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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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an die W and gelehnt standen, veränderte seine Position, k a um m erklich, aber er veränderte sie. Es lenkte Res einen Mo m ent lang von ihrem Spiegelbild ab, und sie sah sich den Schatten näher a n. Sie erkannte den U m riss. Es war der Schatten von Li Mu Bai, den Y e n Tao-tzu und sie auf der Lichtung im S c hattenland getroffen h a tten. Der S chatten, der sich vor vielen Jahren von seinem Urbild g e löst hatte, der die Erinnerungen von Li Mu Bai besaß, aber nie in dessen Hei m at würde zurückkehren können.
    Es m usste entsetzlich sein, sein Le b en als je m andes Schatten zu f risten.
    » W erden die Sassafranier auch auf die Knie fallen und uns dienen ? «, fragte Res abrupt.
    Das silb e rne Gesicht d e r Fürstin v e r f inst e rte s ich. »Natürlich werden sie das.«
    »Sie m achten m i r n ä m lich nicht den Eindruck, als liebten sie dich, und sie hatten von deiner Herrsch a ft schon vor einem Jahrtausend genug. Um ganz ehrlich zu sein, i c h habe selbst in Kading nie m anden getroffen, der dir gedient hätte, weil er dich liebt. Sie haben dort Angst vor dir, das ist alles.«
    Die langen, sch m alen Hände der Fürstin öffneten und schlossen sich. » W enn sie m ich nicht lieben«, erklärte sie endlich, als sie ihre Beherrschung wiederge f unden hatte, »dann hassen sie m i ch. Das ist nicht so sehr anders, Res.«
    Sie wirbelte herum und schwebte zu dem Hauf e n von Res’ abgelegter Kleidung. Dankbar für die Unterbrechung klappte R es hastig den Deckel der Truhe zu. Mit Kun l as Dolch und der unzerstörbaren Schlinge in den Händen k e hrte die F ürstin zurück.
    »N i m m da s «, sagte sie zu Res, und Res gehorchte. »In m einem Palast hast du begonnen, m ich zu hassen. Nun, warum b e nutzt du dann nicht eines von beiden gegen mich ? «
    Weil die Schatten, m it denen du dich verbündet hast, m i ch daran hindern würden, dachte Res kalt. Die Fürstin m ochte keine Lügnerin sein, aber sie war eine H euchle r in, sogar sich selbst gegenüber.
    »Siehst du«, schloss die Fürstin triu m phierend, »du bringst es nicht fertig. Hass und Liebe sind z w ei Seiten einer Münze, R es. Genauso wird es m einen neuen Untertanen auch ergehen, Res. Unseren Unterta n en . «
    Mit einem Mal lächelte Res. Sie knotete ein Ende der unzerstörbaren Schlinge um den Dolch und hän g te sie sich um den Hals. Dann trat sie auf die Fürstin zu, nahe genug, um d e n eisigen H auch, der von ihr ausstrahlte, von Kopf bis F u ß zu spüren. » W eißt du«, sagte sie, »du hast in vielen Dingen Recht. Und um Phantásien wäre es vielleicht wirklich besser beste l lt, w enn es von je m and e m beherrscht würde, der seine Macht auch ausübt. Aber von einer Person, die so sehr Angst vor sich selbst hat, d a ss sie sich in rührseligen Träu m en darüber wiegt, wie all die anderen W esen sie sehen? Nein danke, ganz besti mm t nicht. Verstehst du, du brauchst deine Untertanen, da m it sie dir das Gefühl geben, m ä chtig zu sein, gefürchtet und bewundert. Aber sie brauchen dich nicht. W enn du m orgen ins Nichts verschwändest, würden sie dich n i cht betrauern, und sie würden dich nicht ver m issen. Sie würden sich entweder selb s t regieren o d er sehr schnell eine andere Tyrannin find e n. Und ich brauche dich auch nicht.«
    Sie löste die K ä m m e aus ihrem Haar und steckte sie in die Locken der Fürstin zurück. »Aber vielen Dank für das Kleid«, schloss sie.
    Während Res sprach, hatte das Gesicht der Fürstin m ehr und m ehr an Glanz verloren, bis es von Silber zu unpoliertem Blei verwandelt schien und ihre Augen von Di a m anten zu Glas. Nur ihre Stimme blieb g leich, auch als s ie rief:
    »Schafft diese Verbrec h erin in die Höhlen!« L eiser fügte s i e hi n zu: »Morgen, Res. Morgen wirst du sehen, wie sehr du m ich brauchst. W enn ich dich deinem Tod übergebe.«

 
KAPITEL 20
     
    Die Höhlen befanden sich in dem künstlich erschaffenen Berg, da die Erde von Sefirot sich nicht d a zu eignete, Hohlräu m e stabil zu halten. Anders als bei dem Eis und beim Äuße r en des Berges hatte m an hier k e ine Sorg f alt walten l a ssen; den W ä nden war anzusehen, dass sie nur aus hastig aufeinander getür m tem Lehm bestanden, der von Glühwür m chenketten erleuchtet wurde. Hier standen die Gole m s, von der Fürstin offenbar nicht benötigt, reglos heru m , so zahlreich, dass der Gole m , der Res tr u g, zwischen ihnen auf der einen und der Höhlenwand auf der anderen Seite kaum einen fingerbreiten

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