Der König der Lügen
in diesem Moment sank sie auf die Knie.
»Um Himmels willen, Barbara.« Ich konnte den Abscheu in meiner Stimme nicht unterdrücken und drängte mich grob an ihr vorbei, öffnete die Tür und raffte das Handtuch an mich. Dampf folgte mir hinaus, und mit ihm ein furchtbares Schweigen. Das Rauschen des Wassers hörte auf. Ich sah mich nicht um. Barbara kam neben mir aus der Duschkabine und machte sich nicht die Mühe, sich zu verhüllen. Sie ignorierte das Wasser, das ihr in die Augen lief und sich am Boden zu einer Pfütze sammelte, und ich ignorierte sie, bis mir klar war, dass sie nicht einfach weggehen würde. Also drehte ich mich um und sah sie an. Mein Handtuch war schwer von der abkühlenden Feuchtigkeit. Mein Herz war einfach nur schwer.
»Auch mein Leben bricht auseinander«, sagte sie. Aber was ich in ihrem Blick sah, war nicht Trauer. Es war Wut.
ZWEIUNDDREISSIG
I n meinem Kleiderschrank fand ich eine Reihe leerer Bügel, was mir recht war. Ich würde nie wieder einen Anzug tragen; dessen war ich ziemlich sicher. Ich zog eine Jeans an, ein altes Button-down-Hemd und ein Paar Turnschuhe, die ich schon vor Jahren ausgetreten hatte. Oben auf dem Regal lag eine verbeulte, unmanierlich aussehende Baseballkappe. Ich setzte sie auf.
Barbara kochte Kaffee in der Küche. Sie hatte den Bademantel fest um sich geschlungen.
»Was kann ich tun, um es in Ordnung zu bringen?«, fragte sie. »Ich möchte, dass es in Ordnung ist, Work. Also sag's mir.«
Eine Woche zuvor wäre ich ins Wanken geraten und eingeknickt. Ich hätte ihr gesagt, dass ich sie liebte und dass alles gut werden würde. Ein Teil meiner selbst hätte es geglaubt, aber der Rest hätte mit dünner Stimme geschrien.
»Ich liebe dich nicht, Barbara. Ich glaube, ich habe es nie getan.« Sie öffnete den Mund, doch ich redete weiter. »Und du liebst mich auch nicht. Vielleicht glaubst du es, aber du tust es nicht. Lass uns nicht mehr so tun. Es ist aus.«
»Einfach so«, sagte sie. »Du sagst es, und es ist aus.« Ihr Zorn war offensichtlich, doch vielleicht war es auch ihr Ego. »Wir sind seit Jahren auf einer Abwärtsspirale.«
»Die Scheidung bekommst du von mir nicht. Wir haben zu viel durchgemacht. Du bist mir etwas schuldig.«
»Schuldig?«
»Ganz recht.«
»Ich brauche deine Einwilligung nicht, Barbara. Ich brauche nicht mal einen Grund. Ich brauche nichts weiter als ein Jahr Trennung.«
»Du brauchst mich. Du wirst es in dieser Stadt zu nichts mehr bringen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Du wirst dich wundern, wie wenig ich brauche.« Sie ignorierte mich einfach und ging in der Küche auf und ab. Ihre Füße waren unsichtbar unter dem Saum des Bademantels.
»Wir haben unsere Probleme, Work, aber wir sind ein Team. Wir werden mit allem fertig.«
Sie streckte die Hand nach mir aus.
»Fass mich nicht an«, sagte ich.
Sie ließ die Hände sinken, allerdings sehr langsam. Als sie zu mir aufschaute, sah es aus, als wäre sie schon auf dem Rückzug.
»Okay, Work. Wenn du es so haben willst. Ich werde nicht gegen dich kämpfen. Ich werde mich sogar zivilisiert benehmen. Das ist es, was du willst, ja? Ein trockener, emotionsloser Abschied? Ein sauberer Schnitt? Damit du dein neues Leben anfangen kannst, während ich zusehe, was aus meinem wird? Ja?«
»Mein neues Leben könnte leicht das Gefängnis sein, Barbara. Vielleicht habe ich dir niemals einen größeren Gefallen getan.«
»Du kommst nicht ins Gefängnis«, sagte sie, aber ich zuckte nur die Achseln.
»Finanziell werde ich für dich tun, was ich kann. Wir müssen uns nicht streiten.«
Barbara lachte, und ich sah, wie ein Anflug der alten Bitterkeit in ihrem Blick zurückkehrte. »Du verdienst nicht genug Geld, Work. Das hast du noch nie, nicht mal, als Ezra noch lebte, und niemand konnte Geld machen, wie Ezra es konnte.«
Ihre Worte hallten in meinem Kopf wider, und irgendetwas klickte. »Was hast du gerade gesagt?«
»Du hast mich gehört.« Sie wandte sich ab, nahm eine Schachtel Zigaretten und zündete sich eine an. Ich wusste nicht, wann sie wieder angefangen hatte zu rauchen. Auf dem College hatte ich sie das letzte Mal mit einer Zigarette gesehen, doch nun tanzte eine zwischen ihren Lippen, als sie sprach. »Du bist kaum über die Runden gekommen, als Ezra noch für dich sorgte, und jetzt kenne ich keinen Anwalt in der ganzen Stadt, der weniger Geld macht als du.« Sie blies Rauch zur Decke. »Also behalte deine leeren Versprechungen. Ich weiß, was sie wert sind.«
Aber
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