Der König der Lügen
dass ich meine Frau lieber erschießen würde, als sie noch einmal anzusehen, und dass ich ihre Freundinnen mit Vergnügen auf der Straße überfahren würde, nur um den Bums zu hören.« Wieder zuckte ich die Achseln. »Weil ich glaube, dass Sie mich nicht verurteilen würden.«
Max Creason sah mich nicht an. Er hatte sich abgewandt. »Bin kein Priester«, sagte er.
»Manche Dinge müssen einfach mal gesagt werden.«
Er zuckte die Achseln. »Dann tun Sie was anderes.«
»Das ist es? Das ist Ihr Rat? Ich soll was anderes tun?«
»Ja«, sagte der Spaziergänger. »Hören Sie auf, so ein Schlappschwanz zu sein.«
Das Wort hing zwischen uns, und dahinter war sein Gesicht, sein sehr ernstes Gesicht, und im Nachklang dieser unverblümten Ehrlichkeit musste ich lachen. Ich lachte so sehr, dass mir fast der Bauch platzte, und lange bevor ich aufhörte, lachte Max Creason mit.
Drei Stunden später ging ich meine Zufahrt hinauf; ich trug ein blaues T-Shirt mit der Aufschrift DIG MY ROOT und führte einen neun Wochen alten gelben Labrador an der Leine, den ich Bone nennen würde. Die Johnsons hatten gesagt, er sei der Beste aus dem ganzen Wurf, und ich glaubte ihnen. Er hatte große Ähnlichkeit mit meinem alten Hund.
Ich führte ihn in den Garten und sah meine Frau durch das Badezimmerfenster. Sie trug sonntägliche Kirchgangskleidung und übte ihr Lächeln vor dem Spiegel. Ich sah ihr kurz dabei zu, und dann gab ich Bone ein bisschen Wasser und ging ins Haus. Es war Viertel vor zehn.
Ich fand Barbara im Schlafzimmer; sie legte ihre Ohrclips an und ging geschäftig hin und her. Sie schaute zu Boden, als suchte sie ihre Schuhe oder die nötige Geduld, um sich mit mir zu befassen. Sie blickte nicht auf, aber ihre Stimme klang munter.
»Ich gehe in die Kirche. Kommst du mit?«
Das war ein alter Trick. Barbara ging nur selten in die Kirche, und wenn sie es tat, dann nur, weil sie wusste, dass ich niemals mitgehen würde. Ich sollte ein schlechtes Gewissen bekommen.
»Nein. Ich habe was vor.«
»Was hast du vor?« Jetzt sah sie mich doch an. Keine weiteren Fragen. Keine Erwähnung unseres Streits oder meiner Untreue. »Männerkram«, sagte ich.
»Das ist schön, Work.« Sie wollte hinausgehen und blieb dann stehen. »Das ist einfach perfekt.« Sie stürmte hinaus.
Ich folgte ihr durch das Haus und sah zu, wie sie ihre Handtasche und ihre Schlüssel an sich riss und die Tür hinter sich zuschlug. Ich goss mir eine Tasse Kaffee ein und wartete. Es dauerte ungefähr fünf Sekunden.
Die Tür flog auf, und Barbara stolperte herein. Sie schloss die Tür hinter sich ab, drehte sich um und starrte mich entsetzt an. Ich lehnte an der Spüle und trank meinen Kaffee.
»Da ist ein Penner in unserer Garage!«, sagte sie.
»Nein!«, antwortete ich mit gespielter Ungläubigkeit.
Sie spähte durch die Jalousie. »Jetzt sitzt er einfach da, aber ich glaube, er hat nach mir gegrapscht.«
Ich richtete mich zu voller Größe auf. »Ich kümmere mich darum. Keine Sorge.« Ich ging quer durch die Küche und zog Barbara von der Tür weg. Ich trat hinaus, und meine Frau blieb dicht hinter mir, das Telefon in der Hand. »Hey!«, rief ich. Der Penner blickte von der alten Zeitung auf, die er aus unserer Altpapierkiste gezogen hatte. Er kniff die Augen zusammen, und seine Lippen entblößten dunkle, faule Zähne. »Kommen Sie rein«, sagte ich. Max stand auf. »Das Bad ist am Ende des Korridors.«
»Okay«, sagte er und kam ins Haus. Wir lachten noch fünf Minuten, nachdem Barbara mit qualmenden Reifen aus der Einfahrt gefahren war.
ELF
E ine Stunde später hatte ich geduscht und mich umgezogen, und zum ersten Mal seit Jahren, wie mir schien, hatte ich einen klaren Kopf. Vielleicht war es wirklich Jahre her. Ich wusste eins: Alles, was du im Leben hast, ist die Familie. Wenn du Glück hast, gehört auch die dazu, die du heiratest. Dieses Glück hatte ich nicht, aber ich hatte Jean. Ich würde den Kopf für sie hinhalten, wenn es sein musste.
Ich rief zwei Leute an — zuerst Clarence Hambly. Nach meinem Vater galt er als der beste Anwalt im County. Er hatte Ezras Testament aufgesetzt. Er war eben aus der Kirche zurück, erklärte sich aber widerstrebend bereit, mich noch am selben Tag zu empfangen. Als Nächstes rief ich Hank Robins an, einen Privatdetektiv in Charlotte, den ich bei den meisten meiner Mordfälle engagiert hatte. Sein Anrufbeantworter meldete sich: »Ich kann Ihren Anruf im Moment nicht entgegennehmen, wahrscheinlich
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