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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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war er verschwunden. Ich blieb zurück, halb schlafend und immer noch betrunken. Was zum Teufel war das ? Ich öffnete die Tür und kletterte aus dem Wagen, steif und mit schmerzenden Gliedern. Ich spähte die Straße hinunter und sah, wie er vom Hellen ins Dunkle wechselte. Der lange Mantel flatterte um seine Knöchel, die Mützenklappen hingen locker über seine Ohren. Es war mein Parkspaziergänger, und nach all den Jahren des wortlosen Vorübergehens hatten wir endlich miteinander gesprochen. Das war meine Chance. Jetzt konnte ich den Gehweg entlanglaufen, den Mann im Dunkeln einholen und meine Fragen stellen. Aber ich rührte mich nicht.
    Ich ließ ihn gehen, ließ die Gelegenheit in lähmender Unschlüssigkeit verstreichen. Ich setzte mich wieder ins Auto. Mir war, als hätte ich Kleister im Mund, und ich suchte nach einem Pfefferminz oder einem Kaugummi, doch ich fand nichts. Stattdessen zündete ich mir eine Zigarette an, aber sie schmeckte scheußlich, und ich warf sie weg. Nach meiner Uhr war es jetzt zehn: Ich hatte zwei, vielleicht drei Stunden geschlafen. Ich spähte die Straße entlang zu meinem Haus. Die Autos waren nicht mehr da, aber das Licht brannte; vermutlich war Barbara noch auf. Ich hatte hämmernde Kopfschmerzen und wusste, eine Begegnung mit Barbara wäre jetzt mehr, als ich ertragen könnte. Was ich wirklich wollte, waren noch ein Bier und ein leeres Bett. Aber was ich musste, war etwas völlig anderes, und während ich so dasaß, begriff ich, dass ich nur das Unausweichliche vor mir hergeschoben hatte. Ich musste in Ezras Büro hinaufgehen, um Frieden mit seinem Geist zu schließen und seinen Revolver zu suchen.
    Ich drehte den Zündschlüssel um, dachte an all die dämlichen Saufnasen, die ich wegen Alkohols am Steuer verteidigt hatte, und fuhr zur Kanzlei. Es war so ein Tag.
    Ich parkte hinter dem Gebäude, wie ich es immer tat, und betrat dann den schmalen Flur, der an dem winzigen Pausenraum, dem Kopierzimmer und der Materialkammer vorbeiführte. Im Bürobereich angekommen, knipste ich eine Lampe an und warf meinen Schlüsselbund auf den Tisch.
    Ich hörte ein Geräusch von oben, ein Scharren, gefolgt von einem leisen Bums, und ich erstarrte.
    Stille.
    Ich stand da und lauschte, aber ich hörte nichts mehr. Ich dachte an Ezras Geist und fand den Gedanken nicht komisch. Vielleicht hatte ich mir das Geräusch nur eingebildet. Langsam ging ich durch das Büro nach vorn und schaltete jede Lampe ein. Die Treppe zu Ezras Reich im Obergeschoss gähnte mir entgegen, nichts als Dunkelheit und glatte, glänzende Wände. Das Herz schlug mir bis zum Hals, und ich spürte einen ungesunden Bourbon-Schweiß auf meiner Haut. Ich konnte mich in der Stille selbst riechen und fragte mich, ob ich vielleicht doch ein Feigling sei. Ich bemühte mich, irgendeine Art von Ruhe aufzubringen, und sagte mir, dass alte Gebäude arbeiteten und dass Betrunkene sich immer irgendetwas einbildeten. Ich machte mir bewusst, dass Ezra tot war.
    Ich warf einen kurzen Blick in die Runde, aber alles sah aus wie immer: Schreibtische, Stühle, Aktenschränke — alles so, wie es sein sollte. Ich wandte mich wieder der schmalen Treppe zu und stieg hinauf, langsam und mit einer Hand auf dem Geländer. Auf der fünften Stufe blieb ich stehen. Mir war, als bewegte sich dort etwas. Zögernd nahm ich die nächste Stufe, hörte etwas und blieb wieder stehen. Und dann kam etwas Großes, Dunkles und sehr Schnelles auf mich zu. Es krachte gegen meine Brust, und ich fiel. Ein kurzer, greller Schmerz, dann war alles schwarz.

SECHS
    I ch sah Licht. Es flackerte, erstarb und flackerte wieder auf.
    Es tat weh. Ich wollte es nicht haben.
    »Er kommt zu sich«, sagte eine Stimme.
    »Na, wenigstens etwas.« Diese Stimme kannte ich. Detective Mills.
    Ich öffnete die Augen und sah helles, diffuses Licht. Ich blinzelte, aber der Schmerz in meinem Kopf ging nicht weg. »Wo bin ich?«
    »Im Krankenhaus.« Mills beugte sich über mich. Sie lächelte nicht, doch ich konnte ihr Parfüm riechen. Es roch reif, wie von einem Pfirsich, der zu lange in der Tüte gelegen hat.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    Mills beugte sich näher zu mir. »Sagen Sie's mir.«
    »Ich erinnere mich nicht.«
    »Ihre Sekretärin hat Sie heute Morgen unten an der Treppe gefunden. Sie haben Glück, dass Sie sich nicht den Hals gebrochen haben.«
    Ich richtete mich in den Kissen auf und sah mich um. Grüne Vorhänge umgaben mein Bett. Eine massige Krankenschwester stand am

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