Der König der Narren
hast«, sagte Res, holte den nächsten Wasserspeier aus der Flasche, warf ihn hinunter und stellte fest, dass diese Tätigkeit einen aufheiternden Einfluss auf sie ausübte, »ist der Furcht w urm nun au c h dein Proble m .«
Dies m al w a r es Yen T a o-tzu, der s e inen Schatten wiedererlangte. Mit s ichtli c hem Behagen dehnte u n d str e ckte e r sich, bis er m itten in der Bewegung erstarrte. » W as, wenn wir uns nur einbilden, unsere Schatten wiederzuhaben oder überhaupt aus dem Schattenland entk o mmen zu sein? W as, wenn wir immer noch im Schilf u m herwandern ? «
Der Anflug von guter L aune wich wieder von Res, und erbittert ließ sie den letzten W as s erspeier fallen. »Meinst du wirklich?«
»Dergleichen geschah mir h ä ufig.« Yen Tao-tzu nickte.
Die Katze fauchte er n eut. Ja, weil du verrückt warst. Ihr seid hier. Ich bin hier. Sogar Res’ Schatten i s t wieder da. Können wir uns jetzt endlich je m anden suchen, der weiß, wie man Furchtwürmer austrei b t? Ich will nic h t warten, bis i c h mich so benehme wie ihr zwei. Über diese Schande käme ich nie hinweg. Es ist so ganz und gar…
»Unkätzisch«, ergänzte Res. Das s t ändige Jucken hatte m it einem Schlag aufgehört, also musste ihr S chatten tatsächlich zurückgekehrt sein. Sie beugte sich über den Teppichrand und sah ihn auf das Dach einer Bude fallen. Kadinger waren nirgendwo zu ent d ec k en, aber selbstverständlich konnte jede der G e stalten dort unten insgeheim i m Sold der Fürstin stehen. »Ich weiß nicht recht…«, sagte sie.
Res, m einte die Katze und klang geradezu flehend, wollt e st d u nicht das Rettungsmittel für Phant á sien finden? Genau das ist es: Denk an deine Mission. Wenn du in diesem Zustand auf den Wandernden Berg stößt, wirst du nie den Mumm aufbringen, ihn zu erklimmen, weil du nämlich befürchten wirst, statt des Alten könnte die Fürstin dort auf dich warten.
Sirido m , dachte Res und versuchte das Bild ih r er Hei m at herau f zubeschwören, statt ständig das der Fürstin vor sich zu sehen. Sirido m . Die Ebene von K enfra am frühen Morgen. Aber nicht m ehr lange.
Die Katze h atte Rec h t.
Die Knie waren ihr weich, und sie hielt aus den Augenwinkeln ständig nach feindseligen Bewegungen Ausschau, doch Res befahl dem Teppi c h zu landen. Sie spr a ng auf den Boden und stolperte beinahe in ihrer Hast, den Teppich aufzurollen. K unlas Dolch lag in ihrer rechten Hand, als s i e einige zögernde Sch r itte in Richtung Buden m achte. Sie u m kreiste die erste Bude, und erst als sie sicher war, dass sich hinter ihr nie m and, aber auch wirklich nie m and verbarg, trat sie näher.
Bei dem Budenbesitzer handelte es sich um einen dickbäuchigen Wasser m ann m it Schw i mmhäuten zwischen Zehen und Fingern und giftgrünem Haar, wie Kunla es besaß; er h atte es sich in ei n er Sitzwanne bequem g e macht und hörte a u ch beim Anblick von Kunden nicht auf, in aller Ge m ü tsruhe heru m zuplätschern. Die W anne hatte die Form eines sch m ucken kleinen Schi ff es, mit e inem Holzp f lock als Bullau g e, durch das ver m utlich hin und wieder das W a sser a b- und neues eingelassen w urde.
»Ah«, gurgelte er, »Furchtwur m , wie? Nun, da m it sind wir hier natürlich vertraut. Leider braucht man für das Elixier äußerst seltene Kräuter, so g ar ein Edel s chwarz, das nur an einem einzigen Tag i m Jahr am Fuß des Schicksalsgebirges blüht, so dass es sehr, sehr kostspielig…«
Mit einer Geschwindigkeit, die aus Verzweiflung geboren war, ließ Res den Teppich fallen, sprang über die Theke ins Innere der Bude und zerrte den Holzpflock aus der W anne des W as s er m anns. Während das W asser herauslief, sagte sie hart:
» W ir haben keine Zeit f ür Spiel e reien. Das Elixier oder dein Leben.«
»Das… das ist doch…«, japste d e r Wasser m ann, beäugte den sich rasch senkenden W asserrand in s e iner W anne und m u r m elte: »Im obersten Regal. Die dritte Flasche von rechts.«
Res stöpselte den Pflock wieder in die W anne, doch sie löste ihre Hand nicht von ih m . »Yen Tao-tzu«, sagte sie, »hole die Flasche. Trink daraus. Und wenn es ihm schadet, du grüner W uch er er, statt ihn zu heilen, dann kannst du dich bald als Tr o cken m ann bezeic h nen!«
Der W asser m ann räusperte sich und blubberte: »Also… um die W ahrheit… ich m eine… eige n tlic h … ist es doch eher d i e si ebte Flasche von rechts.«
» W ir sollten die Katze zuerst trin ke n lassen«, erklärte
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