Der König der Lügen
gehindert hatte, mich ihr zu schenken. Und daran, wie gründlich ich sie im Stich gelassen hatte, dort an jenem tief verborgenen dunklen Ort, wo unser beider Leben sich für alle Zeit geändert hatte.
Aber manche Dinge sind stärker als Zweifel oder Selbstvorwürfe. Sehnsucht zum Beispiel — die Sehnsucht danach, akzeptiert zu werden. Vorbehaltlos geliebt zu werden. Selbst wenn man es nicht erwidern kann. Immer wieder war ich zu diesem Haus zurückgekehrt, zu dem einen Menschen, der mich niemals im Stich gelassen hatte. Ich hatte es getan, obwohl ich um den Schmerz wusste, der in meinem Kielwasser zurückblieb. Ich hatte alles genommen und nichts gegeben. Und sie hatte nie etwas dafür erbeten oder gefordert, obwohl sie das Recht dazu gehabt hätte. Und ich hatte versucht wegzubleiben; ich hatte es versucht und nicht gekonnt. Ich wusste, dass ich es auch jetzt nicht können würde. Meine Not war zu groß, war wie ein Tier in mir.
Also bog ich von der Straße ab, bog aus der Welt hinaus und fuhr die von Schlaglöchern übersäte Piste namens Stolen Farm Road entlang. Es war, als wäre in meinem Kopf ein Schalter umgelegt worden. Aller Druck fiel von mir ab, und alle Sorgen auch. Ich konnte atmen, und ich tat es, als wäre ich lange unter Wasser gewesen. Ich fuhr durch den Schatten hoher Eichen und schlanker, gefiederter Zedern, und der Kies knirschte unter meinen Reifen. Ich sah einen Würger mit einer Zauneidechse in den Klauen, und das Gefühl dabei war ursprünglich und natürlich, als gehörte auch ich hierher. Es war ein gutes — wenn auch falsches — Gefühl, und ich hörte kein Raunen außer dem Wind.
Hinter der letzten Biegung sah ich Vanessas Haus. Sie selbst stand vorn auf der Veranda und überschattete ihre Augen. Einen Moment lang glaubte ich, sie habe mein Kommen gespürt. Meine Brust spannte sich, und Körper und Seele regten sich wieder. Mehr noch als dieser Ort bewegte diese Frau etwas in mir. Sie war schlank von der Arbeit auf der Farm und hatte flachsblondes Haar, und ihre Augen leuchteten wie die Sonne auf dem Wasser. Ihre Hände waren rau, aber ich liebte das, was sie tun konnten. Ich sah gern zu, wenn sie etwas pflanzten, diese Hände in der dunklen Erde. Es erinnerte mich an das, was ich als Kind wusste: dass der Boden gut ist, und dass die Erde vergibt. Ihre Brüste waren klein über dem flachen Bauch, und ihre Augen waren sanft, wo andere in der Tragödie hart oder gleichgültig geworden wären. Die kleinen Falten an ihren Mund- und Augenwinkeln waren ohne Bedeutung.
Als ich sie ansah, spürte ich meine Schwäche. Ich wusste, dass es unrecht war, ich wusste, dass ich ihr niemals geben konnte, was sie so reichlich verdiente. Ich wusste es, und einen Augenblick lang bekümmerte es mich, aber nur in diesem einen Augenblick. Dann war ich aus dem Wagen in ihre Arme gesprungen, mein Mund lag auf ihrem, und meine Hände gehorchten mir nicht mehr. Ich wusste nicht, war ich auf der Veranda oder noch in der Zufahrt. Ich erinnerte mich nicht, mich bewegt zu haben, und doch war alles in Bewegung. Sie hob sich mir entgegen, und ich war verloren. Nicht Angst, nicht Verwirrung — nur diese Frau und die Welt, die sich um uns drehte wie ein bunter Nebel.
Ich hörte ein fernes Geräusch und erkannte meinen Namen; er brannte in meinem Ohr, und ihre Zunge kühlte es. Ihre Lippen wanderten über mich — über meine Augen, meinen Hals, mein Gesicht. Ihre Hände schlangen sich um meinen Hinterkopf und drückten meine Lippen an ihre. Sie schmeckte nach Pflaumen, ich küsste sie wilder, und sie sank gegen mich. Ich hob sie hoch und fühlte ihre Beine um meine Hüften. Wieder Bewegung, und wir waren im Haus, auf der Treppe und in dem Bett, das den Sturm unserer Leidenschaft so gut kannte. Kleider verdunsteten, verglühten auf der Haut, die zu heiß war für sie. Mein Mund fand ihre Brüste, die harten, begierigen Warzen, die weiche Fläche ihres Bauches. Ich schmeckte alles an ihr — den Tau ihres Schweißes, den tiefen Spalt dort unten, ihre Beine, die sich wie Samtbänder an meine Ohren schmiegten. Ihre Finger krallten sich in mein Haar, verhedderten sich darin, und sie zog mich hoch und sagte Worte, die ich nicht verstand. Sie umfasste mich mit ihrer rauen Hand und führte mich in sich hinein. Mein Kopf bog sich nach hinten. Sie war ein heißes Feuer, und wieder rief sie meinen Namen, aber ich konnte nicht mehr antworten, ich war verloren und wollte nie mehr gefunden werden.
ACHT
I ch trieb dahin,
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