fünf Minuten zu geben. Wir begegneten uns im Flur vor Jeans Zimmer und bemühten uns beide, nett zu sein. Wir waren betreten, und wir sahen aus wie Opfer in dem kalten, sauberen Licht.
    »Wie geht es ihr?«, fragte ich.
    »Sie sagen, sie wird es schaffen.«
    »Hirnschaden?«
    Alex schüttelte den Kopf und schob die Hände tiefer in die Taschen ihrer schmuddeligen Jeans. Das Blut zwischen ihren Zehen war getrocknet. »Sie glauben es nicht, aber beschwören können sie es noch nicht.«
    »Anscheinend reden sie wie Rechtsanwälte«, sagte ich, aber Alex lächelte nicht.
    »Ja.«
    »Ist sie wieder bei Bewusstsein?«
    »Nein.«
    »Hören Sie, Alex. Wenn Jean aufwacht, muss sie Leute um sich sehen, die sich um sie sorgen, und keine, die einander hassen. Das würde ich ihr gern geben.«
    »Sie meinen, Sie wollen es ihr vorspielen.«
    »Ja.«
    »Für Jean werde ich es tun, aber zwischen uns ist die Sache klar. Lassen Sie sich durch meine Schauspielerei nicht täuschen. Sie sind schlecht für sie, auch wenn sie das anders sieht.«
    »Mich interessiert nur, dass sie wieder gesund wird, und sie soll wissen, dass sie geliebt wird.«
    Alex schaute den Flur hinunter, weg von Jean und mir. »Ich gehe einen Kaffee trinken. Zehn Minuten.«
    »Okay. Danke.«
    Nach zwei Schritten drehte sie sich noch einmal um. »Ich hätte nicht auf Sie geschossen.«
    Ihre Worte überraschten mich. Bis zu diesem Moment hatte ich die Pistole in ihrer Hand vergessen, und auch, wie entschlossen sie auf mich gezielt hatte. »Danke«, wiederholte ich.
    »Ich wollte es Ihnen nur sagen.«
    Jeans Krankenzimmer sah genauso aus wie die anderen, in denen sie nach einem gescheiterten Selbstmordversuch aufgewacht war. Das Bett war schmal, hatte Seitenstangen aus Edelstahl, steife Bezüge und eine helle Überdecke, die irgendwie farblos erschien. Schläuche schlängelten sich in Jeans Körper, grün im Licht der Monitore, und die Vorhänge waren zugezogen. Ich ging um das Bett herum und öffnete sie. Im warmen Morgenlicht sah Jean aus wie eine Wachsfigur, bleich und unvollständig. Gern hätte ich sie zu etwas anderem geformt, zu einer Überlebenden, aber dazu war ich nicht qualifiziert, und ich spürte selbst noch immer den Revolverlauf unter meinem Kinn. Erst jetzt begriff ich, wie knapp es für uns beide gewesen war, und ich stand vor ihr und versuchte mir einen Reim auf alles zu machen. Ich wusste nur, dass wir lebten — eine gewaltige, wenn auch einsame Wahrheit. Ich setzte mich und nahm ihre Hand. Als ich sie wieder ansah, waren ihre Augen offen und beobachteten mich. Ihre Lippen bewegten sich, und ich beugte mich über sie.
    »Lebe ich noch?«, wisperte sie. »Ja«, antwortete ich mit brüchiger Stimme. »Du lebst noch.« Ich biss mir auf die Lippe. Sie war so schwach. »Aber es war knapp.« Sie wandte den Kopf zur Seite, trotzdem sah ich die Tränen, die unter den fest geschlossenen Lidern hervorquollen. Als Alex zurückkam, schlief sie wieder, und ich ging, ohne es zu erwähnen. Vielleicht war ich selbstsüchtig. Doch das war mir egal.
    Auf dem Flur lehnte ich mich an die Wand und blieb so stehen — lange Zeit, wie mir schien. Bevor ich schließlich ging, warf ich noch einmal einen Blick durch das kleine Fenster mit der drahtverstärkten Scheibe. Die Vorhänge waren wieder geschlossen, und Alex saß da, wo ich gesessen hatte, und hielt Jeans Hand. Jean hatte sich nicht bewegt; ihr Gesicht war zur Wand gedreht, und ich fragte mich, ob sie immer noch schlief. Würde sie sich von Alex abwenden, wie sie sich von mir abgewandt hatte? Oder war Alex ihr wahres Leben, während ich nur am Ende willkommen war?
    Beinahe wäre ich gegangen, aber da sah ich, dass Jean sich bewegte. Sie drehte sich um, und als sie Alex erblickte, legte sie beide Hände vor das Gesicht. Alex sagte etwas, und Jean fing an zu zittern. Die Schläuche tanzten an ihren Unterarmen. Dann war Alex aufgestanden und beugte sich über sie, drückte ihr Gesicht an Jeans, und beide rührten sich nicht mehr. Ich ging — ein unwillkommenes Mitglied unserer traurigen kleinen Familie. Ich hatte den Aufzug für mich allein, aber als die Tür sich in der Eingangshalle öffnete, sah ich Detective Mills am Ausgang stehen. Sie schaute aus dem Fenster, doch ich wusste, dass sie auf mich wartete. Ich ging auf sie zu. Draußen stand ein Streifenwagen am Randstein. Ein uniformierter Polizist lehnte an der Motorhaube. Seine Hand lag auf dem Kolben seiner Pistole. Er war jung und wirkte

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