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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Einzige, die das Bedürfnis hatte, sich zu putzen. Sie zog sich einen Ei m er m it Wasser herauf, wogegen nie m and etwas zu haben schie n ; zu m indest beachtete sie nie m and. Dann trank sie, wusch sich, so gut es ging, und erneuerte ihren Verband m it d e m Seetang, den Ti m otheus ihr m itgegeben hatte. Es tat nicht weh, bis sie den alten Tang entfernte, aber der Anblick ihres ver s tüm m elten kleinen F i ngers ließ ihren Magen rumoren.
    » W as ist da s ? Das s i eht verdäc h tig a us!«
    Je m and riss ihre Hand an sich, und erst da, als sie das Gefühl von kleinen Federspitzen auf ihrer H a ut spürte, begriff Res, dass die Dorfbewohner nicht Federgewänder truge n ; das Gefieder w u chs aus ihnen hervor. Sie schaute auf und bli c kte auf eine blaufedrige Gestalt m it schwarzen Knopfaugen.
    »Es ist eine Wunde«, sagte Res so ruhig wie m ö glich, »und sie tut sehr weh, wenn ich sie n i cht wieder verbinde.«
    Die W i nkel des dünnlippigen Mundes glitten nach unten, und die Stim m e kl a ng tatsächlich reuig, w ährend die Gestalt ihre Hand losließ. »Oh. Ja. Jetzt sehe ich es. Eine nor m ale Wunde. Kein Nichts. Tut m ir Leid.«
    Res begann ihren Finger m it See t a n g zu u m wickeln. Sie seufzte, als die erleichternde Betäubung zur ü ckkehrte, dann stellte sie sich vor und fragte, m it w e m sie die Ehre habe.
    »Guin«, antwortete ihr Gegenüber, »Hutverkäuferin in S to-Vo-Kor. Und es tut m i r wirklich l e id, aber dies i s t eine sc h l echte Zeit für Besucher, nach de m , was m it To-Ti-La geschehen ist. W ir haben
    alle Angst. Ihr solltet nach dem Reinigungsritual wiederkom m en, dann wird es uns besser gehen.«
    »Ich habe leider keine Wahl, was den Zeitpunkt betrifft«, sagte Res und erzählte ein weiteres Mal i h re Geschichte, wobei sie die Sache m it den Leonesen wegließ. Argwöhnischen Dorfbewohnern zu beric h ten, wie m an aus Versehen je m anden umgebracht hatte, war gewiss keine gute Idee.
    Den Kopf leicht zur Seite gelegt, la u schte Guin. Dann nickte sie.
    » W ir haben uns schon gedacht, dass es auch außerhalb von Haruspex auftaucht. Von einem Verlorenen Kaiser habe ich noch nie gehört, da kann ich E u ch nic h t weiterh e l f en, a b er wenn Ihr wollt, d ü r f t Ihr d a s Reinigungsritual beobachten. Das schützt uns endgültig vor d e m Nichts und sollte in Eurer Hei m at e benfalls wirken, wenn Ihr einen geeigneten Sühneträger findet.«
    Res hatte keine Ahnung, was ein »Sühneträger« sein sollte, doch sie nahm die Einladung dankend an. Es stellte sich heraus, dass Guin Fäden und Wolle über alles liebte ( » so viel besser als Gezweig zum Ausstopfen!«), und so hatte Res einiges, was sie m it ihr tauschen konnte. Ob die Katze sehr begeistert von ein e m Gericht sein würde, das sich »Wür m erragout« nannte, wusste sie nicht, aber es war besser als nichts. Guin brachte sie in ihr Heim und schwatzte über die alten Tage, als noch viel m ehr Besucher gekommen seien und der Handel floriert habe, und über den Untergang von To-Ti-La, dem Ort, aus dem die Gründer dieses Dorfes stam m t en. Dabei kredenzte sie Res Tee. Der Tee sch m eckte köstlich, und Res war dankbar, etwas W a r m e s im Magen zu haben, aber als s i e ihre Tas s e h ochhielt, um das gelbliche Material zu bewun d ern, erinnerte es sie se hr an die Zähne draußen im Do r f wall.
    »Tja, Drachengeschirr hat nicht jeder«, sagte Guin, die ihrem Blick ge f ol g t war, st o lz.
    Res entschied sich, lieber nicht zu fragen, wo die Drache n zäh n e herstam m ten. » W as hat es m it d e m Reinigungsritual und dem Sühneträger auf sich ? «, erkundigte sie sich, um nicht darüber nachzugrübeln, ob der Drache lebendig oder tot gewesen war.
    »Nun, das Nichts m uss ja irgend w o herkom m e n. Irgendwer m u s s schuld daran sein. Aber den Schu l digen zu finden könnte zu lange dauern. Also wählen wir einen Sühneträger, auf den die Schuld übertragen wird. In diesem Jahr fiel die Wahl nicht weiter sch w er.« Guin klatschte in die Hände, ein Geräusch, das sich anhörte wie das Flattern von Flügeln. »Ich kann ihn E u ch zeigen! D ann wisst Ihr, nach welchen Kennzeichen Ihr in Siridom Ausschau halten m üsst, um dort ebenfalls das Reinigun g sritual durchzuführen.« Vertraulich fügte sie hinzu: »Mein Mann gehört zu den Wächtern und hat heute die Oberaufsicht, bis das Ritual anfängt. Eine besondere Ehre.«
    Ein ungutes Gefühl m a c hte sich in Res breit. D i e Sache m it dem Sühneträger klang

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