Der König der Narren
erheben sch w erwiegende Anschuldigungen wider Euch. W ie es scheint, bin ich nicht die Einzige, der Ihr einen Teppich angeboten habt. Die Leonesen hier behaupten, Ihr hättet auch ihnen einen Teppich versprochen und dann, als sie Euch vertrauensvoll in ihre Zelte aufnah m en, e i nen von ihnen getötet und ihr Eigentum zerstört. Das Gleiche h ättet I h r auch m it m ir vor, sagen sie. Ist das wahr ? «
All ihre Geistesgegenwart und K r aft schienen aufgebraucht zu sein, nach zwei Tagen und Nächt e n fieberhaften Schaffens. Res konnte nur f l üstern: »Es war ein Unfall. Sie wollten m i ch nicht gehen lassen.«
An die steinernen d r ei Gesichter gerichtet fügte sie hinzu: »Ich wusste nicht, dass Feuer so gefährlich für Leonesen ist. Es tut m ir Leid.«
»Lügst!«, zischte eine von ihnen.
Gerjos M i e n e drückte Zw eifel aus. Sie ver s chränkte die Ar m e ineinander. »Es scheint, dass W ort gegen W ort steht.«
Diejeni g e, die Gerjos Gest a lt ange n o m m en hatte, f orderte: »Gib Katze heraus, wenn Leid tut. Katze wusste. Verdient Strafe.«
Der weiche, war m e Körper in i h ren Ar m en wurde steif, und Res spürte, wie sich die Krallen der K a tze, durch den Stoff hindurch in ihre Haut schlugen. Sie dachte an den u m gestürzten W ebstuhl und die zerrissenen Kettfäden und daran, dass die Katze bestimmt wegen Kading gelogen hatte. Sie dachte an die Selb s t s u cht der Katze.
Dann dachte sie an ihre bishe r ige Reise und daran, dass sie längst hätten fort sein können, wenn sie bei Lavans W o rten nur ein bisschen nachgedacht hätte, statt nur die W eberei im Kopf zu haben.
»Die Katze ist m eine Gefährtin. Ich lasse sie nicht im Stich.«
»Beide schuldig«, sagte eine i h rer eigenen Doppelgängerinnen. Inzwischen hatte Ge r jo Zeit gehabt, d e m W ebs t uhl m ehr als nur einen flüchtigen Blick zu schenken. Ihre Augen weiteten sich. »Aber der ist ja wirklich w underschön!«, rief sie.
In m itten der betäubenden Mischung aus Furcht, Erschöpfung und blinder Entschlossenheit erwac h te ein Funken Stolz in Res und wär m te sie. »Ich habe m einen Teil des Handels erfüllt«, sagte sie fest. »Erfüllt nun auch den Euren. Ihr habt versprochen, m i r den W eg in die Stadt Kading zu weisen. Ich halte Euch für eine ehrliche Frau, die bestimmt nicht d en Groll der L eonesen nutzen will, u m einen Betrug zu verüben und u m sonst einen Teppich zu bekomm e n.«
Ärger, Scham und Entschlossenheit ver m engten sich in Gerjos jungem Gesicht. »Nun gut«, entgegnete sie. » N ie m and soll m ich je eine Betrügerin nennen dürfen…«
»Kannst sie nicht entkommen l a ssen!«, unterbrach eine Leonesin sie aufgebracht. » W irst sonst selbst unsere Feindin!«
»… und es i st«, schloss Gerjo, »eine gute Möglichkeit, um festzustellen, ob Ihr eine Mörderin seid oder nicht.«
Die drei Gestalten le g t en sich die A r m e um die Schultern. Nach einer W eile verkündete Gerjos Ebenbild: »Nichts geregelt. Nicht einverstanden. W erden jedoch Prüfung beobachten, dann handeln.«
Res, m u r m elt e d i e Kat z e , du bist ein Schatz unter den Zweibeinern, und ich werde dir ewig dankbar sein. Aber wenn die drei dir tatsäc h lich den Rücken kehren, da n n lauf in d i e andere Richtung, so schnell du kannst, und fliege davon, sobald es geht. Wenn du hier auf Erklärungen wartest, dann wird das dein Tod sein und meiner. Du glaubst doch nicht, dass diese Weiber im Ernst auf die Wünsche der klei n en Pfl ü ckerin Rücksicht nehmen? Der einzige Grund, warum sie nicht längst an ihr vorbei hier h e reingedrängt sind, liegt darin, dass sich in diesem Raum r e ichlich viele Wasserkrüge befinden, von denen du nur zum Teil getrunken hast.
Schnurrspitz, gab Res zurück, sobald sie sich umdrehen, lasse ich dich auf den Boden fallen. Dann lauf und drück die Tür zu. Ich weiß, dass du Gegenstände aus Holz bewegen kannst, w enn du will s t.
»Folgt m i r«, sagte Gerjo und dre h te sich u m . Res m achte einen Schritt nach vorne. Die drei Leonesinnen wandten sich ebenfalls in Gerjos Richtung, und Res öffnete ihre Ar m e.
Die Tür war bereits verriegelt, und Res wischte sich den Schweiß von der Stirn, als Gerjo sich zwischen dem wü t enden Knirschen von Sand auf Holz endlich G ehör verschaffen konnte.
» W as soll d a s ? «, fragte sie är g erlic h .
»Ich treffe nur ein paar Vorbereitungen, ehe ich zu Euch herauskom m e«, sagte Res la ut . »Verzeiht m ir, aber m eine Fä h ig k eit,
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