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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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und klang z u m ersten Mal besorgt und freundlich, du musst die Richtung ändern.
    » W aru m ? «, fragte sie benom m en.
    Weil die Leonesen uns einen Sand s turm hinterhergeschickt haben und das westliche Ende der Wüs t e noch weit entfernt ist. Gleichsam als Nachgedanken setzte die Katze hinzu: Es kann auch nicht schaden, wenn sich ein Heiler deinen Finger ansieht.
    Res drehte sich u m , so dass sie auf dem Bauch zu liegen kam, und zog sich an den Rand des Teppichs. Sie schaute hinab. Weit, weit unter ihnen flirrte eine endlose W eite von Gold und Rot. Trotz des Sch m erzes nahm ihr d a s Gefühl, fliegen zu können, einen Mo m ent lang den Ate m . Dann krüm m te sie sich, zog die Knie an und setzte sich langsam auf. Als sie über ihre Schulter blickte, erkannte sie, was die Katze ge m eint hatte. Hinter i h nen zog sich eine dünne, aber unübersehbare Säule aus wirbelndem Sand in die Höhe, und sie folgte ihnen im m er schneller.
    »Du hättest ihre Teppiche nicht verbrennen sollen«, sagte Res schwach.
    Damit sie sich sofort auf uns stürzen oder uns hinterher fliegen, sobald ich die Fackel loslasse?
    Res schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Darstellungen der leo n esischen Wüste, die sie kannte. Sie erstreckte s i ch zwar am weitesten in westlicher Ric h tung, wenn m a n von den G l asbergen aus aufbrach, aber das war auch der direkte Weg nach Kading. Im Süden lagen die schwim m enden Städte von Ansalon, im Norden die Sü m pfe der Traurigkeit. Beide bo t en wohl Schutz vor Sandstür m en aus der W ü ste, a b er sie wusste n i cht, wie lange sie schon geflogen war und was von hier aus näher lag. Und sie hatte nicht die Zeit, um lange darüber nachzudenken.
    »Teppich«, befahl sie m it einem j ä hen Entschluss, »flieg nach Süden!«
    Die plötzliche Richtungsänderung warf sie erneut auf den nachgiebigen Boden unter ihr. Die Kat z e hatte sich bereits auf den Teppich gepresst und festgekrallt. W arum der W eidenkorb nicht längst heruntergefallen war, konnte Res sich nicht g l eich erklären. Es m usste wohl an den Reise s chutzzau b ern für sä m t l iche Tra n s p ort m ittel liegen, m it denen die W eidenleute angeblich all ihre W aren versahen.
    Die Sandsäule wirbelte einige M o m ente lang am gleichen Ort. Dann änderte sie ebenfalls die Ric h tung und folgte ihnen. S o viel zu der Hoffnung, es handle sich vielleicht doch um einen zufälligen Sandsturm und nicht um die Rache der Leonesen.
    »Schneller, Teppich«, schrie Res, und der Flugwind riss ihr die Worte aus dem Mund, »schneller!«
    Der Teppich gehorchte. Aber wenn ihr der W i nd bisher schneidend erschienen war, dann k a m es ihr jetzt vor, als zöge er ihr jedes bisschen Haut ab, das nicht von ihrem Kleid bedeckt war. Sogar das Pochen in ihrem rechten klei n en Finger war nur noch eine Note in einem Chor des Sch m erzes. S ie lag auf dem Teppich, so flach wie möglich, doch sie wagte nicht, die Augen zu schließen. Wenn sie wieder be w usstlos wurde, dann war e n sie in der Tat alle verloren.
    Du wirst nicht wieder bewusstlos, Res.
    Warum, dachte Res, sprichst du mich auf einmal mit meinem Namen an?
    Das war s e hr tapfer, was du bei den Leonesen getan hast. Ein leichtes Zögern, dann schloss die Katze: Mein N ame ist Sch n urrspitz.
    Mit der linken Hand tastete Res nach der Katze, f and den geduckten kleinen Körper und vergrub i h re Finger in dem windzerzausten Fell. »Nicht Miesepeter ? «, fragte sie laut und hoffte, dass die Katze ihre W orte als Scherz erkannte.
    Den Mund zu öffnen erwies sich als Fehler. S and drang in ihre Kehle; d ie Säule m usste also sch o n sehr nah sein. So nah, dass sie raunende, drohende Stimmen in dem P f eifen und Tosen hinter sich hörte.
    »Bist verfl u cht! W irst b ezahle n !«
    Mühsam d r ehte sie den Kopf, und tatsächlich konnte sie in der wirbelnden Sandsäule m ittlerweile sogar Ge si chter aus m achen. Ihr eigenes, i mm er wieder ihr eigenes Gesicht, wütend, erbittert, hassverz e rrt.
    »Es tut m ir Leid wegen der T eppiche«, rief sie so laut w ie m öglich, doch si e war n i cht sicher, ob m an zwisc h en dem Peitschen des W indes und dem Gellen des Stur m es überhaupt noch etwas verstehen konnte. »Ich werde dafür sorgen, dass Siridom euch neue schickt!«
    Wenn überhaupt, dann verzerrten s i ch die Gesichter innerhalb der Sandsäule noch m ehr. »Und toter B r uder? Kannst toten Bruder auch ersetze n ?«
    Das verstand sie nun ganz und gar nicht, und es blieb auch keine

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