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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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die Freiheit genommen, Sie zu ver s orgen. W ar das Ihr Tier, das Sie so zugerichtet hat? Es macht m i r einen sehr fischunfreundlichen Eindruck.«
    Res schaute sich nach der Katze um und fand sie auf dem Weidenkorb sitzend. Schnurrspitz fauchte in Ti m otheus’ Richtung und m einte:
    Ich liebe Fische. In Einzelteilen.
    Zum ersten Mal war Res froh, dass nie m and sonst die Katze hören konnte.
    Im Übrigen ist ein Wal kein Fisch. Ich bin nun mal nicht gern auf etwas, das jederzeit untertau c hen kann. Wir Katzen sind keine Schwimmer!
    »Nein, die Katze hat da m it nichts zu tun. Es… es ist eine längere Geschichte«, entgegnete Res.
    »Nun, es ist auch eine längere Fahrt nach Thalassa, m ein e m Ziel«, gab Ti m otheus zurück.
    » W ird der Wal denn nicht bald wieder untertauchen ? «
    »Junge Dame«, verkündete T i m othe u s, »das ist ein ordentlich geprüfter und lizenzierter Beförderung s wal. W enn er noch ein junger Tauch-ins- T i ef wäre, der sich nicht beherrschen kann, dann wäre wohl kaum eine Insel auf sei n em Rücken ent s ta n den, oder?«
    Was die Teppiche von Siridom über Ansalon verraten hatten, reic h te ein d eutig nicht aus. Natü r lich gab es die Möglichkeit, m it dem Teppich einfach weiterzuflieg e n. Aber Res war erschöpft, wund geschlagen und hungrig, und sie w e ttete, dass für die Katze das Gleiche galt. Und dass sie schlechte Er f ahrungen m it den Leonesen ge m acht hatte, hieß noch lange nic h t, dass die Gastfreundschaft der Bewohner von Ansalon ebenfalls einen üblen Nachgesch m ack haben würde. Im Übrigen, wenn sie jet z t wieder losflog, dann musste sie auf d e m W e g nach Kading auch wieder über Land reisen, und dort konnte der W i rbelsturm immer noch a u f sie warten. Nein, alles in allem war es besser, eine Pause zu machen.
    Also erzä h lte sie ihre Geschic h te und erfuhr im Gegenzug einiges über Ansalon. Die schwim m enden Stä d te hießen nicht so, weil sie über, sondern weil sie unter der W a sseroberfläche schw a m m en und auf diese Weise sicher vor jeder Art von Feinden waren. Sie bestanden aus riesigen Muschelschalen, zusam m eng e setzt und mit Perlen abgedichtet. Ein einziger Schacht a u s Perl m utt führte zur O b erfläche. Durch ihn ka m en und gingen die Bewohner m it ihren W alen. Schiffe konnte m an hier un m öglich verwenden, denn das Salz der See von Ansalon war so scharf, d ass Holz sofort zersetzt wurde.
    » W ale und Muscheln dagegen«, erklärte Ti m o theus stolz, »sind Kinder der See und tragen solche Schärfe selbst in sich. W ir sind noch nie von irgendwelchen Feinden erobert w orden. Aber was Sie da über das Nichts erzählen, Res, gefällt m i r ganz und gar nicht.«
    » W as ist geschehen, als es das letzte Mal über Phantásien ka m «, fragte Res, »wissen Sie das? W as hat Ihre Stadt da m als getan? W aren Sie m it dem Verlorenen Kaiser verbündet?«
    » W enn wir es waren, dann weiß ich nichts davon. Da m üss e n Sie Bertram fragen. Er ist unser Eri n nerungsbewahrer. Aber ich kann Ihnen verraten, was die Leonesen Ihnen vorwerfen.«
    Im Schatten einer Pal m e sitzend, die aus einem W al wuchs, und auf nichts als Meer blickend, rechnete Res nicht da m it, dass irgendetwas sie noch überraschen könnte.
    »Die Sache ist d ie i h re W üste liegt gleich neben unserem Meer, aber trotzdem kommen die Leonesen nicht selbst zu uns, um Handel zu treiben. Sie bestehen aus Sand, W ä r m e und ein wenig Feuchtigkeit. W enn eines d er Ele m ente zu s tark ü b erwiegt, i s t es a u s m it einem Leonesen. Deswegen haben sie Angst vor dem Meer. Und deswegen, wenn ich m i r die Schlussfolgerung gestatten darf, haben sie ganz gewiss noch größere Angst vor dem Feuer. Es lässt W a s ser verda m p fen. Es ist Hitze pur. W er auch immer versucht hat, ihre brennenden Teppiche zu retten, Mädchen, ist daran gestorben.«
    »Das… das wollte ich nicht«, f l üst e rte Res.
    Ti m otheus z uckte die A chseln. »Es ist aber geschehen. Und nun haben Sie eine Lebensfehde m it den Leonesen am Hals. Ich m öchte nicht Sie sein. Die Sandleute geben nie m als auf.«
    Res wünschte sich in d i esem Moment auch, je m and anderes zu sein. Sie war schuld am Tod eines, vielleicht mehrerer W esen. Kein Wunder, dass die Leonesen so zornig waren. W enn je m and ihre Mutter u m gebracht hätte, dann würde sie de m j enigen auch nie vergeben.
    Sie hatte diese Reise begonnen, um Leben zu retten, und stattdessen hatte sie je m and e m den Tod geb r acht.

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