Der König der Narren
Yen Taotzu, holte nicht nur die beschrieb e ne Flasche vom Regal, sondern nahm von der Theke auch eine Holzschale, in der ein Schwamm lag, warf diesen zum W asser m ann in die Wanne und goss etwas von d e m Elixi e r in di e Schale. D a nn setzte er sie der Katze vor.
Warum ich als Erste?, protestierte S chnurrspitz. Du bist derjenige, der hier d i e Leute ver gi ftet. Res, du solltest n i cht verge s se n , dass er seine Narrenmaske nach Belieben auf- und absetzen kann und einen ernsthaften Selbstvernichtungstrieb ha t . Vielleicht weiß er längst, wie man Phantásien retten könnte, und lässt dich nur weiter durch die Gegend ziehen, damit du von der Lösung abgelenkt wirst? U nd weil ich ihn durchschaue, will er mich vergiften!
Yen Tao-tzu kniff die Augen zus a m m en und schaute von der Katze zum W asser m ann und wieder z u rück.
»Jetzt verstehe ich alles«, verkünd e te er. »Die Katze hat ja selbst zugegeben, die Gegend hier zu k e nnen. Also ist sie auch m it dem Wasser m ann im Bunde und hat jetzt endlich die Gelegenheit, m ich loszuwerden. Dir, Res, wird das Getränk nur gänzlich deinen freien W illen neh m en, da m it sie dich z u m Fliegen des Teppichs benutzen kann.«
Einen Moment lang erschienen R es beide Möglichkeiten gleicher m aßen wahrscheinlich, und würg e nde Panik: stieg in ihr auf. Dann lachte der W asser m ann, ein prustendes, gurgelndes Lachen, und sie zeigte m it dem Dolch auf ihn, ohne ihre andere Hand von dem Pflock zu neh m en.
»Findest du das ko m isch ? «
»Um ehrlich zu sein«, gluckerte er, »sehr.«
»Ich nicht«, erklärte Res. »Ab e r ich ändere m eine Meinung vielleicht, wenn du selbst aus der Flasche getrunken hast. Du bist eindeutig die beste W ahl.« Sie schaute zu Yen Tao-tzu und der Katze.
»Nicht wahr ? «
Die beiden nickten in seltener Ein m ütigkeit.
»Aber ich bin doch gar nicht krank!«, la m entierte der W a sser m ann.
»Noch nicht. W enn du nicht tust, was ich sage, fängst du dir bald eine Krankheit m it tödlichem Verlauf ein«, gab Res zurück. »Yen Tao-tzu, lass ihn trinken.«
Alle drei beobachteten sie ges p annt, wie der W a sser m ann mit gezierten Lippenbewegungen nippte.
»Mehr«, forderte Res.
Er nahm einen richtigen Schluck. Sie warteten. Ihm geschah nicht s ; er st a rrte n u r m it Mordlust in den Augen zurück.
Also schön, sagte d i e Katze. Ich opfere mich.
»Nicht doch. Ich habe am wenigsten zu verlieren; ich werde trinken.«
»Bah«, sagte Res, riss die Flasche an sich und goss sich reichlich von dem Elixier in die Kehle. Es b r annte wie F euer, also w ar sie abgelenkt und ließ zu, dass ihr Yen Tao-tzu die Flasche fortnah m . Mit tränenden A ugen nahm sie wahr, w i e d i e Katze etwas schlürfte. In ihrem Magen begann es zu ru m oren.
»Ach ja«, sagte der W assermann grollend. »Bei Nicht-Wasser m ännern e n tfernt dieses Mittel die Furchtwürmer durch Erbrechen u nd Durchfall. Viel Spaß . «
In einer Bude, die wie eine Teekanne gefo r m t war und in der Getränke angeboten wurden, fanden s i ch eine gute Stunde später drei sehr elend aussehende Gestalten ein. Das Fell der Katze war glanzlos, und ihre Schnurrhaare hingen herunter. R es und Yen Tao-tzu hatten die g l eic h e fahle Gesichtsf a rbe, die fast ins Grünliche überging. Aber keiner von ihnen war mehr von rotgelben Strie m en gezeichnet. Sie ließen sich auf bequem wirkenden Stühlen nieder und sanken zurück, bis Res be m erkte, dass es s ich um Schilfflechtkörbe handelte. Das vera n l as s t e alle drei, m it steifem Rücken dazusitzen und die Stuhllehnen m öglichst nicht zu berühren.
» W ir haben uns fürchterlich benom m en. Der ar m e Wasser m ann«, sagte Res niedergeschlagen.
» W ie Straßenräuber. Es ist eine Schande«, bestätigte Yen Tao-tzu.
Der arme Wassermann? Eine Schande? Wie wäre es mit ›die arme Katze‹? Ich musste euch bei d e aushalten und wurde ständig beleidigt. Dieser Möcht e gern-Laubfrosch hat bestimmt seinen Teil an harmlosen R eisenden ausgenommen, also hört auf, an ihn zu denken, und überlegt euch lieber, wie ihr h i er an Fisch kommt, um es bei mir wieder gut z umachen.
»Dass du überhaupt an Essen denken kannst«, stieß Res hervor, und nur der U m stand, dass sie schon alles herausgewürgt hatte, was in ihrem Magen gewesen war, hin d erte sie daran, sich an Ort und Stelle noch ein m al zu erbrechen.
Die »Teekanne Zur Schattigen Ruh« wurde von Faunen bewirtet. Derzeit war sie nicht überlaufen, also
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