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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Asche war, sondern Sand.
    Sie hatte die W üste erreicht.
     

 
KAPITEL 6
     
    Die Hand, die Res an der Schulter b e rührte, fühlte sich rau an wie Sch m irgelpapier, und im ersten Moment fragte sie sich, was um alles in der W elt m it ihrer M utt e r gesch e hen war. Dann wurde sie etwas wacher und erinnerte sich wieder, w o sie sich befand: im Inneren des Wagens, in den sie erschöpft gekrochen war, nur um sofo r t einzuschlafen. Sie öffnete die Augen e i nen Spaltbreit und erkannte einen vage vertrauten U m riss, der s i e an sich selb s t erinnerte.
    Die Leonesen hatten sie gefunden.
    Da die Sandleute m it der Gilde Handel betrieben, hatte Res bereits ein paar von ihnen zu G esicht bekommen. Nicht sehr viele, denn sie entfernten sich nur ungern von i h rer hei m atlichen W üste. Leonesen besaßen keine bestim m t e Gestalt; a u s Höflichkeit nah m en sie im m e r die Züge ihres jeweiligen Gegenübers an. Sie bestanden aus Sand und dem Wasser der O asen, in der e n U m kreis sie lebten, und ihre Farbe war etwas dunkler als das buttergelbe Fell der Katze, die m i t zurückgestellten Ohren neben Res lag und m i sstrauisch die über Res gebeugte Leonesin m usterte.
    »Seid gegrüßt«, krächzte Res und setzte sich auf.
    Die Miene des Sandwesens verän d erte sich, »Brauchst Wasser«, stellte es m it schnarrender Stim m e fe st .
    Res nickte. Binnen kurzem befand e n sie und der W agen sich auf dem Weg in das Lager der Leones e n, von zwei Sandleuten gezogen, die sich zu diesem Zwe c k zu Dro m e daren verfor m t hatten.
    Ich traue keinen Wesen, die ständig ihre Gestalt verändern, verkündete die Katze naserü m pfend, und erst recht keinen, die nur aus Dreck bestehen. Ob sie überhaupt F i sch zum Essen haben?
    Res war zu erleichtert, ü berhaupt noch am Leben zu sein, um sich über so etwas Gedanken zu m ac h en. Sie läc h elte nur schwac h .
    Die Katze warf ihr einen entrüsteten Seiten b lick zu. Wenn sie dich zu ihrer Leibsklavin machen und du für den Rest deines Lebens Staub aus Teppichen klopfen darfst, sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.
    Miesepeter. Ich glaube, ich nenne dich Miesepeter, dac h te Res und wusste, dass die Katze sie hörte.
    Du hast mich nicht verdient.
    Das Lager der Leonesen entpuppte sich als kleine Ansam m lung von Zelten, die aus einem dichten, grünlichen Stoff bestanden. »Für die Teppiche«, erklärten die Sandleute, die Res gefunden hatten.
    »Lieben Teppiche. Dürfen nicht nass werden oder verbleichen. Selbst schla f en natürlich im Freien.«
    Noch nie in ihrem Leb e n hatte etwas so gut gesch m eckt w i e das reine, klare Wasser, als Res auf d e m Boden der Oase lag und aus der Quelle trinken durfte. Sie trank und trank, dann goss sie sich W asser über Gesicht und Körper und m eint e , sich in W asser aufzulösen müsste herrlich sein. Danach dankte sie den Leonesen überschwänglich. Es war seltsa m , einer Rei h e von W esen gegenüberzustehen, die alle i h re e i g enen Gesic h tszüge t r ugen, doch sie ver s uchte sich nicht daran zu stören.
    »Ich bin eine W eberin von Sir i dom«, sagte sie, wobei sie die Wahrheit nur ein klein wenig zurechtbog, weil »Tochter einer W eberin« wahrscheinlich weniger Eindruck m achen würde, »und ich habe einen Teppich zum Tau s ch m itgebracht.«
    »Nicht nur einen«, berichtigte die Leonesin, die sie gefunden hatte und die s i e m ittlerweile anhand der Stim m e von den anderen unterscheiden konnte. »Hast zwei dabei.«
    »Ja, aber der zweite i s t für m i ch. Ihr m üsst m ir nur den Zauber verraten, der ihn fliegen lässt. W i sst ihr, ich bin auf einer ungeheuer wichtigen Mission, und jetzt, wo m eine Laufvögel fort sind, brauche ich unbedingt einen fliegenden Teppich.«
    »Lieben Teppiche«, beharrten die Leonesen. »Zwei T e ppiche. Möchten beide haben.«
    Res hatte geglaubt, die Glasberge hätten jeden Tropfen Schweiß aus ihr herausgetrieben, aber offenbar war doch noch etwas vorhanden. Sie spürte, wie die Tropfen ihr den Rücken herunterrannen.
    Vom gekringelten Sch w anz bis zu den herabhängenden Schnurrhaaren war die Katze ein einziges »Hab ich es nicht gleich gesagt ? «.
    » W enn ich m eine Aufgabe nicht er f ülle, wird es bald keine Weberinnen von Siridom m e hr geben«, versuchte Res es erneut. »Und auch keine Teppiche.«
    »Behalten die letzten beiden d a nn«, gaben die L eonesen strahlend zurück.
    »Das… das ist nicht gerecht! Ihr seid doch ein ehrenhaftes Volk! Ihr könnt m i r die

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