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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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lieber, wie du m it den Knoten fertig wirst, da m it Gerjo keinen Grund hat, den T eppich m i nderwertig zu nennen.
    Kürzer. Das war es. Sie hatte den Teppich auf ein bestimmtes Längen m aß angelegt, weil die verschiedenen Maße in Siridom seit Urzeiten vorgegeben und stets diese l ben waren. Aber es gab wirklich keinen Grund, nicht ein neues Maß zu wählen. Natürlich war dann früher als geplant ein Abschlussmu s ter n ö tig. Sie m usste das l e tzte Bild anders vollenden, ohne dass es den Rhythmus der Gesa m tdarstellung zerstörte.
    Als Lavan m it d e m F r ühstück hereinka m , glitt das Schiffchen wieder e m sig hin und her. Er stellte ihr Milch und Brot hin und beäugte bewundernd den T eppich.
    »Er ist ja bald fertig«, sagte er, »das m uss ich Gerjo erzählen! Weißt du, er ist wirklich hübsch, aber es tut m i r Leid, dass du schon so weit bist. Jet z t wir s t du m it d e inen Schwestern fortgehen, nicht wahr ? «
    Res war so auf das W eben konzentriert, dass es etwas dauerte, bis Lavans W orte in ihr Bewusstsein drangen. Er stand bereits an der Tür, als sie verwundert wiederholte:
    »Mit m einen Schweste r n?«
    Lavan m achte ein bekümmertes G e sicht. »Dann war es doch eine Überraschung«, sagte er geknickt. » B itte verrate Gerjo nicht, dass ich es verpatzt habe.« Damit floh er, ehe sie ihn zurückhalten und um eine ausführlichere Erklärung bitten konnte.
    Einen Moment lang blieb sie still. Ihr Verstand drängte sie, hinter Lavan herzurennen oder Gerjo zu suchen und zu fragen, was es m it irgendwelc h en Schwestern auf s i ch hatte. Aber sie s t and so kurz v o r der Vollendung des Teppichs, und wenn sie jetzt aufstand, um herauszufinden, was Lavan ge m eint h a tte, wür d e sie vielleicht n i cht m ehr zurückkehren. Mit einem Mal begriff sie, warum Pallas sich so sehr wünschte, der Teppich vom V e rlorenen Kaiser könne fertig gestellt werden, und warum Pallas so s i cher war, dass die ursprüngliche Weberin gestorben sein m usste, ehe sie ihn vollenden konnte. Mit jeder Faser seines W esens an etwas zu arbeiten und es dann einfach stehen zu lassen, ehe der letzte F a den verknüpft war, das brachte eine Weberin einfach nicht fertig. S c hon der Gedanke t a t körperlich weh.
    Res webte weiter. Sie zog gerade den letzten F aden durch, als sie ein Kratzen an der Tür h örte.
    Ich weiß, dass du böse auf mich bist, s agte die Katze, abe r hör jetzt auf mich. Die Leonesen sind hier. Drei von ihnen jedenfalls. Und ich glaube nicht, dass sie Gutes für dich oder mich geplant haben. Wir müssen verschwinden!
    Ihr Ges e lle n stück war v ollend e t. Viell e icht ließ es s ich n i c ht m it den Meisterwerken im Arachnion vergleichen, aber der harmonische Tanz aus Blau, Gelb und Silber war ihr eigener, anders als alle Teppiche, die sie kannte, und doch ganz Sirido m .
    Res, hörst du mich?
    »Ja«, erwiderte Res langsa m , während die Erschöpfung über sie hereinbrach, »ich höre dich.«
    Der Teppich war fertig, und sie b lieb ausgepumpt und leer zurück. In diesem Augenblick glaubte sie nicht, dass sie so etwas noch ein m al erleben wollte. Sie stand auf u n d f ühlte si c h steif in allen Knochen. Mühsam schleppte sie sich zur Tür, öffnete sie, und erst als die Katze ihr beinahe in die A r m e sprang, begann Res wieder ein Teil der W irklic h keit zu wer d en. Die Le o nesen also.
    Die Katze krallte sich in ihrem K l eid fest. Hol den fliegenden Teppich, und dann nichts wie auf und davon!
    » W o ist der Sühneträger ? «
    Der ist h i er nicht in G efahr. Nie m and will etwas von i h m. Res, Res, wie willst du d ein Siridom r e tten, wenn diese rac hs üchtigen Sandhaufen dich in die F i nger beko m m en?
    Res m achte auf dem Absatz k ehrt u nd lief in das Zim m er zurück. Sie wollte g erade die K atze lo s l as se n, um sich nach ihrem W eidenkorb zu bücken, als Gerjos Stim m e s ie unterbrach.
    » W ie ich sehe, habt Ihr Euer W erk beendet.«
    Langsam wandte sich Res u m . Gerjo stand im Türrah m en und hinter i h r dr e i weiblic h e Gest a lten. Ei n e trug Ge r j o s Gesicht sz üge. Die übrigen beiden glichen immer noch ihr. Bis auf den Um s tand, dass ihre rechten Hände frei von Verbänden und fehlenden Gliedern waren. Alle drei starrten sie hasserfüllt an.
    »Ihr seid m ein Gast«, fuhr Gerjo fort, »und deswegen kann ich Euch nicht einfach diesen Frauen übergeben.«
    Sie wollte n ur, dass du zuerst ihren Teppich fertig machst, wenn du mich fragst.
    »Aber sie

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