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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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weil ich gerade jemanden bespitzle. Hinterlassen Sie Ihre Nummer, damit ich den Anruf nicht zurückverfolgen muss.« Hank war ein respektloser Halunke. Er war jetzt dreißig; an harten Tagen sah er aus wie vierzig, und er war der furchtloseste Mensch, den ich jemals kennengelernt hatte. Dazu kam, dass ich ihn mochte. Ich bat ihn, mich auf dem Handy anzurufen.
    Für Barbara hinterließ ich einen Zettel; ich schrieb, dass ich am Abend vielleicht nicht nach Hause kommen würde. Dann setzte ich Bone ins Auto, und wir fuhren einkaufen. Ich kaufte ihm ein neues Halsband, eine Leine und Fressnäpfe. Dann nahm ich noch einen Dreißig-Pfund-Sack Welpenfutter und eine Schachtel Dörrfleischhappen. Als ich zum Wagen zurückkam, hatte er das Leder von einer der Kopfstützen zerkaut, und das brachte mich auf eine Idee. Ich fuhr einen BMW, weil Barbara darauf bestanden hatte, er werde Klienten anziehen, was mir im Rückblick urkomisch vorkam. Ich hatte immer noch ein paar tausend Dollar daran abzuzahlen und ärgerte mich über jede Rate. Ich fuhr zu einem Gebrauchtwagenhandel am Highway 150 und tauschte den Wagen gegen einen fünf Jahre alten Pick-up ein. Es roch schlecht darin, aber Bone schien es zu gefallen.
    Wir saßen beim Lunch im Park, als Hank endlich zurückrief. »Work, mein Alter! Habe in der Zeitung von Ihnen gelesen. Wie geht's meinem bevorzugten Schlipsträger?«
    »Ich muss gestehen, es ging mir schon besser.«
    »Tja. Dachte ich mir.«
    »Wie sieht's gerade mit Ihrer Zeit aus, Hank?«
    »Immer beschäftigt. Manchmal arbeite ich sogar. Was haben Sie denn für mich? Wieder eine Tragödie über Liebe und Betrug in Rowan County? Rivalisierende Drogenhändler? Hoffentlich nicht noch einen Mörder mit Fernbedienung.«
    »Die Sache ist kompliziert.«
    »Das sind die besten Sachen immer.«
    »Sind Sie allein?«
    »Ich bin noch im Bett, wenn Ihre Frage damit beantwortet ist.«
    »Wir müssen persönlich miteinander reden.«
    »In Salisbury, in Charlotte oder dazwischen. Sagen Sie mir, wann und wo.«
    Das war ein Kinderspiel. Mir war jeder Vorwand recht, die Stadt zu verlassen und ein bisschen Platz zum Atmen zu finden. »Wie wär's heute Abend um sechs im Dunhill?« Das Dunhill Hotel war in der Tryon Street im Zentrum von Charlotte. Es hatte eine großartige Bar mit tiefen, halbdunklen Sitznischen, und an einem Sonntagabend würde es dort praktisch leer sein.
    »Soll ich ein Date für Sie mitbringen?«, fragte Hank, und ich hörte ein Kichern im Hintergrund, eine Frau.
    »Um sechs, Hank. Und dieser Spruch kostet Sie die erste Runde.« Ich trennte die Verbindung und fühlte mich besser. Es war gut, Hank an meiner Seite zu haben.
    Ezras Anwalt hatte mir klar und deutlich gesagt, ich solle nicht vor zwei Uhr kommen. Ich hatte noch eine halbe Stunde Zeit. Ich packte Hundenäpfe und Abfall in den Truck und pfiff nach Bone. Er war nass vom Teich, aber ich ließ ihn vorn mitfahren. Auf halbem Weg lag er auf meinem Schoß und hängte den Kopf aus dem Fenster. So stank ich nach nassem Hund und altem Truck, als ich die breite Treppe zu Hamblys Villa auf ihrem Riesengrundstück vor der Stadt hinaufstieg. Das Anwesen war gewaltig — mit marmornen Springbrunnen, vier Meter hohen Türen und einem Gästehaus mit vier Zimmern. Auf einer Tafel neben der Tür stand, Hambly House sei um 1788 erbaut worden. Ich fragte mich, ob ich vielleicht das Knie beugen sollte.
    Nach Clarence Hamblys Gesicht zu urteilen, entsprach ich nicht dem Bild des gelehrten Kollegen, den er an diesem heiligen Tag des Herrn erwartet hatte. Hambly war alt, faltig und sittenstreng, aber er stand hoch aufgerichtet vor mir in einem dunklen Anzug mit Paisley-Krawatte. Er hatte dichtes weißes Haar und ebensolche Augenbrauen, was seinen Stundensatz wahrscheinlich um fünfzig Dollar erhöhte.
    Er war so vornehm, wie mein Vater aggressiv gewesen war, so wohlerzogen wie Ezra draufgängerisch, aber er hatte es immer noch in sich; ich hatte ihn oft genug im Gericht gesehen, um zu wissen, dass seine Predigerattitüde seinem schamlosen Streben nach hochdotierten Fällen niemals in die Quere kam. Seine Zeugen waren stets gut vorbereitet und glatt. Die Zehn Gebote hingen nicht an der Wand seines Büros.
    Er gehörte zum alten Geld von Salisbury, und ich wusste, dass mein Vater diese Eigenschaft an ihm gehasst hatte. Aber er war gut, und für meinen Vater war das Beste gerade gut genug gewesen, vor allem wenn es um Geld ging.
    »Morgen wäre es mir lieber«, sagte er ohne

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