Der König der Narren
Zeit dafür. Wenn der Teppich nicht schneller fliegen konnte, dann musste m an etwas anderes versuch e n. »Teppich«, schrie Res, »flieg im Zickzack, aber behalte w e iter die bisherige Richtung!«
Das erwies s i ch als guter Einfall. Ihr wurde schwindlig dabei, aber der W i rbelsturm aus Sand brachte e s o ff ensichtli c h nicht f ertig, ebenfalls ständig die Richtung zu änd e rn. Kaum hatte die Erleichterung darüber Res erfasst, da rief die Katze klagend:
Jetzt sind sie vor uns!
Die Sandsä u le h a tte sich in d e r Tat v or ihnen aufgebaut, s i e überholt, statt w eiterhin zu versuchen, es ihnen gleichzutun. Kleine Ableger begannen sich von ihr zu lös e n, und Res begriff, dass sie ihr den Weg versperren wollten. Doch sie erkannte auch etwas an d eres, als die Säule sich teilte. Der goldrote Boden unter ihnen war braun geworden, und in der Ferne blitzte et w as Blaues hervor. Rettu n g war in Reichweite, wenn es ihnen nur gelang, diese letzte Hürde zu überwinden.
Sie sam m elte sich. Dann stieß sie hervor: »Teppich, flieg direkt auf die Hauptsäule zu!«
Bist du wahnsinnig ge w orden?
Auf den wutentbrannten Gesichtern in der Sä u le zeigte sich zum ersten Mal Überraschung. Der Sandsturm und s eine kleineren Ableger verharrten wabernd, unsicher, während der Teppich gehorchte und auf die zentrale San d säule zusteuerte. Res wartete und wartete, obwohl ihr Herz raste, aber wenn s i e i h ren Plan zu früh p r eisga b , würden es die Leonesen ebenso hören wie der Teppich.
Einen Moment, ehe sie sicher war, dass der W i rbel sie erfassen würde, schrie sie: »Jetzt links und z w ischen den S äulen durch!«
Mit einem Ruck wich der Teppich nach links aus, in Schräglage, so dass Res sicher war, sie wür d e herunterfallen. Der sandige W i nd um die Säule herum presste ihr Nasenlöcher und Mund voll m it feinem Pulver. Erneut wurde ihr sch w arz vor Augen. Sie würgte und spürte, dass der Teppich unter ihr wieder gerade flog.
Bei Bast e ts Krallen, stieß die Katze hervor, ich glaube, wir…
Res konnte wieder sehen. Hinter ihnen brach ein einziger Wutschrei aus hundert Mündern. Aber vor sich sah Res die blaue, glitzernde See von Ansalon und ein e n graubraunen, schwimmenden Punkt m itten darin, d er aussah w i e ein Schiff auf einem Wandbehang.
»Teppich, lande auf dem Schiff dort vorne im Meer!«
W i eder presste W i nd sich ihr in Mund und N a se, doch dies m al trug er weniger und weniger Sand mit sich. Es war Luft, reine Luft, und Salz, das sie auf ihren Lippen spürte. Die See kam näher und näher. Bald konnte sie Wellen erk e nnen, die sich rund um den immer größer werdenden graubraunen Punkt zogen. Je tiefer der Teppich flog, desto weniger gli c h das graubraune E t was allerdings einem Schiff. W e n n überhaupt, dann sah es wie ein immenser B uckel aus, und was Res zunächst f ür Segel m asten gehalten hatte, besaß Blätter und wuchs aus dem Buckel hervor. Aber es konnte auch keine Insel sein; schließlich bewegte es sich.
Res, das ist kein Sc h iff, das ist e in…
Der Teppich stieß m it einem der Blättergewäch s e zusam m en und sackte m it seiner gesa m t en Last zu B oden.
… Wal, schloss die Katze in unglücklichem Tonfall.
KAPITEL 7
Dies m al war das Gesic h t, das sich ü ber Res be u gte, als wieder zu sich ka m , ein völlig fre m des. Es gehörte einem breitnasigen Geschöpf m it großen, herabhängenden Ohren, rötlicher, schuppiger Haut und grünem Bart. Auf d e m Kopf trug das W esen eine Mütze, die aussah w i e ei n e Muschelschale. E s nickte Res zu.
»Gestatten, Ti m otheus, Walführer Seiner Majestät Pr o t e u s des Vierundzwanzigsten.«
»Res«, sagte sie heiser, »Webe r in von Sirido m . Und…« Sie stockte, als ihr ein f iel, dass d ie Katze es nicht m ochte, wenn Fremde ihren N a m en erfuhren. »… Begleitung.«
»Angenehm. Aber darf ich fragen, was Sie hier m achen, junge D a m e? Für diese Fahrt hatten m ein W al und i ch keine Passagiere eingetragen, nur Bau m a t erial vom F e stland.«
» W ir hatten keine W ahl. Es war eine Notlandung«, erwiderte Res und schaute unwillkürlich auf ihre rechte Ha n d. Zu ihrer Überraschung war ihr kleiner F i nger fris c h verbunden, nicht m ehr m it d e m blutdurchtränkten Tuch aus ihrer Hei m at, sondern m it einem grünen Gewächs.
Der W al f ührer Ti m oth e us war ih re m Blick ge f olgt. »Keine Sorge«, sagte er. »Echter S eetang aus Ansalon heilt alles. Ich habe m ir
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