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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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die dachten, ein fliegender Teppich sei es wert, gestohlen zu werden. Res änderte ihren Plan.
    »Teppich«, befahl sie, »lande vor dem Dorf so weit w e g wie möglich, ohne dass wir von der Klippe stürzen!«
    Der Teppich gehorchte und setzte behutsam an der Spitze des Felsvorsprungs auf, auf d e m das D o rf lag, das Res sich ausgesucht hatte. Sie rollte ihn zusam m en, v e rstaute ihn im Weidenkorb und schulterte den Korb, der ihr, na c hdem sie den Wagen gezogen hatte, gar nicht m ehr schwer erschien. So ging sie auf das Dorf zu, die Katze an i h rer S eite.
    Als sie näher ka m , erk a nnte sie, dass es sich bei der U m zäunung tatsächlich um Zähne handelte. R ie sige Zähne, gelblic h ; Res f ra g te sich, zu welcher Kreat u r s i e wohl gehört haben m ochten. Zwischen den Zähnen hingen Gezweig und Federn, so dass nichts von dem Dorf dahinter zu erkennen war.
    » W er da ? «, rief eine schnarrende Stimme.
    »Res aus Sirido m «, antworte Res, »eine Reisende auf der Suche…«
    Sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden. »Bleibt, wo Ihr seid! Rührt Euch nicht vom Fleck!«, o r dnete die Sti mm e an, und Res gehorchte. Aus dem Gestrüpp zwischen den Z ähnen schob sich ein Rohr, dessen Ende den Sonnensche i n widerspiegelte; es m u sste aus Glas bestehen.
    »Jetzt dreht Euch u m . Ganz langsam.«
    Res tat w i e geheißen. D i e Katze empfand dergleichen Kapriolen o ff enbar als würdelos; si e blieb g ela n gweilt s it z e n .
    »Na schön«, sagte die Stim m e, » I hr habt es nicht an Euch. Ihr könnt unser Dorf betreten.«
    Das Rohr wurde zurückgezogen, und etwas von der Abdichtung zwischen den Zähnen verschwand. Zuerst dachte Res, dass es nur durch m ehr Federn ersetzt wurde, doch dann begriff sie, dass dort ein Wesen stand. Sie wusste nichts über die Be w ohner von Haruspex, aber offensichtlich r e ichten sie ihr nur bis zum Kinn und kleideten sich in Ge w änder aus Federn.
    Sie zwängte sich durch den Sp a lt, was m it dem W eidenkorb auf ihrem Rücken nicht leicht war. Kaum stand sie auf der anderen Seite, da schnellten die Zweige wieder zurück.
    »Meine Begleitung…«, protestierte Res.
    »Die Katze bleibt draußen«, schnarrte der Dorfbewohner, der sie e m pfing. »Sie kann Euch später abholen, wenn Ihr wieder geht. An dem Tier stimmt etwas nicht; das rieche ich. W ürde mich nicht wundern, wenn es m it d e m Nichts zu tun hätte.«
    Vor Überraschung schluckte Res ihren W iderspruch herunter. »Ihr wisst von dem Nichts ? «
    »Genug, um nie m anden hier hereinzulassen, der d a m it in Berührung gekom m en ist«, gab die W ache zurück.
    Schnurrspitz, dachte Res, warte h i er auf mich. Ich werde d i r zu fressen mitbringen und auch dein Fell bürsten, ich verspreche es. Aber wenn si e hier etwas über das Nichts wissen, dann mu s s ich herausfinden, was!
    Die Katze erwiderte ni chts. W ahrscheinlich w ar s i e b eleidigt. Doch es gab hier oben auf den Klippen kaum e i nen anderen Ort, zu dem sie gehen konnten. Das nächste Dorf mochte genauso katzenunfreundlich sein, aber kein W i ssen als Ausgleich zu bieten haben.
    »In m einer Hei m at haben wir schon von d e m Nichts gehört, auch wenn es uns noch nicht erreicht h a t«, erklärte Res d e m Wächter,
    »und ich bin losgezogen, um ein Mittel dagegen zu finden.«
    Der fedrige kleine Mann spie a u f den Boden, dann rü m pfte er die spitze Nase und erwiderte: » W ir haben hier das beste Mittel gefunden. W i r lassen nie m anden herein, d er e twas m it dem Nichts zu t u n hatte. Uns wird nicht passieren, w a s m it To-Ti-La gesche h en ist, o nein!«
    » W as ist denn geschehen ? «
    »Fragt jeden hier im Dorf«, sagte der W ächter ungeduldig. »Ich kann nicht länger heru m stehen und den Tag verschwatzen. Im m er wachsa m , nie ein Auge geschloss e n, bis die Ablösung kom m t, das ist m ein Motto ! «
    D a m it ließ er sie stehen und press t e sein Gesicht wieder gegen das andere Ende des Rohres. Nach einem Mo m e nt der Verblüffung m achte sich Res auf den Weg.
    Die Häuser des Dorfes waren w i e die m eisten Gebäude Sirido m s rundlich, und jedes war von einer eigenen kleinen Hecke umgeben. Man sah nicht viele Bewohner auf den Straßen, und diejenigen, die unterwegs waren, schienen es alle sehr eilig zu haben. Nie m and schlenderte ge m ächlich oder ging, nein, alle hasteten, und ihre stockdünnen Arme m achten zackige Be w egungen da b ei.
    Zu ihrer Erleichterung fand Res den Dorfbrunnen sehr schnell. Die Katze war nicht die

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