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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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das war es nicht, was mir aufgefallen war.
    Geld zu machen ist nicht das Gleiche, wie welches zu haben. Hanks Worte.
    »Würdest du sagen, Ezra hat es gefallen, Geld zu machen?«, fragte ich. »Oder hat es ihm gefallen, es zu haben?«
    »Wovon redest du da, Work? Wieso ist das wichtig? Er ist tot. Unsere Ehe ist tot.«
    Ich war da auf einer Spur. Die Puzzleteile waren noch nicht an ihrem Platz, aber irgendetwas war da, und ich konnte es nicht einfach auf sich beruhen lassen. »Geld, Barbara. Sein Erwerb oder sein Besitz — was war ihm wichtiger?«
    Wieder blies sie eine Rauchwolke aus und zuckte die Achseln, als wäre jetzt alles gleichgültig. »Es zu haben«, sagte sie. »Dafür zu arbeiten, hat ihn nie interessiert. Es war ein Werkzeug.«
    Sie hatte recht. Er war davon abhängig gewesen. Er hatte verstanden, es zu benutzen. Und plötzlich wusste ich es. Nicht die genaue Kombination zu seinem Safe — doch ich wusste, wo ich sie finden würde. Und im selben Augenblick gab es in meiner Welt nichts Wichtigeres als den Safe des alten Mannes und dass ich ihn öffnete. Ich musste es tun, und ich wusste, wie es ging.
    »Ich muss gehen«, sagte ich. Ich legte ihr die Hand auf den Arm, und sie zuckte nicht zurück. »Es tut mir leid, Barbara.«
    Sie nickte und schaute zu Boden. Rauch kräuselte über ihre Lippen.
    »Wir reden später weiter«, sagte ich und nahm meine Schlüssel. An der Tür zur Garage blieb ich stehen und schaute mich um. Sie sah aus wie immer. Meine Hand lag auf dem Türknauf, als ihre Stimme mich ein letztes Mal innehalten ließ.
    »Eine Frage«, sagte sie.
    »Ja?«
    »Was ist mit deinem Alibi?«, fragte sie. »Hast du keine Angst, dein Alibi zu verlieren?«
    Einen Moment lang sahen wir einander in die Augen. Ihr Blick war nicht mehr verschlossen, ich konnte tief in sie hineinsehen, und da wusste ich, dass sie es wusste. Sie hatte es die ganze Zeit gewusst; also sprach ich es aus, womit eine Last von uns abzufallen schien, und selbst Barbara war plötzlich ohne Makel.
    »Du warst nie mein Alibi, Barbara. Das wissen wir beide.«
    Sie nickte kaum merklich, und jetzt kamen die Tränen.
    »Es gab eine Zeit, da hätte ich für dich gemordet«, sagte sie. »Was war da schon eine kleine Lüge?«
    Die Tränen flossen schneller, und ihre Schultern bebten, als wären sie unter einer unsichtbaren Last endgültig erschöpft. »Wirst du zurechtkommen?«, fragte ich.
    »Wir tun, was wir tun müssen, nicht wahr? Das nennt man Überleben.«
    »Es geht nur darum, dass man den Punkt erreicht, an dem es getan werden muss. Darum werden wir beide zurechtkommen. Vielleicht können wir als Freunde auseinandergehen.«
    Sie schniefte laut und lachte. Dann wischte sie sich über die Augen. »Wäre das nicht toll?«
    »Ja«, sagte ich. »Hör zu, ich bin im Büro. Es dauert nicht lange. Wenn ich zurückkomme, reden wir weiter.«
    »Was willst du denn im Büro?«, fragte sie.
    »Nichts. Mir ist nur eben etwas klar geworden.«
    Sie deutete in den schmerzerfüllten Raum um uns herum: das Zimmer, das Haus, vielleicht unser ganzes gemeinsames Leben. »Wichtiger als das hier?«, fragte sie.
    »Nein«, log ich. »Natürlich nicht.«
    »Dann geh nicht.«
    »Es ist das Leben, Barbara. Manchmal ist es verfahren. Nicht alles läuft so, wie man es will.«
    »Doch. Man muss es nur wirklich wollen.«
    »Das stimmt nur manchmal«, sagte ich. Dann ging ich und schloss die Tür vor dem Leben, das hinter mir lag. Ich ließ den Motor an und wendete. Die Kinder waren immer noch im Park, kleine Farbtupfer, die schreiend herumliefen. Ich schaltete das Radio aus, legte den Gang ein, dann sah ich Barbara in der Garage. Sie schaute mir völlig regungslos nach, und einen Augenblick lang sah sie wirklich anders aus. Aber dann winkte sie mir, ich solle noch warten, und kam leichtfüßig zum Seitenfenster gelaufen.
    »Fahr nicht«, sagte sie. »Ich will nicht, dass es so endet.«
    »Ich muss.«
    »Verdammt, Work, was ist denn da so wichtig?«
    »Nichts«, sagte ich. »Nichts, was dich betrifft.«
    Sie schlang die Arme um sich und krümmte sich zusammen, als hätte sie Magenschmerzen. »Es wird schlimm enden. Ich weiß es.« Ihr Blick ging in weite Ferne. Sie schaute hinunter zum Park, als berührte der Anblick der Kinder auch sie. »Zehn Jahre unseres Lebens — und alles vertan. Einfach weg.«
    »Die Menschen gehen jeden Tag ein Stück weiter, Barbara. Wir sind da nicht anders.«
    »Deshalb hätte es niemals funktionieren können«, sagte sie, und ich

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