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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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ihr nac h zusetzen, h atte sie n i c h t aus g eschlossen; aber auf die Idee, dass die Fürstin von Kading ihr Entkom m en persönlich genug nah m , um den Schutz ihrer Stadt und ihre unu m schränkte Herrschaft dort aufzugeben und sie zu verfolgen, wäre sie nie gekommen.
    Im Nachhinein betrachtet, hätte sie daran denken sollen, w ie sie sich nun sagte. Schließlich hatte die Fürstin ihr klar ge m acht, dass sie ihres Daseins in Kading m ehr oder weniger überdrüssig war, und das Schicksal der Sassafranier war Zeugnis genug für ihre Rachsucht.
    »Das sind in der T at w i chtige Neuigkeiten«, sagte Yen Tao-tzu ge m essen, als Res stumm blieb. »Wir danken E uch, m ein F r eund. Ihr erweist Euch als wahrer Abk ö m m l i ng des Reichs der Mitte. Ein anderer hätte jenen Verleumdungen Glauben geschenkt und uns ausgeliefert.«
    Der Schatten zog seine Hand zurück und verbeugte sich vor Yen Tao-tzu. »Mag sein, dass ich dies noch tue«, erklärte er, »doch werde ich Euch eine halbe Stunde Vorsprung geben, in Erinnerung an Li Mu Bai, der Euch bedauerte, nic h t h asste. Mein eigenes Bedauern«, schloss e r, » gilt v o r all e m der Gesellscha f t, in d e r Ihr Euch b e f indet.« Yen Tao-tzu verbeugte sich seine r seits und erwiderte, er wisse die Rücksichtnah m e zu sc h ätzen. Res verzichtete auf jeden weite r en Schlagabta u sch.
    » W ir m üssen jetzt unbedingt die K a tze finden«, flüsterte sie, als sie wieder durch das singende Schilf stap f t en. »Viell e icht i s t sie i n zwischen zu unserem Landeort z u rückgekehrt. W enn wir sie dort nicht tre ff en, suchen wir sie f liege n d es h at keinen Sin n , weit e r durch die Gegend zu laufen, wenn in Kürze eine Verfolgungsjagd auf uns beginnt.«
    Der Verlorene Kaiser antwortete nichts. Ob er im m er noch über die W orte des Schattens hinsichtl i ch seiner Vergangenheit nachgrübelte, über die Fürstin von Kading oder über die verschwundene Katze, war nicht zu erkennen.
    Der W oll f aden in Res’ Hand f ühlte sich beruhigend sicher und wirklich zwischen all den Schatten an. Dann, viel zu früh, hörte er plötzlich auf. Verwirrt kniete R e s nieder und tastete nach dem Stein, den sie auf das Fadenende gelegt hatte. Vergeblich. Unter ihren Fingern spürte sie nur eine dünne Sch a le, viel weicher als ihr Stein, die zerbrach, als Res sie hochhob. Etwas W eiches, Saugendes kroch auf ihre Hand. Unwillkürlich schrie sie auf und versuchte hastig i h re Hand an ei n em Schilfrohr abzuwis c hen, aber das gleitende, saugende Etwas ließ sich nicht beirren. » W arm«, seuf z t e eine Stimme i m Schil f .
    Inzwischen hatte Yen Tao-tzu g e m erkt, was vor sich ging. Er nahm das Wollknäuel, das Res in ihrem Schreck f allen gela s sen hatte, packte ihren Arm und rieb die Wolle dagegen, so stark er konnte. Ob es an dem Knäuel lag oder daran, dass es eine neue Quelle spürte, das Ding glitt von Res’ Hand und Unterarm auf die W olle. Yen Taotzu sc h leuderte s ie m it aller M acht von sich. Statt eines Aufpralls im Schilf hörten sie ein zischendes und schlürfendes Geräusch, das rasch näher ka m .
    »Lauf!«, stieß Res hervor und rannte m it ihm in die Richtung, aus der sie ihrer Ver m utung nach unge f ähr gekommen waren. D i e Brise wurde stärker, das Schilf peitsc h te ihr ins Gesicht und hinterließ kleine Schnitte in ihren Wangen, auf ihren Ar m en, an ihrem Hals.
    Wo seid ihr, rief die Katze, wo seid i h r?
    » W o bist du ? «, gab Res m it einem erleichterten Aufschluchzen zurück.
    An unserem Landeort, wo sonst.
    Die Katze m aunzte, und daran konnten sie erkennen, dass sie sich in die falsche Richtung bewegten. M e hr nach rechts. Viel m ehr nach rechts. Stolpernd, keuchend und von d e m Schrecken erfüllt, den alles nur beinahe Gesehene in sich bir g t, entdec k ten s ie endlich di e gli mm enden Augen der Katze.
    »Hast… hast du den W a sserspeier?«
    Was dachtest du denn?, fragte die K atze und schien gekränkt. Er lag, zuckend, also noch lebendig, u nd auf den Rücken gedreht unter ihrer Pfote.
    Mit bebenden Händen breitete Res den Teppich aus und wartete nicht, bis d er W asserspeier wie d er im Glas war, ehe s ie »Flieg!« schrie. Mit dem Flugwind kehrte ein wenig Selbstbeherrschung in ihr hämmerndes Herz zurück. Trotzdem hielt sie sich an dem Gepäckbündel fest.
    Ihr Zweibeiner seid für die D un ke lh e i t e i n f a ch n i cht g esc ha ff e n, m einte die Katze, f ür i h re Verh ä ltnisse gera d ezu m itlei d ig.
    »Es war

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