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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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und sie aus einem Leben gerissen, das sie, wie ich wusste, sehr geliebt hatte. Es war ein gutes Leben gewesen - manche würden sagen, ein großartiges Leben -, und wenn ich die Augen schloss, sah ich es immer noch. Damals war sie vertrauensvoll gewesen, durchglüht von der Verheißung der Jahre, die sich vor ihr erstreckten wie silberne Schienen.
    Aber das Schicksal kann ein launisches Biest sein.
    Genau wie Menschen.
    Meine Hände lenkten den Wagen über eine Strecke, die ich auswendig kannte, und beim Fahren sah ich mich in der Gegend um. Ich kam an dem wuchtigen Haus vorbei, das wir seit unserer Kindheit kannten; jetzt war es leer bis auf die verstaubte Habe meines Vaters und die Spuren, die ich bei den seltenen Gelegenheiten hinterlassen hatte, wenn ich dort hingefahren war, um nach dem Rechten zu sehen. Zwei Straßen weiter, und mein eigenes Haus kam in Sicht. Es thronte auf einem kleinen Hügel und schaute von oben herab auf die vorüberfahrenden Autos und den Park auf der anderen Straßenseite. Es war ein schönes altes Haus mit guten Knochen, wie meine Frau oft sagte, aber es hatte trotzdem einen Anstrich nötig, und das Dach war grün von Moos.
    Dahinter lag der Country Club mit seinem »Donald-Ross«- Golfplatz, Tennisplätzen, Clubhaus und dem von müßigen braunen Körpern gesäumten Swimmingpool. Meine Frau war irgendwo dort oben und tat, als wären wir reich, glücklich oder beides.
    Wenn man sich auskannte, fand man auf der anderen Seite des Golfplatzes eine wunderschöne neue Siedlung mit den prächtigsten neuen Häusern von Salisbury. Sie wurden von Ärzten und Rechtsanwälten und anderen reichen Leuten bewohnt, darunter Dr. Bert Werster und seine Frau Glena, die Königin aller Miststücke. Glena und Jean waren früher zusammen gejoggt, damals, als auch Jean mit einem Chirurgen verheiratet war und braune Tennisbeine und ein diamantenes Glücksarmband hatte. Sie waren eine Clique gewesen, sechs oder sieben Frauen, die abwechselnd Bridge und Tennis spielten und lange Wochenenden mit Margaritas und ohne Ehemänner auf Figure Eight Island verbrachten.
    Jeans Chef hatte mir erzählt, dass die Frauen immer noch jeden Donnerstag Bridge spielten und gern Pizza orderten.
    Das war das Leben meiner Schwester.
    Ich hielt am Straßenrand, einen Block vor Dr. Wersters Haus, einem Turm aus Stein und Efeu. Ich sah zu, wie Jean sich eine Treppe hinaufquälte, die jedem anderen vielleicht einladend erschienen wäre, und ich stellte mir vor, dass keine Pizza je so schwer gewesen war.
    Ich wollte ihr die Last abnehmen. Ich wollte Glena Werster mit einem Scharfschützengewehr eliminieren.
    Stattdessen setzte ich langsam zurück. Ich hatte Angst, mein Anblick könnte die Last auf Jeans geplagten, zerbrechlichen Schultern noch vergrößern.
    Ich fuhr am Club vorbei nach Hause und sah nichts von den bunten Kleidern, die dort in der Sonne leuchteten. Oben in meiner Einfahrt stellte ich den Motor ab und saß dann vor der hohen Wand, deren abblätternde Farbe mich verspottete. Ich vergewisserte mich, dass niemand mich beobachtete, drehte die Fenster hoch und weinte um meine Schwester.

DREI
    E s dauerte zwanzig Minuten, bis ich mich wieder gefangen hatte. Dann ging ich ins Haus, um mir ein Bier zu holen. Ein unordentlicher Poststapel lag auf dem Küchentisch, und der Anrufbeantworter blinkte: fünf neue Nachrichten. Mir war es egal. Ich ging geradewegs zum Kühlschrank und schloss die Finger um zwei Flaschenhälse. Sie klirrten, und ich trank aus der ersten Flasche, während ich meine Jacke auf den Küchenstuhl warf und durch das leere, kinderlose Haus zur Vordertür wanderte, die sich zu der Welt unter mir öffnete. Ich setzte mich auf die oberste Stufe, schloss meine Augen vor der warmen Sonne und trank in tiefen Schlucken.
    Ich hatte das Haus ein paar Jahre zuvor gekauft, als Ezras Gegenwart die Kanzlei mit einer Patina der Achtbarkeit versah und verzweifelte Seelen teuer dafür bezahlten, den Saum seiner Robe berühren zu dürfen. Er war der beste Anwalt im County gewesen, und das hatte mir den Job leichtgemacht. Wir hatten eine Kanzlei und einen Namen gemeinsam. Das bedeutete, dass ich mir meine Fälle aussuchen konnte wie Kirschen an einem Baum, und sechs Wochen, nachdem ein Lebensmittellieferwagen aus der Gegend auf dem Parkplatz zurückgesetzt und einen achtjährigen Jungen überfahren hatte, legte ich hunderttausend Dollar Anzahlung für das Haus auf den Tisch.
    Ich trank noch einen Schluck, und jähe Panik erfasste

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