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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Lac h en der Fürstin zu hören.
     

 
KAPITEL 18
     
    Der zögerliche Sonnenaufgang, der das Grenzgebiet zwischen dem Schattenland und den Steinbrüchen von Anansi m arkierte, traf auf drei über m üdete und äußerst gereizte Reisende. Jede Stunde landen zu m üs s en, um die Wasserspeier zu füttern, hatte Res bis an den Rand eines Zusammenbruchs getri e ben, denn jedes Mal war sie fester davon überzeugt, dass alle ihre Feinde dort unten auf sie warteten. Sie hieß den Teppich hoch über den Buden, die es auch auf dieser Seite der Grenze gab, verharren, weil sie in jeder von ihnen Wachen der Fürstin ver m utete. Yen Tao-tzu wiederum glaubte im m e r stärker, dass die Katze hinter allem steckte, und Schnurrspitz fauchte nur noch.
    Als die Strahlen der Sonne den T e ppich erfas s ten, zeigte s i ch i mm erhin, dass sich von R es’ linker H and aus rote und gelbe Strie m en bis zu ihrem Gesicht zogen. Yen Tao-tzu dagegen war nur leicht gelb-rötlich angehaucht; seine S t rie m en wirkten wie von e i nem m i t vorher in sehr viel W as s er e i ngetauchten Pinsel aufgetragen.
    Ich hab’s doch gleich gesagt, zi s chte die Katze. Furchtwurm. Entschuldigt sich jetzt einer?
    »Du m usst den Furchtwurm beauf t ragt haben«, beharrte Yen Taotzu. »Du wusstest genau, dass ich dich verdäc h ti g e, also hast du eine Methode gewählt, die m i ch an d e n Gründen für m einen Verdacht zweifeln la s sen würde.«
    Es wird mir ewig leid t un, d a ss ich mich bei den Flammen der Zeit nicht klarer ausgedrückt habe.
    »Meister Sun hat in ›Die Kunst d e s Krieges‹ einde u tig dar g elegt, dass… «
    »Meister Sun ? «, unterbrach Res, die bisher abgestoßen und gefesselt zugl e i ch die St r ei f en auf ihrem Arm betrac h tet h a tte. »Zitier s t du sonst nicht im m er einen Meist e r K’ung ? « Ihr kam ein Gedanke.
    »Vielleicht bist du gar nicht der echte Yen Tao - tzu. Vielleicht hat die Fürstin dich im Dunkeln gegen einen Doppelgänger ausgetauscht und du wartest nur auf eine Gelegenheit, m i ch ihr ausliefern zu können!«
    Yen Tao-tzu richtete s i ch kerzengrade auf. »Du bist m it der Katze im Bunde. Ich hätte es längst sehen sollen. W as hast du ihr nicht alles verziehen! Oder vielleicht hat sie deinen Geist unterworfen. Es gibt Geschichte n , in denen Tierg e ister di e Mensc h en in i h re Ge w alt b ringen…«
    »Ich bin kein Mensch!«, s c hnitt Res ihm das W o rt ab.
    Aber auch nicht besser, be m erkte die Katze. Ihr Zweibeiner seid alle gleich. Bevor wir uns gegenseitig in der Luft zerreißen, wäre es gut, wenn jemand die Wasserspeier in die Sonne lässt. Ich will endlich meinen Schatten wiederhaben.
    Res überlegte einen Augenblick, ob dieser Vorschlag zu i h r e r Gefangennahme durch die Fürstin füh r en könnte, dann l i eß sie den ersten W asserspeier aus der bläulichen Flasche klettern. Er blinzelte, als ein war m er Sonnenstrahl auf sein breites Maul traf. Ansonsten tat sich nichts.
    Das darf doch wohl nicht wahr sein, jam m erte die Katze.
    »Ha! Ich d u rchscha u e alles. In einer dieser Buden hier wird ein Freund jenes betrügeris c hen Schlossgespenstes auf uns warten, um gegen ein weiteres Entgelt unsere Schatten aus den W asserspeiern herauszuholen«, knurrte Yen Tao-tzu. »Alle beide sind natürlich m i t der Katze im Bunde.«
    H M …
    Res starrte auf den W asserspeier, der sich m it allen Anzeichen von W ohlg e fallen der S onne preisg a b. Ein unverständlicher Laut aus Wut, Furcht und Enttäuschung brach aus ihr hervor. Sie packte den Wasserspeier und schleuderte ihn vom Teppich hinunter auf die nächste Bude. Die Ge s te ließ i h re G efährten jäh verstum m e n. Beide starrten s i e an.
    Mit seiner kältesten Stimme sagte Yen Tao-tzu endlich: »In Anbetracht all der Mühe, die uns d i ese W asserspeier gekostet haben, und der Tatsache, dass nun einer von uns s einen Schatten nie wiedererla n gen wird…«
    Ein Japsen der Katze u nterbrach i h n. Zum ersten Mal s e it viel e n Stunden sprang sie Res begeistert in den Schoß.
    Mein Schatten! Ich habe meinen Sc h atten wie d e r !
    Sie hatte Recht. Unleugbar, unüb e rsehbar zauberte die Sonne den U m riss der Katze schräg über den Teppich. Nachdem sich die Katze wieder etwas beruhigt hatte, fügte sie hinzu:
    Nun lass uns landen, und dann werde ich mir ein paar vernünftigere Mitreisende suchen. Ihr könnt selbst sehen, wie ihr den Furchtwurm wieder loswerdet.
    »Da du dich m it Sicherheit gerade bei m i r angesteckt

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