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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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gingen nur zwei von ihnen zwischen den Gästen hin und her, während der dritte hinter seiner Theke heiße und kalte Getränke braute und m i schte. Der Faun, der sich vor Res, Yen Tao-tzu und der K a tze aufbaute, hatte wie alle seiner Art die Beine einer Ziege, den Oberkörper eines Mannes und gedrechselte Hörner auf d e m Kopf. Im Gegensatz zu den m eisten anderen Faunen trug er jedoch weder eine F löte um den Hals gebunden noch eine Laute oder Leier auf dem Rücken.
    »Da scheint m ir aber j e m and einen Ka m illent e e sehr nötig z u haben«, sagte er. »Neh m e n Sie es m ir nicht übel, werte Gäste, doch angeblich befinden sich gewalttätige Diebe im Gelände. Ehe ich S ie bediene, w ü rde ich g er n e Zahlung s m ittel sehen . «
    Mit einem noch elenderen Gefühl im Magen kra m te Res ein paar Münzen hervor. Yen Tao-tzu hob eine Augenbraue, und die Katze blinz e lte.
    Von den Alten Kaisern, sagte sie schweigend. Sie… sie können ohnehin nichts mehr davon gebrauchen.
    Prüfend hob der Faun eine der Münzen auf, wirbelte sie zwischen seinen gesch m eidigen, glatten Fin g ern, die in einem erstaunlichen Gegensatz zu seinen haarigen Bei n en standen, hin und her, entblößte gelbe Zähne und biss darauf. Ans c hließend betrachtete er sie.
    »Ich kann nicht behaupten, dass ich je von Eire gehört habe«, m einte er, »aber sie scheinen echt zu sein.«
    Als ob du das beurteilen könntest, so schlechte Zähne, wie Ziegen haben, m ur r te die Katze. Und ich will kei n en Kamille n t ee.
    » W ir wären für etwas Tee dankbar«, sagte Res rasch, »aber gibt es noch etwas anderes…«
    Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als der Faun Luft holte, den Kopf zurückwarf und loslegte: »Oly m pischer Nektar vom Feinsten. Met für die herzhaftesten Helden. Tau für…«
    »Den Met würde ich nicht neh m en«, knurrte ein großer, einäugiger Mann m it tief in die Stirn gezogenem Hut vom Na c hbartisch.
    »Seit das Nichts die Gärten von Asgar verschlungen hat, beziehen diese W ucherer hier ihren Hon i g aus Andrenidan, und wo die den Wein herkriegen, ist m i r ein Rätsel, nachdem es auch Jötunheim nicht m ehr gibt und außer den R i esen nie m and die Kunst des Brauens versteht. W ürde m i ch nicht wundern, wenn dieser so genannte Met in W irklichk e it n u r aus gego r enem Vergiss m einnichtsaft bestünde.«
    »Ich wollte eigentlich nach W asser für die Katze fragen«, erklärte Res.
    Der Faun, dessen W angen bei den Worten des Einäugigen im m er röter geworden waren, sah ein neues Ziel für seine E m pörung. » W asser? Nic h ts als W asser? Hier ? «
    Warum nicht Milch?, beschwerte s i ch die Katze gleic h zeitig.
    Weil du gerade erst aufgehört hast, dich zu übergeben, wie wir alle, gab Res zurück und nickte. Der Faun rü m p f t e die Nase, warf noch einen wütenden Blick in Richtung des Nachbartisches und schlenderte dann, als habe er alle Zeit der W e l t , zur Theke.
    »Faune«, kom m entierte der ein ä ugige Mann. » W arum sich das Nichts die n i cht als Erstes vorg e nommen hat, werde ich nie begreifen. Zu was sind sie nütze? Und es hat so viele andere genommen.«
    Er starrte in den Krug, der vor ihm a uf d e m Tisch stand, »So viele«, m u r m elte er. »Das ist nicht das E nde, wie es sein sollte.«
    »Eure Heimat fiel dem Nichts zum Opfer ? «, erkundigte sich Yen Tao-tzu.
    »Ihr seid ein Meister der schnel l en S chlussfolgerungen, wie«, gab der Mann zurück, m it einer Stim m e , die heiser klang, als ob er zu lange und zu viel gesprochen hätte, und die Katze prustete verhalten.
    Um Yen T a o-tzu eine Antwort zu ersparen, und weil s i e es wirklich wissen wollte, f ragte Res: » W as m eint Ihr da m it, dies sei n icht das Ende, wie es sein sollte ? «
    Er warf ihr einen Seitenblick zu, zuckte m it den Achseln und rückte seinen Stuhl zurecht, da m it er sie besser in Augenschein neh m en konnte. Der Hut überschattete sein Gesicht, aber soweit sich das erkennen ließ, waren seine Haare ergraut, wie die Yen Tao-tzus, doch m it rötlichen Fä de n ver m ischt, und das verbliebene Auge war von einem kalten S ilber. Sein Bart unter den sch m alen Lippen war m ehr rot als grau, aber nicht sehr lang. Auf jeder seiner Schultern saß ein Rabe, und keiner von beiden s c hien auch nur im Geringsten von der Katze beeindruckt zu sein, die m it zurückgelegten Ohren zu ihnen hinaufstarrte. Sie b e achteten sie gar nic h t.
    »Ich kenne m i ch m it Geschicht e n aus«, sagte der Mann

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