Der König der Narren
Rah m en, ka m en, k a m en hierher von w e it, k ei n e Zeit, alle Zeit, z u viel Zeit. Stets bereit.«
In Res festigte sich ein E ntsc h luss. Sie konnte nicht zulassen, dass der ar m e Kerl von den D orfbewohnern u m gebracht wurde. S i e m usste ihn rette n . Aber dazu brauc h te es einen besseren Plan, als auf die Hecke loszugehen und zu versuchen, ihn herauszuholen.
»Ich glaube, ich verst e he«, sagte sie traurig. »Und Ihr seid sicher, dass durch seinen Tod E uer Dorf geschützt wird?«
Guin nic k te ei f rig. »St o -Vo-Kor ist nicht irgendein Dorf«, fügte sie hinzu. »Unseren Gründern ist es sogar gelungen, einen Glücksdrachen zu erlösen. Das ar m e Tier war nach einem K a m p f mit ein e m Felsenwurm schwer verwundet und hätte sich gewiss ohnehin nicht erholt. Es wurde unser er s t er Süh n eträger, und seither hat Sto-Vo-Kor nur Glück gehabt. S o ein Ort darf nicht untergehen!«
»Ich… verstehe Euch«, antwortete Res und tat alles, um nicht d i e Beherrschung zu verlieren. »Auch ich würde nichts unversucht lassen, um Siridom zu retten.«
»Ich wusste, dass Ihr ei n e Glei c hgesinnte seid!«, strahlte Guin.
»Ich wünschte, ich könnte der Zeremonie bei w ohnen«, fuhr Res fort, »aber ich habe es wirklich eilig. Jeder Augenblick zählt. Könnt Ihr m i r nicht schildern, was genau vor sich gehen wird ? «
»Natürlich«, entgegnete Guin, fasste sie am Arm und führte sie aus dem G e fängnis heraus.
Als Res die Siedlung verließ, hatte sie nicht nur neuen Pr oviant, eine Beschreibung des Weges nach Kading und einige Infor m ationen m ehr, sondern auch eine Übersicht über den Ablauf des Reinigungsrit u als erla n gt. Sowie sie den äußersten Zaun hinter sich gebracht hatte, rief sie:
»Katze! Katze, kom m , wir m üssen weiter!« Still fügte sie hinzu: Aber es gibt noch etwas zu erledigen.
Hast dir lange genug Zeit gelassen. Es ist windig hier draußen, und die Felsenmäuse sind so argwöhnisch wie diese Dorfbe w ohner. Ich habe keine einzige gefangen, sc hm ollte die K atze und sprang auf einen breiteren Stein, hinter dem sie sich verborgen hatte. Kä m m st du jet z t mein F ell?
»Gleich«, erwiderte Res.
Sie entfernte sich vom Dorf, so weit sie konnte, holte den Teppich hervor, breitete ihn aus und setzte sich m it dem Weidenkorb darauf. Die Katze sprang auf ihren Schoß, doch Res schüttelte den Kopf.
»Nein, warte hier. Du musst m i r g l eich sagen, ob m an m ich von hier aus sehen kann, dort, wo ich sein werde.«
Du würdest mich doch nicht im Stich lassen in diesem öden Bergnest?, fragte die Katze.
»Nein«, gab Res gekränkt zurück.
Die Katze m aunzte, dann verließ s i e den Teppich wieder. Res befahl dem T e ppich, unter die Klippe zu fliegen. Die Katze versicherte ihr, m an könne sie von oben noch e r kennen. E s dauerte eine ganze Weile, bis sie eine Position ge f unden hatte, die vom Felsvorsprung aus un s i c h t b ar w a r .
»Merke dir diese Stelle, Teppich. W ir kehren gleich hier h er z u rück.«
Dann holte Res die Katze und richtete sich auf das W arten ein, während sie ihr Versprechen erfüllte, und begann das Fell der Katze
auszukämmen. Es war nicht einfa c h. Unter dem Felsen wehte der W i nd zwar nur schwach, aber im m e r noch spürbar. Außerdem steckte W üstensand und m anches andere i m Fell von Schnurrspitz; die Katze sah mittlerw e ile m ehr hellb ra un als buttergelb aus. Sie war so glücklich darüber, gekämmt zu wer d en, dass sie nicht fragte, was R e s denn vorhatte, und Res kam von sich aus nicht darauf zurück. Die Katze würde es eine überflüssige G efahr nennen, das konnte sie sich denken. Und wenn Schnurrspitz ihre Gedanken belauschte, dann jedenfalls ohne jeden Kom m entar.
Res hatte tatsächlich bis auf den Schwanz alles durchgebürstet, als sie Gesän g e über sich h örte. E s w a r so weit. Die Melodien klangen einfach und eingängig; auch für j e manden wie sie, der nicht wusste, was genau gesungen wurde, wäre es leicht gewesen m itzusummen. Dann verstummte das Lied, und eine schrille Stim m e verkündete weithin verneh m bar, nun sei es so weit, der Sühneträger werde die Schuld auf sich neh m en und Sto-V o -Kor so vor dem Untergang bewahren. Ein gewaltiges Flattergeräusch hob a n ; Res ver m utete, dass alle in die H ände klatschten.
»Und nun stoßt ihn aus dem Nest!«
Res beugte sich vor. Ihr ganzer Körper war an g espannt. Aber sie durfte nicht zu früh handeln. Sie hielt den Atem a n und zählte
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