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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Teppiche nicht einfach wegneh m en!«
    Das brac h te die Leone s en dazu, die Köpfe z u sam m enzus t ecken und einander die Ar m e auf die Sch u ltern zu legen. Res hörte knirschende Geräusche, die sie nicht verstand, und begriff, dass die Sandleute gewöhnlich wohl nicht in W orten m i teinan d er s p rachen.
    Als sie m it ihrer B e ratu n g f ertig waren, wandte sich eine von ihnen an Res. »Sind keine Diebe.« R e s fiel ein Stein vom Herzen, bis die Leonesin fortfuhr: »Behältst T e ppiche. Aber da nic h t W eiterreisen kannst, behalten dich. W ohnst a l s unser Gast in Zelt. Mit Teppichen.«
     
    Es war eine Qual, m it sä m tlichen Früchten, die in der Oase vorhanden waren, versor g t zu werden, in m itten einer guten Auswahl herrlicher T eppiche aus Siridom zu sitzen und m itgeteilt zu bekom m en, m an brauche sich für den Rest seines Lebens keine Sorgen m ehr zu m a chen. Ganz gleich, wie oft Res versuchte, das gehei m nisvolle Nichts zu schildern und die Gefahr, die irgendwann auch auf die Leonesen zukom m e n würde, ganz egal, wie flehentlich s i e darum bat, W eiterreisen zu dürfen, m an begegnete ihr im m er nur m it der gleichen undurchdringlichen Freundlichkeit und Verweigerung.
    Das Schlim m ste war, dass sie noch nicht ein m al versuchen konnte, auf eigenen Füßen weiterzuziehen. Zu Fuß konnte sie die W üste nicht durchqueren, egal wie vie l e Wasserflaschen und Schläuche sie m itnah m . Und zurück durch die Berge konnte sie auch nicht gehen. Res verfütterte den getrockneten F i sch aus dem W eidenkorb an die Katze und überlegte hin und her, ob sich nicht doch noch irgendwo eine Möglichkeit bot, die s i e b isher übersehen h atte.
    Wie sind denn die Leonesen, die zu euch kamen, nach Siridom gereist?, fra g te die Katze. Vielleicht haben sie ja doch nichtleonesische Tiere aus Fl eisch und B l ut, wenngleich ich bisher noch keines in diesem Lager gerochen habe.
    »Mit Trossen der Gilde«, erwiderte Res düster. »Im m er m it Trossen der Gilde.«
    Dann k a m e s ihr in den Sinn, sel b st auszuprobieren, ob einer der Teppiche sich zum Fliegen bewegen ließ, aber entweder fehlte i h r dazu der richtige Zauberspruch od e r die Leonesen waren zu klug, um sie in e in e m Zelt m it f liegenden Teppichen unterzubringen. Oder, und das war der furchterregendste G edanke, ihre Mutter hatte Recht und es gab überhaupt keine fliegenden Teppiche.
    Denk mehr wie eine Katze.
    » W ie m einst du das ? «
    Die Katze hörte auf, sich zu putzen, und begann Res um die Beine zu streichen. Wir Katzen sind vieles. Manchmal auch hilfreich. Aber niemals nett. Wenn du dein Ziel erreichen willst, musst du aufhören, ein nettes Mädchen zu sein. Und du musst bald damit aufhören, sonst sitze ich noch in diesem Sandloch herum, wenn das Nichts kommt. Was ist den Leonesen so wichtig, dass sie dir dafür geben würden, was du brauchst? Nicht ein Teppich. Nicht zwei Teppiche. Aber… was ist mit a llen Tep p ic h en?
     
    Den Leonesen fiel der weiße Q u alm, der aus dem Teppichzelt drang, sehr schnell auf. Sie liefen in Scharen herbei. Als der erste die Zeltplane zurückschlug, sah Res sie im hellen Schein der frühen Nach m ittag s sonne beinahe vor sich aus d em Boden wach s en; eine Schar absolut gleicher Gestalten. Doch diesmal ließ sie s i ch nic h t m ehr davon verwirren. Sie hielt die Fackel in der Hand, die sie aus einer Deichsel und et w as Stoff von der W agenplane gefertigt hatte, sog die trockene, heiße Wüstenluft ein und sagte:
    » W enn ihr m ir nicht gebt, was ich verlan g e, stecke ich s ä m tliche Teppiche hier in Brand. Und glaubt nicht, ihr könntet sie retten, indem ihr m ic h überwältigt. Ich habe sie alle m i t Öl übergossen, und schon ein Funke genügt, um sie in Flammen aufgehen zu lassen.«
    Ein entsetztes Knirschen stieg aus den Kehlen der Leonesen e m por. »Bist eine W eberin!«
    »Eine W eberin, die will, dass es noch länger Weberinnen gibt«, entgegnete Res ruhig u nd näherte sich um e i n winziges Stück dem Teppichhaufen, den sie zusam m engelegt hatte. Insgeheim zitterten ihr d i e Knie, aber sie bemühte sic h , nach außen nichts als Standfestigkeit zu zeigen.
    W i eder steckten die Leonesen die Köpfe zusammen. »T e ppich fliegt nur für den, der Magie gibt«, verkündete einer von ihnen schließlich. »Flug m agie gibt m an nur durch Opfer.«
    » W as für ein Opfer ? «
    Ihr eigener A r m wies anklagend a u f sie. »Musst die Spitze deines kleinen F ingers abschlagen,

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