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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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m te ihn nach, bis seine M u tt e r diesen Z e itv e rt r eib e n tdeckte. Ge r jos m issbilligendes Zungenschnalzen lenkte Res’ Auf m erksa m keit auf die beiden, und ihr kam eine Idee.
    Sie kra m te aus ihrem Weidenkorb den K a mm hervo r . Die Katze, die sich eine Heide m aus gefangen hatte und sich nach der Mahlzeit zu putzen begann, warf ihr einen ho f fnungsvollen Blick zu.
    »Nicht für dich.« Res setzte sich neben den Sühneträger. W i e lange er in Sto-Vo-Kor gefangen gew e sen war, ahnte sie nicht, doch es musste auf jeden Fall eine lange Z e it gewesen sein, denn seine Haare und sein Bart wucherten fast bis zu seinem Gürtel hinab. Das silbrige Grau war hoffnungslos verfilzt und voller Knoten, aber dicht und fest. »Erschrick nicht«, sagte sie leise, »es wird wehtun.«
    Als sie den Kamm das erste Mal versuchsweise in sein Haar steckte, erstarrte er und drehte sich u m . Er nahm ihre linke Hand von seinem Haupt und ließ seine Finger über die ihren gleiten. Dabei fiel ihr auf, dass seine Haut zwar spröde, aber ohne Verhornungen war, außer an den Zeigefingern. Es w a ren die Finger von je m ande m , der eindeutig nie ein Handwerk ausge ü bt hatte oder Bauer gewesen war. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass ihre eigenen Finger sich im Vergleich rau anfühlen mussten, u n d schüttelte den Kopf. Als ob das jet z t wichtig wäre.
    »Ich brauche deine Haare für d e n Teppich«, erklärte Res beschwichtigend.
    »Haar, war, nie m als wahr. W ar nic h t hier, aber dort. Bald fort«, erwiderte er, zuckte d i e Achseln und kehrte zu seiner vorherigen Haltung zurück.
    Res nahm erneut den Kamm in die Hand, aber das Haar des Sühneträgers w ar so sehr verknotet, dass sie sich von Gerjo einen Krug Wasser ausborgte und ihm kurzerhand den Kopf wusch. Danach war es im m er noch nicht leicht, doch i mm erhin einfacher als vorher, ihn zu käm m en und ihm m it Kunlas Messer Bart und Kopfhaar zu schneiden. Er verhi e lt sich sehr s t ill; wenn er ein Kind wie Lavan gewesen wäre, hätte er rasch d i e Geduld verloren und begonnen zu zetern. Nein, Gerjo hatte wohl Recht. Er war kein Sassafranier. Aber er hatte gewusst, dass sich hier der Schlüssel für den Zugang nach Kading befand, also konnte er auch nicht völlig verrückt sein. Bei der Mahlzeit hatte ihm Gerjo einiges in den Mund gesteckt, doch andere Bissen hatte er sich selbst genom m e n. Vielleicht rührte sein Wahnsinn von der Gefangenschaft in Sto-Vo-Kor her, und er konnte sich davon erholen?
    » W ie lautet dein Na m e ? «, fragte Res versuchs w eise noch ein m al, während sie seine nassen, abgeschnittenen Haare zum Trocknen ausbreitete.
    »N a m e. Brücke über den See. Sieg für den dreifingrigen Drachen. Lachen!«
    Mit kurzen Haaren, ohne Bart und in H e m d und Hosen, die von Lavan stam m ten, wirkte er wie ein würdiges Rats m itglied d er Gilde, solange er nicht den Mund auf m achte. »Er ist lustig«, m einte Lavan.
    »Dürfen wir ihn behalten, Gerjo ? «
    »D a m it wird Res nicht einverstanden sein. Im Übrigen kann ich m i ch nicht ständig um ihn küm m ern, und du bist zu jung dafür.«
    Res, die bereits begonnen hatte zu hoffen, der Sühneträger würde hier eine neue Hei m at f i nden, sackte ein wenig in sich zusammen.
    Sag ihr, sie kriegt den T eppich nicht, wenn sie ihn uns nicht abnimmt, schlug die Katze vor, und gerade weil sie ähnliche Gedanken gehegt hatte, schä m te sich Res. Sie war für den Mann verant w ortlich, und wenn e r sie in Gefahr gebracht hatte, so hatte er ihr doch auch geholfen.
    Endlich war es so weit; sie h a tte genügend Material beisa mm en, der W ebstuhl war aufgestellt, und Gerjo hatte ein Lag e r v orbereitet, da m it sie sich zwischendurch a u sruhen konnte. Res sammelte sich und bat alle ihre Vorfahrinnen, i h r beizustehen. Nie hätte sie geglaubt, ihr Gesellenstück unter solchen Bedingungen erstellen zu müssen. Dann begann sie zu weben.
     
    Irgendwann hörte der Raum um s i e auf zu existieren, und es gab nur noch das Schiffchen, das zwischen den blauen Fäden hin- und herglitt. Sie spürte es in sich, wenn sie G e lb zu f ügen m u sste o d er wann Grau nötig war, at m ete wieder die trockene Luft der Wüste ein oder die salzige des Meeres, und erst als ihre K ehle fast ausgetrocknet war, erinnerte sie sich daran, dass ihr Wasser zur Verfügung stand, und nahm wieder etw a s von ihrer U m gebung wahr.
    Lavan und Gerjo hatten sie anfangs beobachtet, waren dann aber auf das Feld zurückgekehrt,

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