Der König der Narren
Abstand wahren konnte. Dennoch bewegte er sich m it schlafwandlerischer Sicherheit.
Ganz am Ende des Gangs standen keine weiteren Gole m s. Stattdessen saßen Yen Tao-tzu und die Katze dort auf dem Boden und waren sehr da m it beschäftigt, sich zu streiten.
Natürlich habe ich ihr das angeboten! Wem nützt es denn, wenn ich hier festsitze. Wenn sie mir geglaubt hätte, dann wäre ich jetzt frei und würde bereits unseren Ausbruch organisieren.
» W ie ungeheuer beruhigend«, sagte Res ausdruckslos, als der Golem sie hinunterließ und neben ihren Freunden absetzte. Dann kehrte er zu den anderen Gole m s zurück und stellte sich neben sie, so dass nun auch die letzte Lücke zwischen den Golems und den Höhlenwänden geschlossen war. Es war ver s tändlich, dass hier keine Gitter oder Türen benötigt wurden.
»Res!«, begrüßte Yen T ao-tzu sie und erhob sich. Dann be m erkte er offensichtlich ihr neues Kle i d und ihre Miene und trat einen Schritt zurück.
Die Augen der Katze verengten sich. Oh, ha. Da ist jemand sehr anders behandelt worden als wir.
»Yen Tao-tzu«, fragte Res ohne weitere U m s c hweife, »nachdem du Phantásien gerettet hattest damals, hat es s ich wieder erneu e r t ? Daran kannst du dich doch erinnern, oder ? «
»Erneuert«, sinnierte er. »Ja, so kön n te m an es bezeichnen.«
»Alle verschwundenen Orte und W e s en kehrten zurück ? « forschte Res.
»Ich war vorher nie in P hantási e n«, antwortete Yen Tao-tzu in einem behutsa m en Tonfall, als fürchte er, la u t zu sprechen. »I ch kann nicht sagen, was vor m e iner Ankunft vorhanden war und was nicht. Aber einige der Orte, die m i r als zerstört beschrieben worden waren, konnte ich danach besuchen. Und i c h traf dort eine Menge W esen, die älter als ich waren, doch ob sie die Gefahr überstanden hatten oder ins Leben zurückgeholt wurden, weiß ich nicht.«
Warum fragst du?, erk u ndigte s ich d ie Katze.
Statt einer E rklärung begann Res in dem Rau m , der ihnen überlassen worden war, stumm auf und ab zu gehen.
Es war Yen Tao-tzu, der antwortete, nicht d er Katze, son d ern ihr.
»Sie hat dir gesagt, deine Hei m at und deine Familie wären vernichtet«, s tellte e r f est.
Es war keine Frage, doch Res nickte und ging weiter hin und her. Ihre Schritte hallten auf dem trockenen Ton wider wie das regel m äßige Sc h l a g en ei n er U h r. Yen Tao-tzu und die Katze beobachteten sie schweigend, angespannt, als w a rteten sie auf einen Zusam m enbruch oder zu m i ndest auf Tränen; die Verwirrung darüber, dass sie nur sehr, sehr nachdenklich d r ei n schaute, war an ihren Mi e nen abzulesen.
Endlich ließ sie sich auf den Boden sinken und schaute zu den Gole m s hinüber. » W e r den sie von ihr beherrscht ? «, fragte sie Yen Tao-tzu lei s e.
Er schüttelte den Kopf. »Sie f o lgen den W ortsch m ieden, die sie ins Leben gerufen haben. Die Fürstin m uss Verbündete unter den Wortsch m ieden besitzen.«
»Über welche Macht verfügt sie g e nau ? «, fragte Res weiter. »Sie hat die Zeitzauber um Kading l e gen können und den Fluch des u m gekehrten L ebens auf die Sassafrani e r, ab e r we n n sie so e ine gewaltige Magierin ist, warum verhext sie dann nicht einfach alle Leute, da m it sie sich ihren Wünschen beugen? Selbst die W esen in ihrer Stadt hatten ihren eigenen W illen.«
Yen Tao-tzu klang bitt e r, als er antwort e te: »Sie ist überhau p t keine Magierin in dem Sinn, wie du es m einst. Sie hat nur ein Gespür für Magie und weiß, wie sie Zauberer und Hexen finden kann. Der Fluch über die Sassafranier wurde nicht von ihr ausgesprochen, sondern auf ihren W unsch hin von einem Kreis von W aldhexen, denen sie i h re Ki n der wegge n o m m en hatte, um sie i h rem W illen zu unterwerfen. Ihre Unsterblic h keit v e rda n kt sie einem Magier, der selbst unsterblich war und hoffte, an ihrer Seite zu regieren. Er hat m ir di e se Dinge erzählt, als sie ihn nicht m ehr brauchte. Ich bin sicher, die Zeitzauber f ür Kading sind auf ähn l iche W eise zustande gekom m en. Die ei n zige Magie, d ie ich sie je selbst anwenden gesehen habe, ist die, durch S piegel zu gehen.«
» W ie wir an dem See ? «
»Nein, ganz anders. Sie sieht im m e r nur das, was sie sehen will. Aber sie kann jeden Ort in Phantásien erreichen, wenn er nur irgendwo ein Spiegelbild hat, und sie kann alles erkennen, was Spiegel irgendwo in Phantásien wiedergeben. Deswegen wusste sie in der Regel über das m eiste Bescheid, was ihre
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